Bis 2029 soll das Heer über drei voll ausgestattete und einsatzbereite Divisionen verfügen. Aktuell ist das Heer über alle Materialkategorien hinweg jedoch nur zu 60 Prozent ausgestattet. Durch die Neuaufstellung der Panzerbrigade 45 und bei zugleich ausbleibenden zusätzlichen Investitionen würde diese Quote auf 55 Prozent sinken. Es muss also noch einiges an neuem Material für das Heer beschafft werden. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Beschaffungsvorhaben des Heeres.
Table of Contents
- Leopard 2 A8
- Puma 2. Los
- Radschützenpanzer
- Schwerer Waffenträger Infanterie
- Luftbeweglicher Waffenträger
- Spähfahrzeug Next Generation
- Transportpanzer Neue Generation
- Überschneefahrzeug Neue Generation
- Caracal
- Zukünftiges System Indirektes Feuer kurze Reichweite
- Zukünftiges System Indirektes Feuer mittlere Reichweite – Radhaubitze
- Zukünftiges System des Indirekten Feuers große Reichweite – Raketenwaffensystem
- Skyranger 30 A3
- Flugabwehrraketenpanzer
- H145M LKH
- Fazit
Leopard 2 A8
Typ: Kampfpanzer
Projektstatus: bestellt
Auftragnehmer: KNDS Deutschland
Bestand: 0
Bestellt: 123
Bedarf: 123
Kosten: 3,45 Mrd. Euro
Finanzierung: Einzelplan 60 & Einzelplan 14 & Sondervermögen Bundeswehr
Auslieferung: 2025 – 2030
Als Ersatz für die an die Ukraine abgegebenen Leopard 2 A6 und um eine schon lange geforderte Umlaufreserve aufzubauen, erhält das Heer in den nächsten Jahren insgesamt 123 Leopard 2 A8 Kampfpanzer. Zunächst stimmte der Haushaltsausschuss am 24. Mai 2023 der Beschaffung von lediglich 18 Leopard 2 A8 inklusive Ersatzteilen und Wartungsvertrag für fünf Jahre zu. Die Kosten für die ersten 18 Leopard 2 A8 belaufen sich auf 525,6 Millionen Euro. Die Finanzierung erfolgt aus dem Einzelplan 60. Am 3. Juli 2024 stimmte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages dann der Beschaffung der restlichen 105 Leopard 2 A8 aus dem Rahmenvertrag zu. Die Kosten für die Optionsauslösung belaufen sich auf 2,93 Milliarden Euro. Hinzu kommen Betriebsausgaben von 750 Mio. Euro für die ersten zehn Jahre. Das Problem: Diese Summen sind bisher weder im Sondervermögen der Bundeswehr noch im regulären Verteidigungshaushalt hinterlegt. Stattdessen wurde einer Verpflichtungsermächtigung zugestimmt, die diese und folgende Regierungen an die Beschaffung bindet. Die ersten 18 Leopard 2 A8 sollen im Zeitraum von 2025 bis 2026 an die Truppe ausgeliefert werden. Weitere 35 sollen bis 2028 geliefert werden und zur Vollausstattung der Panzerbrigade 45 dienen. Die restlichen 70 Kampfpanzer sollen bis 2030 ausgeliefert werden und vor allem als Umlaufreserve dienen. Nach Auslieferung aller 123 Leopard 2 A8 wird die Truppe über insgesamt 438 Kampfpanzer verfügen.
