Die Sicherheit Israels ist Staatsräson, das betonen Politiker in Deutschland immer wieder. In der Konsequenz bedeutet dies, dass Deutschland notfalls auch bereit sein muss, Israel mit militärischen Mitteln zu verteidigen. Dieser Notfall ist aktuell wahrscheinlicher denn je. Nachdem Israel Fuad Schukr, einen ranghohen Hisbollah-Kommandeur, und Ismail Hanija, politischer Führer der Hamas, in Beirut bzw. Teheran gezielt getötet hat, sinnen Iran und die Hisbollah auf Rache.
Israel und andere Staaten erwarten einen groß angelegten Gegenschlag des Irans und der Hisbollah auf israelisches Territorium, aber auch auf israelische Botschaften etc. im Ausland. Ob und wie genau dieser Gegenschlag erfolgt, ist nicht bekannt. Erwartet wird unter anderem ein massenhafter Einsatz von Kamikazedrohnen, Marschflugkörpern und ballistischen Raketen. Ähnlich des iranischen Angriffs auf Israel am 13. April 2024. Damals schoss der Iran über 300 verschiedene Flugkörper auf Israel ab, die dank der Unterstützung der USA, Großbritanniens, Frankreichs und weiterer Verbündeter größtenteils abgefangen werden konnten und nur geringen Schaden anrichteten. Dementsprechend klein fiel damals die israelische Gegenreaktion aus. Nun erwarten so ziemlich alle Akteure in der Region einen wesentlich umfangreicheren Angriff bei gleichzeitig geringerer Vorwarnzeit.
Israel, die USA und andere Staaten sind in höchster Alarmbereitschaft und verlegen zusätzliche Kräfte in die Region. Und Deutschland? Bisher: Still ruht der See! Aber mal angenommen, die Bundesregierung will ihren Worten auch Taten folgen lassen – was könnte Deutschland überhaupt tun?
Zunächst ein Blick auf die Möglichkeiten der Deutschen Marine: Diese verfügt aktuell nämlich bereits über drei seegehende Einheiten im Mittelmeer. Die Korvette „Ludwigshafen am Rhein“ ist aktuell im Rahmen der Mission UNIFIL vor der libanesischen Küste im Einsatz. Das Hohlstablenkboot „Pegnitz“ ist im Rahmen der Standing-NATO Maritime Group 2 (SNMG 2) und der NATO-Unterstützungsmission in der Ägäis im Einsatz. Und die Fregatte „Hamburg“ absolviert aktuell ein Flugkörperschießen vor der griechischen Insel Kreta, als Vorbereitung auf ihren Einsatz im Roten Meer im Rahmen der EU-Mission Aspides.
Sofern die Fregatte „Hamburg“ ihre Tests erfolgreich bestanden hat, würde sich die auf Flugabwehr spezialisierte Fregatte besonders gut eignen um bei der Verteidigung Israels gegen Kamikazedrohnen und Marschflugkörpern zu unterstützen. Dazu verfügt sie zum einen über rund 32 Flugabwehrraketen mittlerer Reichweite vom Typ ESSM und zum anderen über ca. 24 Flugabwehrraketen großer Reichweite vom Typ SM-2. Letztere könnten ein großes Gebiet des israelischen Territoriums vor genannten Bedrohungen schützen, würde man die Fregatte vor der israelischen Küste stationieren.
Der Nutzen der anderen beiden Einheiten im beschriebenen Szenario dürfte vergleichsweise gering sein. Lediglich die Korvette „Ludwigshafen am Rhein“ wäre in der Lage, mit ihren See- und Landzielflugkörpern vom Typ RBS 15 Mk3 Landziele der Hisbollah im Libanon zu bekämpfen. Wobei solch ein Vorgehen von deutschen Politkern vermutlich als zu offensiv angesehen werden würde.
Aber es gibt ja nicht nur die Marine, sondern auch noch Heer und Luftwaffe. Insbesondere die Luftwaffe wäre in der Lage, einen Beitrag zur Luftverteidigung zu leisten, sofern man die benötigten Einheiten rechtzeitig in die Region verlegen würde. Eine Staffel Eurofighter, bewaffnet mit Luft-Luft-Lenkflugkörpern und unterstützt durch Tankflugzeuge, wäre sicherlich eine gern gesehene Ergänzung der israelischen Luftverteidigung. Auch die Stationierung eines oder mehrer Patriot-Flugabwehrsysteme wäre möglich. Sofern mit PAC-3 MSE Lenkflugkörpern ausgestattet, wäre dieses System sogar in der Lage, ein Gebiet vor ballistischen Raketen zu schützen.
Eines Beitrages des Heeres bedarf es im beschriebenen Szenario hingegen eher weniger. Auch die USA und Großbritannien beschränken sich vor allem auf die Unterstützung aus der Luft und von See her. Nur im Falle einer Evakuierungsoperation wären Heereskräfte (Fallschirmjäger und KSK) vermutlich erforderlich. Diese aktuell in erhöhter Alarmbereitschaft zu halten und gegebenenfalls erneut vor Ort zu stationieren, ist sicherlich nicht die schlechteste Idee.
In Deutschland selbst sollte man den Schutz der israelischen Botschaft und weiteren mit Israel verbundenen Einrichtungen verstärken. Dies wäre jedoch Aufgabe der Polizei und nicht der Bundeswehr. Bisher umgesetzt wurden keine dieser Optionen. Hoffen wir, dass wir nie herausfinden müssen, ob die Bundesregierung bereit ist, ihren Worten auch Taten folgen zu lassen!