Update: Panzerbrigade 45 – Ausrüstung / Struktur / Zeitplan

Update: Panzerbrigade 45 - Ausrüstung / Struktur / Zeitplan
Foto: Bundeswehr/Marco Dorow

Am 1. April 2025 wurde die Panzerbrigade 45 offiziell in Dienst gestellt. Damit verfügt das Deutsche Heer nun offiziell über neun Kampfbrigaden. In diesem Beitrag erhaltet ihr ein kurzes Update zur Ausrüstung, Struktur, Zeitplan und vielem mehr.

Auftrag

Die Panzerbrigade 45 soll einen entscheidenden Beitrag zur Abschreckung Russlands und zur Verteidigung des NATO-Gebiets leisten. Sie wird fester Bestandteil der NATO-Verteidigungsplanung sein und gilt bereits jetzt als starkes Zeichen der Bündnissolidarität – insbesondere gegenüber Litauen. Im Mittelpunkt steht dabei die Kriegstüchtigkeit: Das heißt, Personal und Ausrüstung müssen konsequent auf den Einsatz im hochintensiven Gefecht ausgerichtet sein. 

Zeitplan

Im Rahmen seines Besuchs in Litauen am 26. Juni 2023 verkündete Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius, dass die Bundeswehr eine Brigade dauerhaft in dem baltischen Land stationieren wird. Nur sechs Monate später, am 18. Dezember 2023, unterzeichneten Pistorius und der damalige litauische Verteidigungsminister Arvydas Anušauskas die sogenannte „Roadmap Brigade Lithuania“. Diese Vereinbarung beschreibt in drei aufeinanderfolgenden Phasen – Preparation, Transition und Full Implementation – den ambitionierten Zeitplan zur vollständigen Stationierung der Brigade.

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Die „Preparation Phase“ begann mit der politischen Entscheidung zur Stationierung und lief bis zum offiziellen Aufstellungsappell am 1. April 2025. In dieser Phase wurden entscheidende Weichen gestellt: Am 8. April 2024 traf ein erstes Vorkommando mit etwa 20 Bundeswehrangehörigen in Vilnius ein. Zeitgleich nahm auch die Bundeswehrverwaltungsstelle vor Ort ihre Arbeit mit einer Anfangsbefähigung auf. Im weiteren Jahresverlauf wuchs das Vorkommando zu einem Aufstellungsstab mit rund 150 Soldatinnen und Soldaten an. Am 1. April 2025 wurde der bisherige Aufstellungsstab im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in den regulären Brigadestab überführt, womit die Panzerbrigade 45 („Brigade Litauen“) offiziell ins Leben gerufen wurde. Die Führungseinrichtung ist bereits voll einsatzbereit. Zudem wurde am selben Tag in Rukla die Führungsverantwortung der deutschen Anteile der bisherigen enhanced Forward Presence (eFP) Battlegroup Litauen an die neue Brigade übergeben. Diese wird künftig als multinationales Kampftruppenbataillon in die Brigade integriert.

Mit dem Aufstellungsappell beginnt die „Transition Phase“. In diesem Abschnitt liegt der Schwerpunkt auf der schrittweisen Verlegung der Hauptkräfte von Deutschland nach Litauen. Die Bereitstellung der zivilen und militärischen Infrastruktur durch Litauen ist hierbei entscheidend für den Fortschritt. Bis Ende 2025 sollen bereits rund 500 Soldatinnen und Soldaten der Brigade vor Ort ihren Dienst verrichten. Das Jahr 2025 steht dabei besonders im Zeichen des Aufbaus eines führungs- und übungsfähigen Brigadestabes. Im Jahr 2026 soll dann die enhanced Forward Presence Battle Group Lithuania in die Panzerbrigade 45 als multinationales Kampftruppenbataillon integriert werden. Die vollständige Einsatzfähigkeit („Full Operational Capability“, FOC) wird für das Jahr 2027 angestrebt.

