Leopard 2 A8 – der zukünftige Kampfpanzer der Bundeswehr

Leopard 2 A8 - der zukünftige Kampfpanzer der Bundeswehr
Leopard 2 A8

Am 25. Mai 2023 hat das BAAINBw einen Rahmenvertrag mit KNDS Deutschland über die Herstellung und Lieferung von bis zu 123 Leopard 2 A8 geschlossen. Der Vertrag umfasst darüber hinaus ein Paket zur logistischen Betreuung inklusive Ersatzteilen und einen Wartungsvertrag für fünf Jahre. Festbeauftragt wurden damals lediglich 18 Kampfpanzer, die als Ersatz für die 18 an die Ukraine abgegebenen Leopard 2 A6 dienen sollen. Die Kosten für die ersten 18 Leopard 2 A8 belaufen sich auf 525,6 Millionen Euro. Die Finanzierung erfolgt aus dem Einzelplan 60. Am 3. Juli 2024 stimmte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages dann der Beschaffung der restlichen 105 Leopard 2 A8 aus dem Rahmenvertrag zu. Die Kosten für die Optionsauslösung belaufen sich auf 2,93 Milliarden Euro. Hinzu kommen Betriebsausgaben von 750 Mio. Euro für die ersten zehn Jahre. Das Problem: Diese Summen sind bisher weder im Sondervermögen der Bundeswehr noch im regulären Verteidigungshaushalt hinterlegt. Stattdessen wurde einer Verpflichtungsermächtigung zugestimmt, die diese und folgende Regierungen an die Beschaffung bindet. Die ersten 18 Leopard 2 A8 sollen im Zeitraum von 2025 bis 2026 an die Truppe ausgeliefert werden. Weitere 35 sollen bis 2028 geliefert werden und zur Vollausstattung der Panzerbrigade 45, umgangssprachlich auch als Litauen-Brigade bezeichnet, dienen. Die restlichen 70 Kampfpanzer sollen bis 2030 ausgeliefert werden und vor allem als Umlaufreserve dienen. Eine solche Umlaufreserve an Leopard 2 fordert das Heer schon seit Längerem. Nun erhält es endlich eine. Nach Auslieferung aller 123 Leopard 2 A8 wird die Truppe über insgesamt 433 Kampfpanzer verfügen.

