Unbekannte haben offenbar versucht, das Trinkwassersystem auf der Fregatte Hessen zu verunreinigen. Wie die Bundeswehr bestätigte, wurde an Bord des Schiffes im Marinearsenal Wilhelmshaven festgestellt, dass mehrere Dutzend Liter Altöl in das Trinkwassersystem eingefüllt werden sollten – genau in dem Moment, als das System im Zuge von Wartungsarbeiten gespült werden sollte. Der Versuch wurde jedoch rechtzeitig entdeckt, sodass es zu keiner Kontamination kam. Wäre das Öl unbemerkt in das System gelangt, hätte dies aufwendige Reinigungsmaßnahmen nach sich gezogen, da das Trinkwassersystem essenziell für das Leben der Besatzung an Bord ist.
Der Vorfall soll am vergangenen Donnerstag bemerkt worden sein, während sich die Hessen im Marinestützpunkt Wilhelmshaven am Pier befand. Das Verteidigungsministerium bestätigte lediglich einen möglichen sicherheitsrelevanten Vorfall im Marinearsenal Wilhelmshaven und betonte, dass die Umstände derzeit von den zuständigen militärischen und zivilen Ermittlungsbehörden untersucht würden. Auch die Polizei Wilhelmshaven bestätigte ein entsprechendes Ermittlungsverfahren. Darüber hinaus sei das Bundesamt für den Militärischen Abschirmdienst (BAMAD) in die Aufklärung eingebunden.
Bislang gibt es wenige gesicherte Erkenntnisse über die Hintergründe. Eine private Firma aus Niedersachsen soll mit der Befüllung des Trinkwassersystems beauftragt gewesen sein, äußerte sich auf Anfrage jedoch nicht zu dem Vorfall. Insider schließen eine unbeabsichtigte falsche Befüllung aus.
Die mutmaßliche Sabotage auf der Hessen ist bereits der dritte Verdachtsfall dieser Art bei der Bundeswehr innerhalb kurzer Zeit. Im vergangenen Jahr waren auf einem Minenjagdboot in der Tamsen-Werft in Rostock mehrere Kabelbäume hinter den äußeren Klappen des Schiffes durchschnitten worden. Ein einfacher Kabeldiebstahl wurde ausgeschlossen, sodass Sabotage vermutet wurde. Zudem gab es einen Vorfall auf der Korvette Emden, bei dem Unbekannte offenbar Dutzende Kilogramm Metallspäne in den Antrieb kippten. Wäre die Manipulation unentdeckt geblieben, hätte das Schiff beim Betrieb erheblichen Schaden nehmen können.
Marineinspekteur Jan Christian Kaack hatte erst kürzlich im SPIEGEL angedeutet, dass es neben diesen Fällen weitere Ermittlungen wegen möglicher Sabotage an Marineschiffen während ihrer Werftaufenthalte gebe. Die Häufung solcher Vorfälle gibt Anlass zu großer Besorgnis über die Sicherheit der deutschen Marine.