Puma 2. Los
Typ: Schützenpanzer
Projektstatus: bestellt
Auftragnehmer: PSM Projekt System & Management GmbH
Bestand: 350 (Puma 1. Los)
Bestellt: 50
Bedarf: 461
Kosten: 1,5 Mrd. Euro
Finanzierung: Sondervermögen Bundeswehr
Auslieferung: 2025 – 2027
Am 10. Mai 2023 hat der Haushaltsausschuss der Beschaffung eines 2. Loses SPz Puma zugestimmt. Daraufhin hat das BAAINBw mit der PSM Projekt System & Management GmbH einen Rahmenvertrag über die Lieferung von bis zu 229 SPz Puma im Konfigurationsstand S1 geschlossen. Genug, um alle restlichen in Nutzung befindlichen SPz Marder zu ersetzen. Das Vertragsvolumen beläuft sich auf 4,8 Mrd. Euro. Allerdings werden vorerst lediglich 50 Puma aus dem Rahmenvertrag für ca. 1,5 Mrd. Euro abgerufen. Neben den 50 Schützenpanzern beinhaltet der Vertrag auch Ersatzteilpakete, acht Flugphasensimulatoren für das MELLS und eine „Fahrschuloption“ mit weiteren Fahrschulpanzern, Ausbildung von Personal, Simulatoren und ein Logistikpaket sowie eine Option zur Einrüstung der Turmunabhängigen Sekundärwaffenanlage (TSWA). Die Finanzierung erfolgt aus dem Sondervermögen Bundeswehr. Die Auslieferung soll 2025 beginnen und bis 2027 abgeschlossen sein. Aktuellen Medienberichten zufolge wird das 2. Los zugunsten anderer Vorhaben auf nur wenige Fahrschulpanzer reduziert. Ob sich die Berichterstattung bewahrheiten wird, bleibt abzuwarten. Dass weitere SPz Puma aus dem Rahmenvertrag abgerufen werden, ist mittlerweile unwahrscheinlicher geworden, da die im Vertrag vereinbarten Konditionen nur bis Februar 2024 galten. Sollte es, entgegen aller Erwartungen, doch noch zu einer weiteren Bestellung kommen, sind höhere Preise fällig. Das Heer hat in letzter Zeit immer wieder einen Bedarf nach 111 weiteren SPz Puma in einem zweiten Los genannt, insgesamt also 461 Puma. Wenn man diesen Bedarf decken möchte, müssten also noch 61 weitere SPz Puma bestellt werden. Die restlichen SPz Marder sollen durch einen neuen Radschützenpanzer ersetzt werden.
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Radschützenpanzer
Typ: Radschützenpanzer
Projektstatus: geplant
Auftragnehmer: /
Bestand: 0
Bestellt: 0
Bedarf: 148
Kosten: N/A
Finanzierung: Sondervermögen Bundeswehr
Auslieferung: bis 2030
Zur Realisierung der Mittleren Kräfte will das Heer zwei Panzergrenadierbataillone mit Radschützenpanzern ausstatten. Diese neuen Radschützenpanzer sollen, zusammen mit dem SPz Puma, den veralteten Schützenpanzer Marder ersetzen. Laut eigenen Angaben hat das Heer einen Bedarf nach 148 Radschützenpanzern. Um Ausbildung und Logistik zu vereinfachen, soll der zukünftige Radschützenpanzer auf Basis des GTK Boxer realisiert werden. Als Missionsmodul wurde mittlerweile der unbemannte RCT30-Turm von KNDS ausgewählt. Darüber hinaus wird der zukünftige Radschützenpanzer über ein neues Fahrmodul verfügen. So werden die Radschützenpanzer die ersten Boxerfahrzeuge der Bundeswehr sein, die über das Future Common Drive Module verfügen werden. Dabei handelt es sich um einen neuen gemeinsamen Standard für das Boxer-Fahrmodul, auf den sich die Boxer-Nutzernationen geeinigt haben. Das neue Fahrmodul verfügt über eine erhöhte maximale Traglast von 40 Tonnen. Darüber hinaus bringt die Standardisierung Vorteile in der Logistik und Produktion. Der aktuelle Zeitplan für das Beschaffungsvorhaben sieht so aus, dass man die entsprechende 25-Millionen-Euro-Vorlage noch dieses Jahr durch den Haushaltsausschuss des Bundestages bringen möchte und im Anschluss der Vertrag unterzeichnet werden soll. Ebenfalls noch in diesem Jahr. Die Auslieferung der 148 Radschützenpanzer soll dann bis 2030 erfolgen. Da auch die Niederlande Interesse an dem System bekundet haben, könnte es zu einer gemeinsamen Beschaffung kommen. Das niederländische Heer will insgesamt 72 Radschützenpanzer beschaffen.
