Während der Ukrainekrieg die Schlagzeilen dominiert, findet gleichzeitig ein intensives geopolitisches Ringen um Afrika statt. US-Medien schlagen Alarm, da Washington rapide an Einfluss verliert, während Russland und zunehmend China die Lücken füllen. Das Wall Street Journal berichtete Ende Mai, dass die USA aufgrund einer kurzsichtigen Politik, die kurzfristige Sicherheitsinteressen über den Aufbau von Demokratie und Institutionen stellt, den Kontinent an “Putins Russland” verlieren.
Russland und China nutzen diese strategische Lücke gezielt aus. Insbesondere Russland, das in Niger Militärgüter verlegte und bald eine Militärbasis errichten wird, zwingt die USA zum Abzug ihrer Truppen. Nigerianische Medien berichteten, dass das Land bereit sei, ein russisches Militärkontingent zu empfangen, was für Washington besonders bitter war, da russische Truppen in einer Basis einrückten, in der auch US-Soldaten stationiert waren.
Der Abzug der USA aus Niger markierte den Beginn einer Kette von Rückzügen aus weiteren afrikanischen Ländern. In Tschad, Mali und Kongo wächst der Einfluss Russlands und Chinas. Aus Mali zogen sich die westlichen Militärkontingente bereits zurück, während in Kongo die diplomatische Offensive des Kremls unter Sergei Lawrow im Gange ist.
Auch im Sudan hat die Regierung grünes Licht für die Errichtung einer russischen Militärbasis gegeben, die auch Atom-U-Boote beherbergen soll. Obwohl diese Meldung mit Skepsis betrachtet werden muss, da ähnliche Pläne in der Vergangenheit an politischen Umstürzen scheiterten, zeigt dies doch den zunehmenden russischen Einfluss in der Region.
Neben Russland spielt China eine immer größere Rolle. In den US-Medien werden Russland und China oft gemeinsam als Bedrohung für den US-Einfluss in Afrika genannt. China agiert vor allem wirtschaftlich und bietet wirtschaftliche Vorteile, während Russland Sicherheitsdienste anbietet. US-Medien kritisieren, dass Washington keine einheitliche Strategie verfolgt und daher weiter an Einfluss verlieren wird.
China ist mittlerweile in allen 54 afrikanischen Staaten präsent und baut seinen Einfluss kontinuierlich aus. Neben wirtschaftlichen Aktivitäten bemüht sich Peking auch um die Errichtung von Marinebasen am Atlantischen und Indischen Ozean. Chinesische Militärexporte, die mittlerweile die russischen Exporte weit übertreffen, sind ein weiterer wichtiger Aspekt. Der Economist berichtet, dass russische Rüstungsexporte nach Afrika in den letzten Jahren um 44% zurückgegangen sind, unter anderem wegen des Ukrainekriegs. China nutzt diese Lücke und übernimmt den Markt, indem es Waffen zu niedrigeren Preisen anbietet und an jede Regierung verkauft, die das Geld dafür hat.
Das Ziel Chinas ist es, seinen Einfluss in Afrika zu erhöhen, wobei Rüstungsexporte ein Mittel zum Zweck sind. Insgesamt befürchten die USA einen massiven Verlust an strategischem Einfluss in Afrika. Während aktuell vor allem Russland die Lücken füllt, dürfte langfristig China der größte Herausforderer werden.