H145M LKH – der zukünftige Leichte Kampfhubschrauber der Bundeswehr

H145M LKH
Foto: Airbus Helicopter / Cara-Irina Wagner

Die Bundeswehr erhält bis zu 82 neue Hubschrauber vom Typ H145M. Diese sollen als Brückenlösung fungieren und den Kampfhubschrauber Tiger ablösen. Was der ganze Spaß kostet, was der H145M so alles kann und ob die Entscheidung eine gute Nachricht für die Truppe ist, erfahrt Ihr in diesem Beitrag. 

Vertragsinhalt & -Volumen

Am 13. Dezember 2023 hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages der 25-Mio.-Euro-Vorlage zur Beschaffung von bis zu 82 H145M LKH zugestimmt. Einen Tag später hat das BAAINBw einen entsprechenden Rahmenvertrag mit Airbus Helicopters unterzeichnet. Dieser beinhaltet neben den bis zu 82 Hubschraubern auch Ersatzteile, acht Ausbildungssimulatoren, die Ausbildung des fliegenden und technischen Personals sowie Dienstleistungen für den Betrieb der Maschinen über einen Zeitraum von sieben Jahren. Von den 82 Hubschraubern sind allerdings nur 62 feste beauftragt. Davon 24 in der Rolle Kampf, 33 in der Rolle Ausbildung/Professionalisierung und fünf in der Rolle SOF. Die 20 weiteren optional zu bestellenden Hubschrauber setzen sich aus 15 in der Rolle Ausbildung/Professionalisierung und fünf in der Rolle SOF zusammen. Insgesamt also bis zu 82 H145M LKH, davon 65 für das Heer und 17 für die Luftwaffe. Alle Maschinen sollen einen identischen Konfigurationsstand aufweisen und durch die Einrüstung bzw. Rückrüstung eines Rüstsatzes an die für den Einsatz geforderte Rolle angepasst werden können. Nicht im Rahmenvertrag enthalten ist hingegen die Munition für die Leichten Kampfhubschrauber.

Und was soll der ganze Spaß nun kosten? Satte 2,6 Mrd. Euro. Davon sollen 1,9 Mrd. Euro bis 2027 aus dem Sondervermögen der Bundeswehr finanziert werden. Die restlichen 700 Mio. Euro müssen bis 2031 aus dem regulären Verteidigungshaushalt finanziert werden.

Auslieferung

Die Auslieferung der 62 fest beauftragten Hubschrauber soll im Zeitraum von 2024 bis 2028 erfolgen. Die ersten zwei H145M in der Rolle Ausbildung sollen Ende 2024 an das Internationale Hubschrauberausbildungszentrum in Bückeburg gehen. Insgesamt wird das Hubschrauberausbildungszentrum 23 dieser Maschinen erhalten. Die acht Ausbildungssimulatoren sollen 2026/2027 zur Verfügung stehen. Ende 2025 soll dann der erste von fünf H145M LKH in der Rolle SOF an das Hubschraubergeschwader 64 in Laupheim ausgeliefert werden. Das Hubschraubergeschwader 64 betreibt bereits die weitgehend baugleichen H145M SOF. Ab Mitte 2026 soll dann das Kampfhubschrauberregiment 36 in Fritzlar die ersten Maschinen in der Rolle Kampf einschließlich Bewaffnung erhalten. Dort sollen die H145M LKH als Brückenlösung die Kampfhubschrauber Tiger ablösen. Und damit die Fähigkeit zur bodennahen Luftunterstützung zur Abwehr gepanzerter Einheiten bis zur Entscheidung über die Nachfolge des KH Tiger aufrechterhalten. Ab März 2027 bzw. Februar 2028 erhalten dann die beiden Transporthubschrauberregimenter 30 und 10 jeweils fünf dieser Hubschrauber in der Rolle Ausbildung/Professionalisierung. Am 31. Juli 2028 soll der 62. und damit letzte Hubschrauber aus der Festbeauftragung ausgeliefert werden.

Technische Daten

Beim H145M handelt es sich um einen leichten Mehrzweckhubschrauber. Er ist der Nachfolger der EC135 und ursprünglich eine zivile Entwicklung, die allerdings für die militärische Nutzung modifizierbar ist. Die Besatzung besteht aus ein bis zwei Piloten. Darüber hinaus können bis zu 10 Soldaten transportiert werden. Mit einer Leermasse von 1893 kg und einer maximalen Startmasse von 3.800 kg ist er im Vergleich zum Kampfhubschrauber Tiger deutlich leichter und hat entsprechend auch eine geringere Nutzlast. Diese beträgt 1.600 Tonnen, davon gehen allerdings nochmal 709 kg für den Tankinhalt ab. Somit bleiben rund 900 kg Nutzlast. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 241 km/h, die Steigrate 8,4 Meter pro Sekunde und die maximale Reichweite ohne Zusatztanks 637 km. Mit Zusatztanks kann die Reichweite auf 799 km gesteigert werden. Auch diese Werte sind im Vergleich zum Tiger schlechter. Allerdings beträgt die Einsatzbereitschaft des H145M über 95%, was ein sehr sehr guter Wert ist. Insbesondere im Vergleich zum Tiger, dessen Einsatzbereitschaft bei rund 20% liegt.