Schwerer Waffenträger Infanterie
Typ: Schwerer Waffenträger
Projektstatus: Auslieferung
Auftragnehmer: Rheinmetall Defence Australia & Rheinmetall Landsysteme GmbH
Bestand: 1
Bestellt: 123
Bedarf: 123
Kosten: 1,943 Mrd. Euro (+ 750 Mio. Euro Integrated Logistic Support)
Finanzierung: Sondervermögen Bundeswehr
Auslieferung: 2025 – 2031
Seit der Auswahlentscheidung im Februar 2022 steht fest, dass der Schwere Waffenträger Infanterie auf Basis des australischen Combat Reconnaissance Vehicle, kurz CRV, realisiert werden soll. Am 10. Juli 2023 wurde ein Grundsatzabkommen zwischen Deutschland und Australien für die geplante Beschaffung unterzeichnet. Dieses basiert auf der Zusammenarbeitserklärung, welche der parlamentarische Staatssekretär Hitschler am 23. März 2023 in Australien unterzeichnet hat. Am 20. März 2024 hat dann der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages der Beschaffung von 123 Schweren Waffenträger Infanterie für 1,943 Milliarden Euro zugestimmt. Nur einen Tag später wurde der Government-to-Government-Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Australien unterzeichnet. Neben den 1,9 Mrd. Euro wurden weitere 750 Millionen Euro für einen sogenannten Integrated Logistic Support Vertrag freigegeben, welcher die Einsatzfähigkeit der Schweren Waffenträger nach der Lieferung sicherstellen soll. Insgesamt beläuft sich das Kostenvolumen also auf 2,693 Mrd. Euro, die vollständig aus dem Sondervermögen der Bundeswehr finanziert werden sollen. Auftragnehmer sind Rheinmetall Defence Australia und die Rheinmetall Landsysteme GmbH. Das erste Nachweismuster wurde im Mai 2024 an das BAAINBw geliefert. Nach erfolgreicher Nachweisführung sollen ab nächstem Jahr die ersten 19 Serienfahrzeuge an die Truppe geliefert werden. Die Restlichen sollen bis Anfang 2030 folgen, mit einer Auslieferungsquote von jährlich rund 25 Stück. Der Schwere Waffenträger Infanterie soll die veralteten Wiesel MK & MELLS in den Jägerbataillonen ersetzen.
Luftbeweglicher Waffenträger
Typ: Luftbeweglicher Waffenträger
Projektstatus: Ausschreibung (Unbestätigten Berichten zufolge steht das Vorhaben vor dem Aus!)
Auftragnehmer: /
Bestand: 0
Bestellt: 0
Bedarf: 89
Kosten: N/A
Finanzierung: Sondervermögen Bundeswehr
Auslieferung: ab 2030
Im September 2023 hat das BAAINBw das Verhandlungsverfahren mit Teilnahmewettbewerb für die „Entwicklung und Produktion eines Luftbeweglichen Waffenträgers (LuWa)“ eröffnet. Bei der Ausschreibung geht es um die „Entwicklung von Vorserienfahrzeugen und -geräten in drei Ausführungen“ und um die „Lieferung von 89 Fahrzeugen sowie Ersatzteile und Sonderwerkzeug, Lieferung von Ausbildungsmitteln und Durchführung der entsprechenden Schulungsmaßnahmen (Instandsetzung, Fahrschule, Waffe, Duellsimulator)“. Von den 89 zu beschaffenen LuWa sollen 56 mit einer Maschinenkanone und 24 mit Panzerabwehrlenkflugkörpern ausgerüstet werden. Die restlichen neun Fahrzeuge sollen Fahrschulpanzer sein. Der Luftbewegliche Waffenträger soll die Wiesel 1 MK & MELLS in den Fallschirmjäger- und Gebirgsjägerbataillonen ersetzen, da diese 2030 ihr Nutzungsdauerende erreichen. Unbestätigten Berichten zufolge wurde das Vorhaben mittlerweile abgebrochen. Hauptgrund für den Abbruch des Projektes ist wohl, dass das vorliegende Angebot der Rheinmetall Electronics GmbH das zur Verfügung stehende Budget deutlich überschreitet. Trotz intensiver Verhandlungen zwischen Rheinmetall und dem Beschaffungsamt der Bundeswehr (BAAINBw) konnte keine Einigung herbeigeführt werden. Sowohl das BAAINBw als auch Rheinmetall haben sich bisher nicht öffentlich zu der Thematik geäußert. Fraglich ist, wie es nun weitergeht. Bis zum Ende der Nutzungsdauer des Wiesel 1 sind es nur noch rund 5 Jahre, vergleichbare marktverfügbare Systeme gibt es nicht. Denkbar wären der Verzicht auf die Fähigkeit der direkten taktischen Feuerunterstützung, eine erneute Ausschreibung mit mehr Budget, eine weitere Nutzungsdauerverlängerung der Wiesel 1 oder die Nutzung einer anderen (möglicherweise unbemannten) Fahrzeugplattform.