Nach Erreichen der vollen Einsatzbereitschaft beginnt die „Full Implementation Phase“. Im Zielzustand ist die Brigade in Bezug auf Personal, Ausrüstung und Infrastruktur vollständig aufgestellt, einsatzbereit und sowohl national als auch international interoperabel. Kommandeur der Panzerbrigade 45 ist Brigadegeneral Christoph Huber. Mit ihrer Indienststellung erhielt die Brigade auch ein eigenes Wappen, das fortan von allen Angehörigen auf der Uniform getragen wird. Es zeigt einen schwarzen Stauferlöwen als Zeichen der Zugehörigkeit zur 10. Panzerdivision und des deutschen Verteidigungswillens sowie den Gediminas-Turm – ein Symbol für die enge Partnerschaft mit Litauen. Ein Schwert mit Jagiellonenkreuz in der Mitte steht für den Verteidigungsauftrag der Brigade. Die Farben des Wappens – Gold, Grün, Schwarz und Rot – spiegeln die Nationalfarben Deutschlands und Litauens wider und unterstreichen die tiefe Verbundenheit mit dem Gastgeberland.

Struktur

Die Panzerbrigade 45 wird künftig rund 4.800 Soldatinnen und Soldaten sowie etwa 200 zivile Mitarbeitende der Bundeswehr umfassen. Ihre Stationierungsorte liegen in Rūdninkai und Rukla, unweit der beiden größten Städte Litauens – Vilnius und Kaunas. Die Brigade ist bereits fest in das Deutsche Heer integriert und untersteht der 10. Panzerdivision. Am 1. April 2025 wurden auch unterstützende Kräfte in den Verband eingegliedert. Dazu zählen unter anderem Sanitätskräfte für das deutsche Sanitätszentrum in Rokantiškės, eine Stabunterstützungskompanie sowie eine Fernmeldekompanie in Nemenčinė. Letztere gewährleistet die Führungsfähigkeit der Brigade und die technische Anbindung des Brigadestabs.

Das Herzstück der Brigade bilden drei Manöverelemente: Zwei davon setzen sich aus bestehenden Kampftruppenverbänden der Bundeswehr zusammen, die dauerhaft nach Litauen verlegt werden. Dies sind das Panzerbataillon 203 aus Augustdorf (derzeit der Panzerlehrbrigade 9 unterstellt) und das Panzergrenadierbataillon 122 aus Oberviechtach (bisher Teil der Panzerbrigade 12). Als drittes Element kommt ein multinationales Kampftruppenbataillon hinzu, das auf der bisherigen enhanced Forward Presence (eFP) Battlegroup Litauen aufbaut. Die deutschen Anteile dieses Bataillons werden – wie bereits bei der eFP – weiterhin rotierend aus den Strukturen des Heeres nach Litauen entsendet.

Darüber hinaus werden zusätzliche Brigadeeinheiten zunächst in Deutschland aufgestellt und sukzessive nach Litauen verlegt. Hierzu zählen die selbstständige Aufklärungskompanie 45, die selbstständige Panzerpionierkompanie 45, das Panzerartilleriebataillon 455 sowie das Versorgungsbataillon 456. Auch die Inhouse-Gesellschaften der Bundeswehr – darunter die HIL GmbH, die BwFuhrparkservice GmbH, die BwBekleidungsmanagement GmbH und die BWI GmbH – bereiten sich darauf vor, die Brigade Litauen direkt vor Ort zu unterstützen. Dabei greifen sie auf ihre langjährige Erfahrung mit der Unterstützung der eFP Battlegroup zurück. Art, Umfang und Verfahren der Unterstützung werden aktuell in enger Abstimmung mit dem Kommando Heer finalisiert.

Ausrüstung

Für die Ausstattung der Panzerbrigade 45 sind insgesamt bis zu 2000 Militärfahrzeuge vorgesehen. Aktuell ist das Heer jedoch nur zu rund 50 Prozent ausgestattet. Laut Generalleutnant Harald Gante, Kommandeur Feldheer im Kommando Heer, wird es noch mindestens bis 2035 dauern, bis das Heer voll ausgestattet ist. Da die Panzerbrigade 45 bereits 2027 einsatzbereit sein soll, was wiederum eine Vollausstattung voraussetzt, wird dies zu Lasten anderer Heeresverbände gehen.

Konkret sollen das Panzerbataillon 203 mit 44 Kampfpanzern des Typs Leopard 2 A8 und das Panzergrenadierbataillon 122 mit 44 Schützenpanzern Puma in der modernisierten Ausführung S1 ausgestattet werden. Hinzu kommen 65 geschützte Transportfahrzeuge vom Typ Dingo 2 A4.1, die als Patrouillen- und Sicherungsfahrzeuge dienen. Für die indirekte Feuerunterstützung der Brigade sind außerdem 18 Panzerhaubitzen 2000 in der Version A4 vorgesehen.

