Die Einsatzbereitschaft des Deutschen Heeres ist laut Militärs und Experten schlechter als zum Zeitpunkt der russischen Invasion der Ukraine im Jahr 2022, so berichtet es Reuters. Vor der Invasion verfügte Deutschland über acht Brigaden mit etwa 65 % Einsatzbereitschaft, doch Waffenlieferungen an die Ukraine und intensivere Übungen haben die ohnehin knappen Bestände weiter dezimiert. Die Landstreitkräfte seien mittlerweile nur noch zu 50 % einsatzbereit, so Oberst Andre Wüstner.
Kanzler Olaf Scholz hatte nach Kriegsbeginn eine umfassende Modernisierung der Bundeswehr versprochen. Doch drei Jahre später sind die Zusagen an die NATO, bis 2025 eine Division und bis 2027 eine weitere Division zur Verfügung zu stellen, kaum erreichbar. Ein strukturell ineffizientes Beschaffungssystem, fehlende Dringlichkeit und finanzielle Engpässe behindern den Fortschritt.
Deutschland ist zusammen mit Polen Hauptverantwortlich für die Bereitstellung von Bodentruppen zur Verteidigung der NATO-Ostflanke. Doch stand jetzt verfügt Deutschland nicht über eine einzige voll ausgerüstete Division. Und die für 2027 geplante zweite Division ist erst zu 20 % ausgestattet.
Es fehlt insbesondere an Flugabwehrsystemen, Artilleriesystemen und Personal. Um den Schutz der beiden mechanisierten Divisionen des Heeres vor Bedrohungen aus der Luft sicherzustellen, benötigt das Heer rund 200 Flugabwehrsysteme kurzer Reichweite. Bisher wurden jedoch lediglich 19 Skyranger 30 Flugabwehrraketenpanzer bestellt. Und im Bereich der Artillerie benötigt es allein für die Division 2027 80 neue Radhaubitzen des Typs RCH 155. Bestellt ist bisher keine einzige.
Im Jahr 2021 hat Deutschland der NATO bis 2030 insgesamt zehn Brigaden zugesagt. Derzeit verfügt das Heer über acht, eine neunte wird derzeit in Litauen aufgestellt. Angesichts der sich verschärfenden Sicherheitslage wird erwartet, dass die NATO von Deutschland weitere zwei Brigaden fordert.
