Bei der P-8A Poseidon handelt es sich um ein Maritime Patrol Aircraft, kurz MPA, oder auf Deutsch Seefernaufklärer. Solche Flugzeuge werden vor allem zur Seeraumüberwachung und zur U-Boot-Jagd verwendet. Darüber hinaus können sie allerdings auch zur Bekämpfung von Überwasserzielen und für den Such- und Rettungsdienst genutzt werden. Aktuell nutzt die Marine für diese Aufgaben noch die P-3C Orion, welche aber, wie eingangs bereits erwähnt, nächstes Jahr das Ende ihrer Nutzungsdauer erreichen und ersetzt werden müssen. Als Ersatz werden nun acht moderne Seefernaufklärer des Typs P-8A Poseidon von Boeing beschafft. Die Beschaffung erfolgt dabei über das Foreign-Military-Sales-Verfahren der USA. Zunächst wurden nur fünf Stück für 1,43 Mrd. Euro bestellt. Doch aufgrund der veränderten sicherheitspolitischen Lage und der Einrichtung des Sondervermögens Bundeswehr wurden drei weitere Poseidon für 1,1 Mrd. Euro bestellt. Insgesamt also rund 2,5 Mrd. Euro für acht neue Seefernaufklärer. Die Finanzierung der ersten fünf Maschinen erfolgt aus dem Einzelplan 14, die der restlichen drei aus dem Sondervermögen der Bundeswehr. Die Beschaffung von acht Seefernaufklärern entspricht im Übrigen auch dem Bedarf der Deutschen Marine laut dem Zielbild Marine 2035+.
Die Auslieferung der ersten Maschine soll im Oktober diesen Jahres erfolgen. Die vier weiteren Maschinen der ersten Tranche sollen im Monatstakt folgen. Die drei Luftfahrzeuge der zweiten Tranche werden in den Jahren 2026 und 2027 bei der Firma Boeing produziert und dann an die Marine übergeben. Betrieben werden die P-8A Poseidon dann, genauso wie ihre Vorgänger, vom Marinefliegergeschwader 3 „Graf Zeppelin“. Die notwendigen infrastrukturellen Anpassungen am Fliegerhorst sind bereits in Arbeit. Neben Deutschland wird die P-8A Poseidon von den USA, Kanada, Australien, Großbritannien und Indien genutzt. Norwegen, Südkorea und Neuseeland haben ebenfalls eine Beschaffung angekündigt. Damit würden künftig fünf NATO-Staaten über Poseidons verfügen. Laut Boeing sind weltweit derzeit 200 Maschinen im Einsatz oder unter Vertrag. Aufgrund dieser Verbreitung bietet die P-8A ein großes Kooperationspotenzial innerhalb der NATO und darüber hinaus.