Infrastruktur

Die Stationierungsorte der Panzerbrigade 45 wurden mit Bedacht gewählt: Rūdninkai liegt südlich der Hauptstadt Vilnius, Rukla nordöstlich der zweitgrößten Stadt des Landes, Kaunas. Bei der Entscheidung für diese Standorte spielten sowohl funktionale Aspekte – insbesondere im Hinblick auf die Kriegstüchtigkeit – als auch die Nähe zu urbanen Zentren eine Rolle. Letzteres steigert die Attraktivität der Standorte für die Soldatinnen und Soldaten. Ergänzend entstehen zwei logistische Einrichtungen im Norden Litauens: die Ukmergė Storage Area A und die Zapalskiai Storage Area B.

An den Hauptstandorten Rūdninkai und Rukla werden moderne Wohnheimunterkünfte gebaut. Zusätzlich bietet der zivile Wohnungsmarkt in Vilnius und Kaunas ein breites Spektrum an zentral gelegenen Wohnungen und Single-Apartments. Für Familien ist ebenfalls vorgesorgt: In beiden Städten sind Einrichtungen zur Kinderbetreuung sowie schulische Angebote in Planung. Die Bereitstellung dieser umfassenden Infrastruktur durch Litauen gilt jedoch als herausfordernd und ist maßgeblich für das Tempo der schrittweisen Truppenverlegung verantwortlich.

Die Standorte in Deutschland sollen auf einem „vergleichbaren Niveau“ gehalten werden. In diesem Zusammenhang wird in Augustdorf das Panzerartilleriebataillon 215 neu aufgestellt. Das Artilleriebataillon 131 wird von Weiden nach Oberviechtach verlegt, während in Weiden der Aufwuchs des neu formierten Panzerartilleriebataillons 375 fortgesetzt wird.

Artikelgesetz Zeitenwende

Am 31. Januar 2025 hat der Bundestag das Artikelgesetz Zeitenwende beschlossen, das zentrale Maßnahmen zur Stärkung der personellen Einsatzbereitschaft der Bundeswehr enthält – insbesondere mit Blick auf die Brigade Litauen. Das Gesetz verbessert die sozialen Rahmenbedingungen deutlich: Die Auslandsrückkehrerproblematik wird gelöst, Trennungsgeld kann künftig unbefristet gezahlt werden und für besondere Alarmierungsverpflichtungen gibt es eine neue Vergütung. Zudem wurde ein Ehepartnerzuschlag eingeführt und die Einsatzversorgung auf die Brigade Litauen ausgeweitet.

Auch die Erstattung von Betreuungskosten für Kinder und pflegebedürftige Angehörige wurde erweitert. Ergänzend hebt die flankierende Minister-Mantelverordnung den Auslandsverwendungszuschlag an (höchste Stufe: 153 Euro) und gewährt einen Auslandszuschlag von zusätzlich 300 Euro für Einsätze im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung. Ledige Soldatinnen und Soldaten erhalten künftig die gleichen Reisebeihilfen wie verheiratete – ein weiterer Schritt zur Erhöhung der Attraktivität des Dienstes im Ausland.

Fazit

Mit der offiziellen Indienststellung der Panzerbrigade 45 wurde ein weiterer wichtiger Meilenstein zur dauerhaften Stationierung einer deutschen Kampfbrigade in Litauen erreicht. Es gibt nun kein Zurück mehr. Während letztes Jahr die Finanzierung dieses Großprojektes noch mit einem Fragezeichen versehen war, ist dies durch die neu geschaffene Finanzierungsgrundlage nun kein Problem mehr. Herausfordernd wird jedoch die zeitgerechte materielle Vollausstattung der Brigade. Bis 2027 ist dies, wie gesagt, nur zu Lasten anderer Verbände möglich. Und selbst dann werden gewisse Fähigkeiten fehlen, beispielsweise mobile Nahbereichsflugabwehr. Daher würde ich an das Datum 2027 aktuell noch ein Fragezeichen machen.

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