Spähfahrzeug Next Generation
Typ: Spähfahrzeug
Projektstatus: Ausschreibung
Auftragnehmer: /
Bestand: 0
Bestellt: 0
Bedarf: 254
Kosten: N/A
Finanzierung: Einzelplan 14
Auslieferung: 2026 (Nachweismuster) / 2027 – 2028 (Festbeauftragung)
Am 17. Oktober 2023 hat das BAAINBW auf der europäischen Vergabeplattform TED ein Verhandlungsverfahren mit Teilnahmewettbewerb für die Entwicklung und Produktion des Spähfahrzeugs Next Generation (SpähFz NG) veröffentlicht. Das SpähFz NG soll den Spähwagen leicht 4-Rad Fennek ersetzen, da dieser Ende 2028 sein Nutzungsdauerende erreicht. Aufgrund des engen Zeitplans wird eine Realisierung über COTS/MOTS-Produkte angestrebt. Bereits 2026 sollen die ersten zwei Spähfahrzeuge zu Untersuchungszwecken geliefert werden. In den Jahren 2027 und 2028 sollen dann die ersten 90 Serienfahrzeuge zulaufen. Insgesamt hat das Heer einen Bedarf nach 254 Spähfahrzeugen, wovon allerdings nur die angesprochenen 92 Fahrzeuge fest beauftragt werden sollen. Laut Hartpunkt konnte sich der Piranha 6×6 von GDELS im Teilnahmewettbewerb durchsetzen. Bevor der Piranha-6×6 jedoch als Sieger des Vergleichswettbewerbs feststeht, wird es noch einige Zeit dauern. Zunächst müssen die Einspruchsfristen abgewartet werden und anschließend muss das parlamentarische Verfahren durchlaufen werden. Ein Vertragsabschluss wird voraussichtlich Ende dieses Jahres oder Anfang 2025 angestrebt.
Transportpanzer Neue Generation
Typ: 6×6 Transportpanzer
Projektstatus: geplant
Auftragnehmer: /
Bestand: 0
Bestellt: 0
Bedarf: ca. 1.000
Kosten: N/A
Finanzierung: Sondervermögen Bundeswehr
Auslieferung: ab Mitte 2025
Der 6 × 6 Transportpanzer Fuchs ist seit mehr als vier Jahrzehnten bei der Bundeswehr im Einsatz und soll nach Erreichen seines Nutzungsdauerende schrittweise durch einen neuen Transportpanzer ersetzt werden. Aktuell sind noch über 800 der ursprünglich mehr als 1.400 für die Bundeswehr produzierten Fahrzeuge in über 20 verschiedenen Ausführungen im Einsatz. Laut Vizeadmiral Carsten Stawitzki, der im BMVg für die Abteilung Ausrüstung verantwortlich ist und kürzlich dem Fachmagazin „Europäische Sicherheit & Technik“ ein Interview gab, wird erwartet, dass die ersten TPz Fuchs 2025 ausgemustert werden. Bis zum Ende der 2030er-Jahre werden selbst die modernsten Varianten so veraltet sein, dass eine wirtschaftliche Nutzung nicht mehr sinnvoll erscheint. Experten gehen davon aus, dass ein Teil der Fuchs-Flotte durch andere, bereits in der Bundeswehr vorhandene Fahrzeugtypen, wie etwa der GTK Boxer oder der Eagle V 6×6, ersetzt werden könnte. Der Großteil der Fuchs-Flotte dürfte jedoch durch einen neuen 6×6-Transportpanzer ersetzt werden. Als Favorit gilt der Patria 6×6, der über das Common Armoured Vehicle System Programm, welches von Finnland geleitet wird, beschafft werden könnte. Diesem Programm ist Deutschland bereits im April letzten Jahres beigetreten. Im Anschluss wurde der Patria 6×6 einer Reifegradanalyse unterzogen, die er auch erfolgreich abgeschlossen hat. Anfang Mai 2024 ist Deutschland dann offiziell der Forschungs- und Entwicklungsvereinbarung des „Common Armoured Vehicle System“-Programms (CAVS) beigetreten. Damit überwindet das Vorhaben die nächste Hürde, und der Patria 6×6, als Ersatz für den TPz Fuchs, dürfte also so gut wie gesetzt angesehen werden. Der Bedarf wird auf rund 1.000 Fahrzeuge geschätzt.
