U212CD – die zukünftigen U-Boote der Deutschen Marine

U212CD - die zukünftigen U-Boote der Deutschen Myarine
U212CD | Foto: thyssenkrupp Marine Systems

Als Ersatz für die sechs U-Boote der Klasse 212A erhält die Deutsche Marine ab 2032 sechs neue U-Boote der Klasse 212 Common Design, kurz U 212 CD. Diese sollen im Vergleich zu den U-Booten der Klasse 212A wesentlich leistungsfähiger sein und werden gemeinsam mit Norwegen beschafft.

U-Boot-Klasse 212 Common Design

Bereits 2017 wurde zwischen dem deutschen und dem norwegischen Verteidigungsministerium das sogenannte Naval Defence Material Cooperation Memorandum of Understanding abgeschlossen. Das Memorandum of Understanding zielt auf eine strategische Allianz im Bereich der Entwicklung, Beschaffung und gemeinsamen Nutzungsunterstützung ab. Es umfasst eine weitreichende Zusammenarbeit, darunter den gemeinsamen Bau von U-Booten, die Entwicklung und Produktion von Seezielflugkörpern, gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprojekte sowie eine verstärkte Zusammenarbeit der Seestreitkräfte. Auch die Ausbildung, Ersatzteilbewirtschaftung und Wartung der neuen U-Boote sind Teil dieser Kooperation. Beide Partner erhoffen sich durch die Zusammenarbeit Synergien, indem nationales Know-how und Fähigkeiten beider Partner genutzt, Aufgaben und Kosten geteilt sowie technologische und finanzielle Vorteile realisiert werden – mit dem Ziel, Doppelarbeit zu vermeiden.

Am 8. Juli 2021 wurde dann der Beschaffungsvertrag unterzeichnet. Zunächst wurden lediglich sechs U 212 CDs beschafft, vier für Norwegen und zwei für Deutschland. Am 18. Dezember 2024 stimmte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages dann der Beschaffung von vier weiteren U 212 CDs zu. Kurze Zeit später hat das Beschaffungsamt der Bundeswehr mit dem Hauptauftragnehmer thyssenkrupp Marine Systems einen entsprechenden Vertrag geschlossen. Auch das norwegische Parlament hat der Beschaffung zweier weiterer U 212 CDs zugestimmt, diese wurden bisher allerdings noch nicht bestellt. Somit sind aktuell zehn U 212 CDs bestellt, sechs für Deutschland und vier für Norwegen. Die Bestellung zweier weiterer U-Boote für Norwegen ist wahrscheinlich und dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein. Damit würden die Seestreitkräfte beider Länder über jeweils sechs dieser Unterseeboote verfügen. Während dies den Bedarf der norwegischen Marine erfüllt, geht der Bedarf der Deutsche Marine darüber hinaus. Bereits das im März 2023 veröffentlichte Zielbild sieht sechs bis neun U 212 CDs vor. Aufgrund der neuen NATO-Fähigkeitsziele dürfte der Bedarf nochmals steigen. Laut Hartpunkt muss Deutschland gemäß den neuen NATO-Fähigkeitszielen ab 2031 mindestens fünf einsatzbereite U-Boote vorhalten. Das ergibt bei einem Rotationsfaktor von drei einen Gesamtbedarf an 15 U-Booten. Ob sich der Bedarf durch den zusehends wahrscheinlicher werdenden Abzug der USA aus Europa nochmals erhöhen würde, ist bislang nicht bekannt.