Kommen wir zu den Bewaffnungsoptionen. Hier stehen gelenkte oder ungelenkte 70-mm-Raketen, Spike ER Panzerabwehrlenkflugkörper, 12,7-mm-FN HMP 400 MG-Pods oder 20-mm-Maschinenkanonen von Nexter zur Auswahl. Von den 70-mm-Raketen können auf jeder Seite bis zu 12 Stück mitgeführt werden, insgesamt also maximal 24 Raketen. Von den Spike ER Panzerabwehrlenkflugkörper können auf jeder Seite 4 Stück mitgeführt werden, insgesamt also 8 Lenkflugkörper. Und von den MG- und MK-Pods kann pro Seite einer mitgeführt werden, insgesamt also 2 Stück. Natürlich ist auch eine Mischbewaffnung möglich. Geplant ist darüber hinaus auch die Integration eines Luft-Luft-Lenkflugkörpers. Dabei dürfte es sich sehr wahrscheinlich um Stinger-Lenkflugkörper handeln. Zukünftig soll der H145M LKH auch in der Lage sein, Loitering Munitions zu verschießen. Um welchen Typen es sich dabei genau handeln wird, steht allerdings noch nicht fest.

Neben der umfangreichen Bewaffnung wird der H145M LKH auch noch über verschiedene Schutzsysteme verfügen. Unter anderem über ein Radarwarnsystem, ein Laserwarnsystem und ein Warnsystem vor anfliegenden Lenkflugkörpern sowie natürlich Täuschkörpern. Auch die Integration eines gewissen ballistischen Schutzes ist vorgesehen.

Fazit

Zum Schluss noch ein kurzes Fazit meinerseits. Bevor wir zu den Nachteilen des H145M und meinen Kritikpunkten kommen, werfen wir zunächst einen Blick auf die Vorteile des Leichten Kampfhubschraubers. Im Vergleich zu einem richtigen Kampfhubschrauber ist der H145M LKH günstig. Auch wenn die Bundeswehr mal wieder einen unverhältnismäßig hohen Preis bezahlt – dazu aber gleich mehr. Der wohl größte Vorteil des H145M ist die bereits angesprochene sehr hohe Einsatzbereitschaft von über 95%. Insbesondere im Vergleich zum Tiger, dessen Einsatzbereitschaft bei rund 20% liegt, wird das für die Truppe merkliche Verbesserungen mit sich bringen. Dadurch, dass der H145M den KH Tiger ablösen wird, wird sich auch die Anzahl der Hubschraubermuster innerhalb der Bundeswehr reduzieren. Dies bringt vielfältige Vorteile, beispielsweise in der Ersatzteilbevorratung oder der Ausbildung. Auch die kurzfristige Verfügbarkeit stellt einen Vorteil des H145M dar. Sie erlaubt es nicht nur, zeitnah eine Brückenlösung für den Tiger zu beschaffen, sondern könnte sich auch im Verteidigungsfall als vorteilhaft erweisen. So sind beispielsweise die Kampfhubschrauber-Verluste im Ukraine-Krieg deutlich höher als erwartet. Im Ernstfall könnten etwaige Verluste Dank der durchgehend laufenden Produktionslinie und der vergleichsweise geringen Komplexität schnell ausgeglichen werden. Dies wäre bei richtigen Kampfhubschraubern nicht so ohne Weiteres möglich. Und zu guter Letzt ist der H145M auch noch flexibel einsetzbar. Angesichts knapper finanzieller Mittel ein großer Pluspunkt.

Kommen wir zu den Nachteilen des H145M. Das ist vor allem die im Vergleich zum Tiger geringe Leistungsfähigkeit. Waffenlast, Schutzniveau, Reichweite und Flugdauer sind geringer als beim Tiger. Folglich ist er kein adäquater Ersatz für diesen. Aber dafür ist er ja auch gar nicht gedacht. Die H145M LKH sollen wie gesagt als Brückenlösung dienen, bis eine Entscheidung getroffen wurde, wie der Tiger ersetzt werden soll. Also nein, die H145M sind keine Kampfhubschrauber und sie können den Tiger auch nicht ersetzen. Aber dafür sind Sie auch gar nicht gedacht.

Dennoch habe ich zwei Kritikpunkte. Zum einen die dennoch hohen Kosten des Vorhabens. 2,6 Mrd. Euro geteilt durch 62 Hubschrauber machen einen Stückpreis von ca. 42 Mio. Euro. Ich weiß, dass das eine sehr ungenaue Rechnung ist, da in diesem Preis auch noch Ersatzteile, Dienstleistungen usw. enthalten sind. Dennoch erscheint mir der Preis sehr hoch. In einer Studie zur Tiger-Thematik der Stiftung Wissenschaft und Politik aus dem Januar 2022 wurde noch mit einem Stückpreis von ca. 13 Mio. Euro gerechnet. Wie sich der Stückpreis in ca. zwei Jahren um rund 30 Mio. erhöhen konnte, erschließt sich mir absolut nicht. Das riecht für mich wirklich sehr verdächtig!

Mein zweiter Kritikpunkt ist die mal wieder viel zu geringe Stückzahl. Die Stückzahlen in den Rollen Ausbildung/Professionalisierung und SOF entsprechen meines Wissens nach den Bedarfen der Bundeswehr. 24 Hubschrauber in der Rolle Kampf sind allerdings deutlich unter dem Bedarf der Truppe und den der NATO zugesagten Fähigkeitszielen. Dieser hat Deutschland bis 2032 48 Kampfhubschrauber zugesagt. Wohlgemerkt keine Leichten, sondern richtige Kampfhubschrauber. 80 bis 100 Hubschrauber in der Rolle Kampf dürften dem tatsächlichen Bedarf schon näherkommen. So hätte man je 24 dieser Maschinen für die drei Divisionen und für ein Korps zur Verfügung. Nach dem Vorbild der Combat Aviation Brigades der US Army.

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