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Technische Daten
Die Besatzung der Poseidon besteht aus drei Piloten, davon einer zur Ablöse, einem Bordtechniker und 6 Operatoren. Mit einer Länge von 39,5 Metern, einer Spannweite von 37,64 Metern, einer Höhe von 12,83 Metern und einer maximalen Startmasse von 85.820 kg ist die P-8A wesentlich größer als ihr Vorgänger. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 907 km/h, die Dienstgipfelhöhe liegt bei 12.496 Metern und der Einsatzradius beträgt 2,225 km bei vier Stunden Aufenthaltsdauer im Zielgebiet. Angetrieben werden die Maschinen von zwei CFM International-56-7BE-Triebwerken mit je 121,44 kN Schub. Das Sensorsystem besteht aus hochmodernen Rechenanlagen zur Akustikverarbeitung, einem Radar mit inverser synthetischer Apertur, einem Radar mit synthetischer Apertur sowie abwerfbaren Sonarbojen und weiteren elektronischen Unterstützungsmaßnahmen. Von den abwerfbaren Sonarbojen können bis zu 129 Stück mitgeführt werden. Dank hochauflösender Kamerasysteme, die auch den Infrarotbereich abdecken, verfügen die Poseidons auch über ausgezeichnete Fähigkeiten im Bereich der optischen Aufklärung. Darüber hinaus verfügen Sie über moderne Kommunikations- und Datenlinksysteme zur Kommunikation mit anderen Einheiten. Die Bewaffnung umfasst Seezielflugkörper und U-Jagd-Torpedos, welche in einem internen Waffenschacht und an vier Außenlaststationen unter den Tragflächen mitgeführt werden können. Zur U-Jagd werden die Leichtgewicht-Torpedos vom Typ Mk-54 verwendet. Die Marine plant die Beschaffung von bis zu 80 dieser Torpedos für rund 300 Mio. US-Dollar. Eine P-8A Poseidon kann fünf MK-54-Torpedos mitführen. 80 Stück wären also zwei Kampfbeladungen für jede der acht Poseidons. Sollen Überwasserziele bekämpft werden, stehen verschiedene Seezielflugkörper zur Option. Für die Deutsche Marine dürfte ein Einsatz der Naval Strike Missile auf der P-8A am wahrscheinlichsten sein, welche aktuell zusammen mit Norwegen beschafft wird. Eine andere Option wäre der AGM-84 Harpoon, dieser soll allerdings im Laufe dieses Jahrzehnts ausgemustert werden, weshalb ich dies für unwahrscheinlich erachte. Insgesamt können die neuen Seefernaufklärer vier Seezielflugkörper mitführen. Darüber hinaus plant die Marine sechs Unmanned Aerial Systems, welche die Seefernaufklärer ergänzen sollen, anzuschaffen. Diese sollen neben der Aufklärung auch zur Unter- und Überwasserseekriegsführung eingesetzt werden können. Denkbar wäre beispielsweise ein Einsatz im Rahmen des Maritime Airborne Warfare System zusammen mit der P-8A Poseidon. Welcher Drohnentyp genau beschafft werden soll, ist bisher noch nicht final entschieden. Eine marktverfügbare Option wäre beispielsweise die MQ-9B SeaGuardian von General Atomics. Allerdings hat auch Airbus Defence and Space vor kurzem angekündigt, die Euordrohne zum Einsatz über See befähigen zu wollen.
Fazit
Die Entscheidung, acht P-8A Poseidon zu beschaffen, ist richtig! Erstens ist ein Ersatz der P-3C Orion längst überfällig. Zweitens benötigt die Marine eine moderne U-Jagd-Fähigkeit angesichts des enormen Bedrohungspotenzials russischer Unterseeboote. Und drittens bietet die Poseidon, wie eben schon angesprochen, großes Kooperationspotenzial. So wäre zum Beispiel die gemeinsame Ausbildung und Betrieb mit Norwegen und vielleicht sogar Großbritannien eine denkbare Option. Angesichts dessen, dass die Marine selbst nur acht Seefernaufklärer fordert, kann man sich an dieser Stelle (ausnahmsweise) nicht über eine zu geringe Stückzahl beklagen.
Allerdings handelt es sich bei der Poseidon nach aktuellem Stand nach wie vor um eine Interimslösung bis zur geplanten Indienststellung des deutsch-französischen Nachfolgesystems „Maritime Airborne Warfare System“, kurz MAWS. Welches ab 2035 einsatzbereit sein soll. Wobei man daran zweifeln darf. Zum einen aufgrund der jüngsten Stückzahlerhöhung von fünf auf acht Maschinen und zum anderen, weil es finanziell keinen Sinn macht, solch ein teures Waffensystem für nur zehn Jahre zu betreiben. Gut informierten Kreisen zufolge ist es womöglich geplant, die P-8A Poseidon in das Maritime Airborne Warfare System zu integrieren. Dafür sprechen würde aber der Plan der Marine, sechs Unmanned Aerial Systems als Ergänzung für die Poseidons zu beschaffen und diese gemeinsam einzusetzen.