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Die Kosten für die sechs deutschen U 212 CDs belaufen sich auf 7,49 Milliarden Euro. Davon entfallen 2,79 Milliarden Euro auf die ersten beiden Boote und 4,7 Milliarden Euro auf die vier zuletzt bestellten U-Boote. Ebenfalls in dieser Summe enthalten sind Ersatzteilpakete und Training. Während die 2,79 Milliarden Euro für die ersten beiden U-Boote im Einzelplan 14, dem regulären Verteidigungshaushalt, eingeplant sind. Sind die 4,7 Milliarden Euro für die restlichen vier Boote bisher weder im Einzelplan 14 noch im Sondervermögen der Bundeswehr hinterlegt. Stattdessen wurde einer außerplanmäßigen Verpflichtungsermächtigung zugestimmt, die diese und kommende Regierungen an das Beschaffungsvorhaben bindet. Das heißt, das Geld wird entweder durch eine Erhöhung des Einzelplans 14 aufzubringen sein oder durch neue Schulden, wie aktuell im Gespräch. Die vier bestellten norwegischen U-Boote kosten hingegen nur 2,71 Milliarden Euro. Warum Norwegen die U-Boote so viel günstiger bekommt, weiß ich leider nicht. Ich vermute jedoch, dass es daran liegt, dass die U-Boote in Deutschland gebaut werden und daher auch der Großteil der Wertschöpfung in Deutschland erfolgt.

Der Stahlschnitt für das erste U 212 CD erfolgte im September 2023. Im Jahr 2029 soll dann das erste U-Boot an Norwegen ausgeliefert werden. Die sechs deutschen U-Boote sollen im Jahrestakt von 2032 bis 2037 an die Deutsche Marine geliefert werden. Bei der Deutschen Marine werden die U 212 CDs die U-Boote der Klasse 212 A ersetzen. Bei der norwegischen Marine die U-Boote der Ula-Klasse. Hauptaufgaben der neuen Unterseeboote sind der Unter- und Überwasserseekrieg, Aufklärung und die Verbringung von Spezialkräften.

Technische Daten

Die Fähigkeitsforderungen der deutschen und norwegischen Seestreitkräfte an die neuen U-Boote sind folgende: weitgehende Stealth-Eigenschaften, hohe Feuerkraft, weitreichende und hochgenaue Sensoren sowie die Möglichkeit zur Verbringung von Spezialkräften. Hauptoperationsgebiet der neuen Unterseeboote soll der Nordatlantik sein. Im Ergebnis werden die U 212 CDs rund 73 Meter lang und 10 Meter breit sein. Aufgetaucht wird die Verdrängung der U-Boote rund 2.500 Tonnen betragen, getaucht rund 2.800 Tonnen. Im Vergleich zu den U-Booten der Klasse 212 A sind sie also ein ganzes Stück größer. Auch die Einsatzreichweite und Einsatzgeschwindigkeit sollen größer sein als die der U212A. Die Forderung nach verbesserten Tarnkappeneigenschaften der U-Boote hat zu einem innovativen, diamantähnlichen Design geführt. Der Entwurf des U212 CD wird so gestaltet, dass die Erfassung durch Aktivsonare maximal reduziert wird. Dabei orientiert sich der Anspruch an die eigenen Geräuschemissionen an dem des U212A – trotz der vergrößerten Abmessungen. Die Druckhülle besteht aus nicht magnetisierbarem Stahl.

Angetrieben werden die U 212 CDs von einem weiterentwickelten außenluftunabhängigen Antrieb, der zwei Dieselmotoren, Brennstoffzellen und ein Lithium-Ionen-Fahrbatteriesystem kombiniert. Bei den Dieselmotoren handelt es sich um die Serie MTU 4000. Die neu entwickelten Brennstoffzellen sollen für mehr Robustheit im außenluftunabhängigen Betrieb sorgen. Darüber hinaus soll ein Lithium-Ionen-Fahrbatteriesystem in die neuen U-Boote integriert werden. Dies soll zu einer deutlichen Leistungssteigerung beim Antrieb beitragen und den gestiegenen Anforderungen an die Seeausdauer gerecht werden.