Der Leopard 2 A8

Der Leopard 2 A8 ist die neueste Variante der Leopard-2-Familie, die von Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall hergestellt wird. Es handelt sich um eine weiterentwickelte Version des Leopard 2A7. Die Besatzung besteht aus vier Personen: Kommandant, Richtschütze, Ladeschütze und Fahrer. Der Fahrer ist vorne rechts in der Wanne untergebracht und verfügt über drei Periskope. Das zentrale Periskop kann bei Bedarf durch ein passives Nachtsicht-Periskop für Einsätze bei schlechten Sichtverhältnissen ersetzt werden. Der Turm beherbergt die übrigen drei Besatzungsmitglieder: den Kommandanten, den Richtschützen und den Ladeschützen. Der Kommandant und der Richtschütze befinden sich auf der rechten Seite des Turms, während der Ladeschütze auf der linken Seite untergebracht ist. Der Kommandant und der Ladeschütze haben jeweils eigene Luken für den Ein- und Ausstieg. Der Kommandant verfügt über ein Periskop, welches eine 360-Grad-Sicht ermöglicht. Darüber hinaus verfügen er und auch der Richtschütze über je ein Wärmebildgerät der dritten Generation vom Typ ATTICA. Diese Wärmebildgeräte bieten hochauflösende Sicht auch bei Nacht und unter widrigen Witterungsbedingungen. Das moderne Feuerleitsystem bietet eine hohe Trefferwahrscheinlichkeit beim ersten Schuss, selbst wenn sich der Kampfpanzer oder das Ziel bewegt. Das System besteht aus einem Laser-Entfernungsmesser und einem ballistischen Computer und ist auch in der Lage, meteorologische Daten in die Berechnung mit einfließen zu lassen. Als Hauptbewaffnung dient die 120 mm/L55 Glattrohrkanone von Rheinmetall. Dabei handelt es sich um eine verbesserte Version der L44-Kanone, die in den früheren Versionen des Leopard-2-Kampfpanzers eingesetzt wurde. Im Vergleich zur L44-Kanone ist die neue L55-Kanone 1,3 Meter länger. Was für eine höhere Mündungsgeschwindigkeit sorgt und die Präzision, Reichweite sowie Durchschlagskraft verbessert. Sie ist in der Lage, viele verschiedene Munitionsarten zu verschießen, darunter Wuchtgeschosse, Hohlladungsgeschosse und Mehrzweckmunition. Darüber hinaus kann die L55-Glattrohrkanone auch die DM11-Munition verschießen. Dabei handelt es sich um eine tempierbare Mehrzweck-Munition die über drei unterschiedliche Zündermodi verfügt. Beim ersten Zündermodi, Aufschlagzündung, detoniert der Gefechtskopf beim Auftreffen auf das Ziel. Beim zweiten Zündermodi, Aufschlag mit Verzögerung, detoniert der Gefechtskopf erst nach Durchschlag der Deckung. Beim dritten Zünder-Modi, programmierbarer Luftsprengpunkt, detoniert der Gefechtskopf vor und über dem anvisierten Ziel. Diese Programmierung kann entweder beim Abfeuern oder während des Fluges erfolgen und wird durch das Feuerleitsystem des Kampfpanzer gesteuert. Die maximale Reichweite der DM11 wird mit 5.000 Metern angegeben. Als Sekundärbewaffnung verfügt der Leopard 2 A8 über ein koaxiales Maschinengewehr im Kaliber 7,62 mm, welches auf der linken Seite der Glattrohrkanone montiert ist. Die Integration einer fernbedienbaren Waffenstation ist zwar möglich, bei der Bundeswehr aktuell jedoch nicht vorgesehen. Der Leopard 2 A8 verfügt, im Vergleich zu früheren Versionen, über einen verbesserten Panzerschutz. Er ist mit einer Verbundpanzerung der neusten Generation ausgestattet, die aus einer Kombination aus Stahl, Wolfram, Verbundwerkstoffen und Keramikkomponenten besteht. Darüber hinaus verfügt der Kampfpanzer über ein zusätzliches ballistisches Schutzkit, welches das Schutzniveau nochmals erhöht. Insbesondere das Turmdach und der Wannenboden wurden verstärkt. Doch die wohl wichtigste Neuerung im Bereich des Schutzes ist die Integration des aktiven Schutzsystems Trophy vom israelischen Rüstungskonzern Rafael. Ein wesentlicher Bestandteil des Trophy APS ist sein Radarsystem, welches eine 360-Grad-Abdeckung bietet und in der Lage ist, eingehende Bedrohungen zu erkennen. Dank seines ausgeklügelten Designs kann das Radar mehrere Ziele gleichzeitig erfassen und verfolgen sowie deren Geschwindigkeit und Flugbahn ermitteln. Der Leopard 2 A8 wird mit vier Radaren ausgestattet sein, auf jeder Turmseite eins vorne und eins hinten. Nachdem das Radar eine Bedrohung für den Kampfpanzer identifiziert hat, wird der Abfangpunkt berechnet und die Besatzung gewarnt. Wenn die Bedrohung eine Gefahr darstellt, wird diese automatisch neutralisiert. Dazu feuert das Trophy-System eine dichte Wolke von Metallkugeln ab, die die eingehende Bedrohung in sicherer Entfernung vom Fahrzeug bekämpfen. Die Kästen, die diese Gegenmaßnahmen enthalten, sind an jeder Seite des Turms montiert. Laut dem Hersteller ist das System in der Lage, alle bekannten Bedrohungen wie Panzerabwehrlenkflugkörper, Panzerfäuste und Hohlladungsgeschosse zu bekämpfen. Ebenfalls zum Schutzkonzept des Leopard 2 A8 gehören ein ABC- und das Brandschutzsystem. Das ABC-Schutzsystem ist in der Lage, einen Innendruck von bis zu 4 Millibar aufrechtzuerhalten, um zu verhindern, dass ABC-Kampfstoffe in das Innere des Kampfpanzers gelangen. Dies soll die Einsatzfähigkeit der Besatzung und des Kampfpanzers auch nach ABC-Waffeneinsatz sicherstellen. Das Brandschutzsystem besteht aus vier 9 kg schweren Halon-Feuerlöschern, die automatisch aktiviert werden, wenn die Innentemperatur 82 °C überschreitet. Zusätzlich ist ein weiterer Halon-Feuerlöscher mit 2,5 kg Gewicht unterhalb der Hauptkanone als Ersatz verstaut. Der Leopard 2 A8 verfügt über einen 1.600 PS starken Dieselmotor, der den Kampfpanzer auf bis zu 70 km/h beschleunigen kann. Die geschätzte Einsatzreichweite beträgt 450 km, was einen entscheidenden Vorteil für lang andauernde Operationen in entlegenen Gebieten darstellt. Dank seiner Fähigkeit, Steigungen von bis zu 60 Prozent und Querneigungen von 30 % zu überwinden, ist der Leopard 2 A8 bestens geeignet, verschiedenste und herausfordernde Gelände zu bewältigen. Auch vertikale Hindernisse von bis zu etwa 1,15 Metern stellen kein Hindernis dar, und der Kampfpanzer ist in der Lage, Gräben von rund 3 Metern Breite zu überqueren. Darüber hinaus kann der Leopard 2 A8 ohne Vorbereitung Wassertiefen von etwa 1 Meter sicher durchqueren. Mit den notwendigen Vorbereitungen sogar Gewässer mit einer Tiefe von bis zu 4 Metern. Darüber hinaus ist der Kampfpanzer mit einer Auxiliary Power Unit ausgestattet, die es ermöglicht, Systeme zu betreiben und die Batterie aufzuladen, wenn der Hauptmotor nicht läuft.

Fazit

Die Beschaffung von 123 neuen Leopard 2 A8 stellt sowohl einen quantitativen als auch einen qualitativen Aufwuchs der Panzertruppe dar, was zu begrüßen ist. Denn der Kampfpanzer ist und bleibt das einzige Waffensystem, welches in der Lage ist, kampf- und stoßkräftig Gelände in Besitz zu nehmen. Seine Vorteile kann er allerdings nur im Zusammenspiel mit der Infanterie und Flugabwehrsystemen kurzer Reichweite zur Entfaltung bringen. Deshalb ist die Beschaffung des Flugabwehrkanonenpanzers Skyranger 30 A3 so wichtig. Nach Auslieferung der 123 Leopard 2 A8 wird die Bundeswehr über insgesamt 433 moderne Kampfpanzer verfügen, was auch ungefähr dem Bedarf der Truppe entspricht. Für die sechs aktiven Panzerbataillone sollte es, denke ich, auf jeden Fall ausreichen. Stellt sich nur die Frage, ob sechs aktive Panzerbataillone genug sind.

Mein YouTube-Video zur Thematik:

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