Überschneefahrzeug Neue Generation
Typ: Überschneefahrzeug / All-Terrain Vehicle
Projektstatus: bestellt
Auftragnehmer: BAE Systems Hägglunds
Bestand: 0
Bestellt: 367
Bedarf: 664
Kosten: 1.471 Mrd. Euro
Finanzierung: Sondervermögen Bundeswehr
Auslieferung: 2025 – 2030
Am 14. Dezember 2022 hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages der Beschaffung des ersten Loses „Überschneefahrzeuge“ zugestimmt. Daraufhin erfolgte die Bestellung von 140 BvS10 Mk2b Überschneefahrzeugen für insgesamt 552,3 Mio. Euro. Das erste Los umfasst ausschließlich Gruppentransportfahrzeuge, welche insbesondere der Gebirgsjägerbrigade 23 zulaufen werden. Am 29. März 2023 billigte der Haushaltsausschuss auch das zweite Los Überschneefahrzeuge. Für insgesamt 919 Mio. Euro wurden weitere 227 BvS10 Mk2b beim schwedischen Hersteller BAE Systems Hägglunds bestellt. Finanziert werden beide Lose aus dem Sondervermögen der Bundeswehr. Die Beschaffung erfolgt dabei im Rahmen des Gemeinschaftsprojektes „Collaborative All-Terrain Vehicle (CATV)“. Neben Deutschland beteiligen sich auch Großbritannien, Schweden und die Niederlande an dem Projekt. 2025 sollen vier Nachweismuster geliefert werden, welche vom BAAINBw einer integrierten Nachweisführung unterzogen werden. Im Zeitraum von 2026 bis 2028 sollen dann alle Fahrzeuge des Ersten Loses ausgeliefert werden. Bis 2030 die Fahrzeuge des zweiten Loses. Somit wird die Bundeswehr bis 2030 über 367 BvS10 Mk2b verfügen. Diese sollen die veralteten BV 206 ersetzen. Aktuell verfügt die Truppe noch über 370 BV 206 in verschiedenen Versionen. Laut Verteidigungsministerium hat die Bundeswehr einen Gesamtbedarf von 664 Überschneefahrzeugen bis 2031. Ob und wann die restlichen 297 BvS10 bestellt werden, bleibt abzuwarten.