U212CD | Foto: thyssenkrupp Marine Systems

Als Hauptbewaffnung wird wohl der sich in Entwicklung befindliche Common Heavy Weight Torpedo, kurz CHWT, dienen. Dabei handelt es sich um eine Weiterentwicklung des aktuell in Nutzung befindlichen Schwergewichtstorpedos DM2A4 Seehecht. Diese Weiterentwicklung erfolgt ebenfalls in Kooperation mit Norwegen. Zeitplan und Kosten sind bisher allerdings unbekannt. Neben dem Hersteller des DM2A4 Seehecht, der Atlas Elektronik GmbH, wird sehr wahrscheinlich noch der norwegische Rüstungskonzern Kongsberg an dem Vorhaben beteiligt sein. Neben dem CHWT sollen die U 212 CDs auch noch mit dem Interactive Defence and Attack System for Submarines, kurz IDAS, bewaffnet werden. Dabei handelt es sich um ein Lenkflugkörpersystem für U-Boote, mit dem Luft-, See-, und Landziele bekämpft werden können. Hauptsächlich ist IDAS aber dafür gedacht, feindliche U-Jagd-Hubschrauber zu bekämpfen, die eine Bedrohung für das eigene U-Boot darstellen.  Der Haushaltsausschuss des Bundestages hatte am 18. Dezember 2024 insgesamt 67 Millionen Euro für die Entwicklung und Qualifizierung von IDAS freigegeben. Diese soll bis 2029 abgeschlossen sein. Im Anschluss soll das Lenkflugkörpersystem beschafft werden. Darüber hinaus ist auch die Integration der Anti-Torpedo-Torpedo Seaspider geplant. Dabei handelt es sich um ein Selbstverteidigungssystem, das mittels „Hardkill“ angreifende Torpedos abwehren soll. Dieses System soll auf den U 212 CDs zu einer deutlichen Verbesserung des Eigenschutzes gegen angreifende Torpedos beitragen.

Entwicklung von IDAS beauftragt
IDAS | Foto: thyssenkrupp Marine Systems

Im Bereich der Sensorik werden die U 212 CDs über ein Conformal-Sonar-Array im Bugbereich und ein Flank-Array verfügen. Beide sollen deutlich gesteigerte Ortungsfähigkeiten bieten. Als Minenvermeidungs- und Navigationssonar kommt das SA9510S MKII zum Einsatz. Als Bodennavigationsgerät mit Fächerecholoten das EM2040 MIL und als Fächerecholotsystem das EA640. Abgesehen davon ist über die Sensorik recht wenig bekannt. Als Führungs- und Waffeneinsatzsystem kommt das ORCCA-System von Kongsberg zum Einsatz.

Fazit

Mit dem U 212 CD erhalten die deutsche und die norwegische Marine hochmoderne und leistungsfähige U-Boote, die deutlich leistungsfähiger sind als ihre Vorgänger. Die enge Kooperation zwischen Deutschland und Norwegen bietet viele Vorteile in den Bereichen Entwicklung, Beschaffung, Ausbildung, Betrieb und Wartung. Nicht wenige sind der Meinung, dass diese Kooperation als Modell für europäische Rüstungszusammenarbeit dienen kann. Während der Bedarf der norwegischen Marine gedeckt werden dürfte, sofern die weiteren zwei U-Boote bestellt werden. Benötigt die Deutsche Marine definitiv mehr U 212 CDs als nur sechs Stück. Ich persönlich erachte zwölf Stück als das absolute Minimum. Damit hätte man dauerhaft jeweils zwei U-Boote für die Ostsee und den Nordatlantik/Nordsee zur Verfügung. Das einzige, was ich beim U 212 CD vermisse, ist die Fähigkeit Maritime Strike. Also von See aus an Land zu wirken. Ein paar VLS-Zellen mit weitreichenden Marschflugkörpern bestückt würden die Schlagkraft dieser U-Boote nochmals deutlich steigern. Diese Fähigkeit wäre insbesondere deshalb so wichtig, da Maritime Strike eine der großen Fähigkeitslücken der Europäer ist, die es schleunigst zu schließen gilt, um militärisch möglichst unabhängig von den USA zu werden.

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