Risikoanalyse für IRIS-T SLM auf F125 beauftragt

Risikoanalyse für IRIS-T SLM auf F125 beauftragt
Foto: Bundeswehr/Nico Theska

Das die Fregatten der Klasse F125 zu schwach bewaffnet sind, ist für die meisten nichts Neues. Spätestens seit der Meldung das die Fregatte „Baden-Württemberg“ und der Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“ aufgrund der Bedrohung durch die Huthis-Rebellen im Jemen das Rote Meer weitläufig umfahren müssen, dürfte diese Erkenntnis auch den letzten Befürworter der F125 erreicht haben. Diesen auf lang anhaltende Stabilisierungseinsätzen ausgelegten Fregatten fehlt es an einer Flugabwehrfähigkeit mittlerer Reichweite.

Solch eine Fähigkeit wird normalerweise mittels Mk41 VLS-Zellen und ESSM Flugabwehrraketen auf den Fregatten der Deutschen Marine abgebildet. Doch über genau solche VLS-Zellen verfügen die Fregatten der Klasse F125 nicht. Um die für Besatzung und Schiff gefährliche Lücke in der Mittelbereichs-Flugabwehr dennoch zu schließen, gibt es bereits seit längerem Überlegungen das Luftverteidigungssystem IRIS-T SLM auf den Fregatten zu integrieren.

Nun hat das Beschaffungsamt der Bundeswehr (BAAINBw) den Hersteller von IRIS-T SLM, die Diehl Defence GmbH & Co. KG, mit einer Risikoanalyse zur „Herstellung eines Systemdemonstrators des Lenkflugkörpersystems IRIS-T SLM auf einer Fregatte der Klasse 125 (F125)“ beauftragt. Laut Hartpunkt soll es sich dabei um das Typschiff der Klasse 125, die Baden-Württemberg handeln. Im Rahmen der Risikoanalyse soll die „Machbarkeit der Integration von IRIS-T SLM mit den bestehenden, landgestützten Werfern auf (der) F125“ untersucht werden.

Die Risikoanalyse umfasst vier Arbeitspakete:

  1. „Analyse der Einsatzbedingungen und Schnittstellen im Rahmen einer Integration auf Software-Ebene im EZ/AZ F125.
  2. Konstruktion und Lieferung eines Aufnahmerahmens für zwei landgestützte Werfer IRIS-T SLM auf F125 mit Nachweis innerhalb des EZ/AZ F125.
  3. Schiffsintegration des Demonstrators inkl. Verbindung der Werfer in die Operationszentrale und Verbindung zum Radar.
  4. Inbetriebnahme des Demonstrators mit Durchführung eines Funktionskettennachweises.“

Entgegen ursprünglicher Berichte, das zunächst auf eine Integration in das Führungs- und Waffeneinsatzsystem der Fregatten verzichtet werden soll, um möglichst schnell Testergebnisse liefern zu können, sieht es nun danach aus, dass das Luftverteidigungssystem IRIS-T SLM doch tiefer in die Fregatten integriert werden soll. Durch die Aufnahme von zwei landgestützten Werfern würde die Fregatte immerhin über bis zu 16 Flugabwehrraketen mittlerer Reichweite verfügen. Verliert dafür allerdings etwas an Flexibilität, da die beiden Werfer die Container-Stellplätze am Oberdeck blockieren werden.

Ob sich die Kombination F125 und IRIS-T SLM bewährt, bleibt abzuwarten. Bereits Ende nächsten Jahres soll der scharfe Schuss getestet werden. Sicher dürfte hingegen sein, dass diese provisorische Lösung die Fregatten der Klasse F125 nicht gleich zu waschechten Mehrzweckfregatten macht die für den klassischen dreidimensionalen Seekrieg geeignet sind. Vielmehr dürfte diese längst überfällige Kampfwertanpassung dafür Sorgen, dass die Fregatten ihren originären Kernauftrag „langanhaltende, maritime Stabilisierungsopertionen niedriger bis mittlerer Intensität“ weiterhin erfüllen können. Aufgrund der Proliferation von Raketen- und Drohnentechnologie droht die Strategie der Deutschen Marine die Fregatten der Baden-Württemberg-Klasse für Stabilisierungsoperationen und die anderen, kampf stärkeren Fregatten der Klasse 123, 124 und künftig 126 für die Landes- und Bündnisverteidigung zu nutzen nicht aufzugehen.

Die Direktvergabe an Diehl Defence wird vom BAAINBw übriegens wie folgt begründet: „Der Auftrag kann aufgrund von Ausschließlichkeitsrechten, darunter von Rechten des geistigen Eigentums, nur von einem bestimmten Wirtschaftsteilnehmer ausgeführt werden. Der LFK IRIS-T SLM ist ein komplexes technisches System, welches von der Firma Diehl Defence GmbH & Co. KG entwickelt, hergestellt und nur von ihr vertrieben wird. Für die Durchführung der Risikoanalyse sind tiefgreifende Systemkenntnisse und Urheberrechte beim System IRIS-T SLM notwendig, wodurch nur die Diehl Defence als alleiniger Hersteller, in der Lage ist, die Risikoanalyse durchzuführen.“

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