Caracal
Typ: Luftlandeplattform
Projektstatus: bestellt
Auftragnehmer: Rheinmetall Landsysteme GmbH
Bestand: 0
Bestellt: 1.004
Bedarf: 2.054
Kosten: 1,9 Mrd. Euro (Gesamtauftragsvolumen inkl. niederländischer Anteil)
Finanzierung: Sondervermögen Bundeswehr
Auslieferung: ab 2025 (Serienlieferung)
Die Luftlandeplattform Caracal soll den Fuhrpark der deutschen und niederländischen Luftlandetruppen vereinheitlichen und bei der Bunderwehr die ESK Mungo, Luftlande-Wölfe und Wiesel 2 ersetzen. Deutschland hat bei diesem binationalen Rüstungsprojekt die Führung und fungiert als Vertragspartner für die Industrie. Nach der Zustimmung des deutschen und niederländischen Parlaments hat das BAAINBw am 10. Juli 2023 einen Rahmenvertrag über die Lieferung von bis zu 3.058 Caracal mit Rheinmetall geschlossen. Das Vertragsvolumen beläuft sich auf 1,9 Mrd. Euro. Vorerst wurden allerdings nur 1.508 Caracal für ca. 870 Mio. € fest bestellt. Davon werden 1.004 an die Bundeswehr und 504 an die niederländischen Streitkräfte geliefert. Bereits 2024 soll die Auslieferung der ersten Erprobungsmuster erfolgen. Ab 2025 soll dann die Serienauslieferung mit jährlich 300 Fahrzeugen, davon 200 für Deutschland und 100 für die Niederlande, starten. Gut informierten Kreisen zufolge will die Bundeswehr insgesamt 2.054 Caracal in den vier Grundvarianten beschaffen. Die vier Grundvarianten sind: Personal-/Materialtransport, Sanitätsfahrzeug, Materialtransport und Gruppentransport. Im ersten Los von 1.004 Fahrzeugen werden allerdings nur die Grundvarianten Personal-/Materialtransport und Sanitätsfahrzeug beschafft. 884 der Variante Personal-/Materialtransport und 115 Sanitätsfahrzeuge sowie 5 Erprobungsmuster.
Zukünftiges System Indirektes Feuer kurze Reichweite
Typ: 120-mm-Mörsersystem
Projektstatus: geplant
Auftragnehmer: /
Bestand: 0
Bestellt: 0
Bedarf: ca. 100
Kosten: N/A
Finanzierung: N/A
Auslieferung: ab 2027
Neun der zehn Infanterieverbände des Deutschen Heeres verfügen über je einen Mörserzug mit acht 120 mm Mörsern in den schweren Kompanien. Diese Züge sind mit dem 120 mm R-Rohr-Mörser von Rheinmetall ausgestattet, dessen Nutzungsdauerende 2030 erreicht sein wird. Zukünftig soll jede schwere Kompanie über zwei Mörserzüge mit je vier neuen Mörsern des Zukünftigen System Indirektes Feuer kurze Reichweite sowie über vier 60mm-Mörser verfügen. Als Favorit für das Vorhaben Zukünftiges System Indirektes Feuer kurze Reichweite gilt das NEMO-Turmmörsersystem auf Basis des Patria 6×6. Laut Hartpunkt plant das Verteidigungsministerium das Vorhaben, noch in diesem Jahr durch die zuständigen Ausschüsse im Bundestag zu bringen. Der Bedarf wird auf rund 100 Systeme geschätzt.
Zukünftiges System Indirektes Feuer mittlere Reichweite – Radhaubitze
Typ: Radhaubitze
Projektstatus: geplant
Auftragnehmer: KNDS Deutschland
Bestand: 0
Bestellt: 0
Bedarf: 168
Kosten: N/A
Finanzierung: N/A
Auslieferung: ab 2029
Im Rahmen des Zukünftigen System Indirektes Feuer mittlere Reichweite “Rohrwaffensystem” plant das Heer die Beschaffung von radgestützten Artilleriegeschützen. Benötigt werden die Radhaubitzen unter anderem zur Realisierung der neuen Kräftekategorie des Deutschen Heeres, den Mittleren Kräften. Mittlerweile ist bekannt, dass man sich für die RCH 155 von KNDS Deutschland entschieden hat. Laut dem Zielbild Einsatzkräfte Heer liegt der Bedarf bei 168 Radhaubitzen. Diese sollen in den beiden Divisionsartilleriebataillonen und den drei mittleren Brigadeartilleriebataillonen zum Einsatz kommen. Aktuell stehen für die Beschaffung der Radhaubitzen lediglich Haushaltsmittel in Höhe von 1,3 bis 1,4 Mrd. Euro zur Verfügung. Damit wäre wohl nur die Beschaffung einer mittleren zweistelligen Anzahl realisierbar. Eine entsprechende 25-Mio-Euro-Vorlage soll den zuständigen Bundestagsausschüssen im Frühjahr 2025 vorgelegt werden. Der Zulauf erster Systeme wird ab 2029 erwartet. Die Beschaffung der RCH 155 soll im Übrigen in Kooperation mit Großbritannien erfolgen. Denn auch die British Army will rund 96 dieser Radhaubitzen im Rahmen ihres Mobile Fires Platform-Programms beschaffen.
