Luftwaffe plant Ausbau der bodengebundenen Luftverteidigung

Luftwaffe plant Ausbau der bodengebundenen Luftverteidigung
Foto: DVIDS/Kevin Schrief (The appearance of U.S. Department of Defense (DoD) visual information does not imply or constitute DoD endorsement.)

Auf dem Ground Based Air Defence Summit der CPM GmbH in Berlin eröffnete der stellvertretende Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Lutz Kohlhaus, die Tagung mit einem deutlichen Aufruf zur Stärkung der bodengebundenen Luftverteidigung. Generalleutnant Kohlhaus machte deutlich, dass die Luftwaffe deutlich mehr Flugabwehrsysteme mittlerer Reichweite benötigt: Zu den bereits georderten sechs IRIS‑T‑SLM‑Batterien fordere sie nochmals sechs zusätzliche Systeme. Die erste der sechs bestellten Einheiten ist zwar inzwischen bei der Bundeswehr eingetroffen, befindet sich jedoch – noch nicht der Luftwaffe zugeordnet – in der laufenden Einsatzprüfung. Erst nach Abschluss dieser Tests kann das System in den regulären Betrieb übergehen.

Vom Patriot-System hat die Luftwaffe derzeit neun Feuereinheiten; acht weitere sind bereits bestellt, womit man künftig auf 17 Systeme komme. In diesem Zusammenhang prüfe das Ministerium, ob mit den Neusystemen auch die US‑Führungssoftware IBCS eingeführt werde; eine Entscheidung solle bis Jahresende fallen.

Um die Lücke zwischen Patriot und Arrow 3 zu schließen kündigte Kohlhaus an, dass die Luftwaffe auch die in Entwicklung befindliche Arrow 4 beschaffen will. Der neue Lenkflugkörper decke das Höhenband oberhalb von Patriot bis hin zur Übergangszone zum Weltraum ab und könne dank Kompatibilität mit vorhandenen Arrow‑Radaren und Startgeräten kostengünstig eingeführt werden. Die Kaufabsicht sei bereits sowohl nach Israel als auch an die Leitung des Verteidigungsministeriums übermittelt. Die Beschaffung von Arrow 4 würde den deutschen Arrow‑Batterien eine endoatmosphärische Abfangfähigkeit geben und sie damit in die Lage versetzen den Großteil der russischen ballistischen Raketen abzufangen.

Allerdings, betonte der General, stoße die Luftwaffe mit den geplanten 29 bodengebundenen Luftverteidigungssystemen plus Arrow 3 personell an ihre Grenzen. In der laufenden Wehrpflicht‑Debatte plädierte er daher nicht für Massen an Grundwehrdienstleistenden „mit dem Gewehr am Zaun“, sondern für eine Wehrpflicht, die hochspezialisierten Dienst in Technik und IT fördert – gestützt auf verpflichtende Grundbeorderungen und regelmäßige Übungen. Diese Praxis habe sich in der Luftwaffe schon bewährt, weil man Wehrdienstleistende „gut behandle und nicht anschreie“.

Perspektivisch fordert Kohlhaus den Aufbau eines zweiten Flugabwehrraketengeschwaders. Der Aufbau eines zusätzlichen Geschwaders setze allerdings weiteres Personal voraus und könne realistischerweise erst in den 2030er‑Jahren beginnen.

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