Zukünftiges System des Indirekten Feuers große Reichweite – Raketenwaffensystem
Typ: Raketenartilleriesystem
Projektstatus: geplant
Auftragnehmer: /
Bestand: 0
Bestellt: 0
Bedarf: 36 / 76
Kosten: N/A
Finanzierung: N/A
Auslieferung: ab 2030
Das Zukünftige System Indirektes Feuer großer Reichweite soll in der Lage sein, gegen alle Zielarten und Kategorien auf Entfernungen von mindestens 300 km zu wirken. Es soll sowohl der direkten Feuerunterstützung als auch dem Kampf mit Feuer dienen und mit verschiedenen Raketen und Flugkörpersystemen bewaffnet werden. Aktuell sieht es danach aus, dass man sich für das israelische PULS-System entschieden hat. Der Bedarf des Heeres liegt zunächst bei lediglich 36 dieser neuen Raketenartilleriesysteme zur Ausstattung eines Korpsartilleriebataillons, langfristig soll das neue System den MARS II ablösen. Laut Hartpunkt hat das Heer einen Gesamtbedarf von 76 Raketenartilleriesystemen. Finanziert ist das ganze Vorhaben aktuell übrigens nicht. Daher werden die ersten Systeme wohl erst Anfang der 2030er Jahre zulaufen.
Skyranger 30 A3
Typ: Flugabwehrkanonenpanzer
Projektstatus: bestellt
Auftragnehmer: Rheinmetall Electronics GmbH
Bestand: 0
Bestellt: 19 (+30 optional)
Bedarf: ca. 140
Kosten: 650 Mio. Euro
Finanzierung: Sondervermögen Bundeswehr & Einzelplan 14
Auslieferung: ab 2028 (Serienauslieferung)
Nachdem der Haushaltsausschuss der Beschaffung des Flugabwehrkanonenpanzers Skyranger 30 A3 am 21. Februar 2024 zugestimmt hatte, unterzeichnete das Beschaffungsamt der Bundeswehr am 27. Februar 2024, also nur eine Woche später, einen entsprechenden Rahmenvertrag mit der Rheinmetall Electronics GmbH. Dieser Rahmenvertrag beinhaltet die Herstellung und Lieferung von bis zu 49 Skyranger 30 A3. Vorerst wurden allerdings nur 19 Stück für 650 Millionen Euro Feste beauftragt. Darüber hinaus beinhaltet die Bestellung 8 Nachladefahrzeuge, 8 Werkstattausstattungen und 18 On-Board-Simulatoren. Der Bedarf der Truppe geht jedoch weit über die genannten Zahlen hinaus. Laut Herrn Dr. Vischer, konzeptioneller Vater des Skyranger 30, wird der Bedarf auf rund 100 bis 150 Flugabwehrkanonenpanzer geschätzt. Ursprünglich war geplant, ein Erprobungsfahrzeug noch in diesem Jahr bereitzustellen und die ersten Serienfahrzeuge ab 2026 an die Truppe zu übergeben. Allerdings verzögert sich die Auslieferung des Skyranger 30 A3 an die Bundeswehr, laut cpm Defence Network, um rund 18 Monate. Hauptgründe sind Kapazitätsengpässe und das Fehlen der benötigten Boxer-Fahrzeuge, die als Plattformen für die Skyranger dienen sollen. Trotz beschleunigter Beschaffungsmaßnahmen und vorgezogener Teilprojekte im Bereich Nah- und Nächstbereichsschutz (NNbS) rechnet das Beschaffungsamt BAAINBw nun erst ab 2028 mit der Auslieferung.
Flugabwehrraketenpanzer
Typ: Flugabwehrraketenpanzer
Projektstatus: Entwicklung
Auftragnehmer: ARGE NNbS
Bestand: 0
Bestellt: 24
Bedarf: 84
Kosten: 1,23 Mrd. Euro (Gesamtauftragswert)
Finanzierung: Sondervermögen Bundeswehr
Auslieferung: ab 2028
Am 17. Januar 2024 genehmigte der Haushaltsausschuss die Entwicklung und Beschaffung des Luftverteidigungssystems Nah- und Nächstbereichsschutz Teilprojekt 1 für 1,2 Milliarden Euro. Im Rahmen des Teilprojektes 1 sollen zunächst vier LVS NNbS Staffeln beschafft. Während die Mittelbereichssensoren und Waffensysteme, namentlich IRIS-T SLM, an die Luftwaffe gehen, erhält das Heer einen neuen Flugabwehrraketenpanzer für den Nächstbereich. Insgesamt 24 Flugabwehrraketenpanzer auf Basis GTK Boxer und bewaffnet mit IRIS-T SLS Lenkflugkörpern erhält das Heer ab 2029.
H145M LKH
Typ: Leichter Kampfhubschrauber
Projektstatus: bestellt
Auftragnehmer: Airbus Helicopters Deutschland GmbH
Bestand: 0
Bestellt: 62
Bedarf: 82
Kosten: 2,6 Mrd. Euro
Finanzierung: Sondervermögen Bundeswehr & Einzelplan 14
Auslieferung: 2024 – 2028
Am 13. Dezember 2023 hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages der 25-Mio.-Euro-Vorlage zur Beschaffung von bis zu 82 H145M LKH zugestimmt. Einen Tag später hat das BAAINBw einen entsprechenden Rahmenvertrag mit Airbus Helicopters unterzeichnet. Dieser beinhaltet neben den bis zu 82 Hubschraubern auch Ersatzteile, acht Ausbildungssimulatoren, die Ausbildung des fliegenden und technischen Personals sowie Dienstleistungen für den Betrieb der Maschinen über einen Zeitraum von sieben Jahren. Von den 82 Hubschraubern sind allerdings nur 62 Feste beauftragt. Davon 24 in der Rolle Kampf, 33 in der Rolle Ausbildung/Professionalisierung und fünf in der Rolle SOF. Die 20 weiteren optional zu bestellenden Hubschrauber setzen sich aus 15 in der Rolle Ausbildung/Professionalisierung und fünf in der Rolle SOF zusammen. Insgesamt also bis zu 82 H145M LKH, davon 65 für das Heer und 17 für die Luftwaffe. Alle Maschinen sollen einen identischen Konfigurationsstand aufweisen und durch die Einrüstung bzw. Rückrüstung eines Rüstsatzes an die für den Einsatz geforderte Rolle angepasst werden können. Nicht im Rahmenvertrag enthalten ist hingegen die Munition für die Leichten Kampfhubschrauber. Die Kosten belaufen sich auf 2,6 Mrd. Euro. Davon sollen 1,9 Mrd. Euro bis 2027 aus dem Sondervermögen der Bundeswehr finanziert werden. Die restlichen 700 Mio. Euro müssen bis 2031 aus dem regulären Verteidigungshaushalt finanziert werden. Die Auslieferung der 62 fest beauftragten Hubschrauber soll im Zeitraum 2024 bis 2028 erfolgen.
Fazit
Das waren die 15 wichtigsten Beschaffungsvorhaben des Heeres. Es ist definitiv einiges in Bewegung, aber insbesondere in den Bereichen Artillerie und Flugabwehr kurzer Reichweite ist noch jede Menge Luft nach oben. Angesichts der Wichtigkeit dieser beiden Themen, die uns täglich in der Ukraine vor Augen geführt wird, denke ich, sollte man diese bei der Beschaffung neuen Materials priorisieren. Auch für die Realisierung der Mittleren Kräfte fehlt noch einiges an Material, das schnellstmöglich bestellt werden sollte. Aber ihr kennt das Spielchen, für all das fehlt aktuell natürlich das nötige Kleingeld. Das Stichwort hier lautet mal wieder dauerhafte Erhöhung des regulären Verteidigungshaushaltes auf mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes.
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