Wolf 2 – der neue Geländewagen der Bundeswehr

Wolf 2 - der neue Geländewagen der Bundeswehr
Wolf 2 | Foto: Bundeswehr/Christoph Kassette

Als Ersatz für die veralteten Allzweckgeländewagen Wolf erhält die Bundeswehr ein Nachfolgemodell mit der Bezeichnung „Wolf 2“, das im Rahmen des Vorhabens „militärische, hochgeländegängige, leichte Lastkraftwagen“beschafft wird.

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Militärische, hochgeländegängige, leichte Lastkraftwagen

Das Beschaffungsamt der Bundeswehr hat im Juli 2024 mit dem Automobilhersteller Mercedes-Benz einen Rahmenvertrag geschlossen, der die Beschaffung von bis zu 5.800 militärischen, hochgeländegängigen, leichten Lastkraftwagen umfasst. Das Vertragsvolumen beläuft sich auf bis zu 1,34 Milliarden Euro; die Laufzeit des Rahmenvertrags erstreckt sich bis Ende des Jahres 2032.

Die Beschaffung erfolgt gestaffelt in mehreren Tranchen. Die erste Bestellung wurde am 8. Juli 2024 aufgegeben und umfasst 1.200 Fahrzeuge im Wert von 240 Millionen Euro. Von diesen ersten 1.200 Fahrzeugen sind 1.105 Einheiten als Führungsfahrzeuge konzipiert, während 90 Fahrzeuge als Feldjägerfahrzeuge ausgelegt sind. Die zweite Tranche folgte am 18. Dezember 2024 mit einer Bestellung von 300 weiteren Fahrzeugen für rund 58,52 Millionen Euro. Diese zweite Bestellung setzt sich aus 277 Führungsfahrzeugen und 23 Feldjägerfahrzeugen zusammen. Das Bundesministerium der Verteidigung schätzt die Nutzungskosten für diese zweite Tranche über eine geplante Nutzungsdauer von 20 Jahren auf 45,8 Millionen Euro.

Insgesamt wurden damit bereits 1.500 Fahrzeuge für knapp 300 Millionen Euro bestellt. Sie gliedern sich in 1.382 Führungsfahrzeuge, 113 Feldjägerfahrzeuge sowie fünf Erprobungsmuster. Weitere Bestellungen sind bereits fest eingeplant. So soll am 3. Dezember eine dritte Tranche im Wert von 288 Millionen Euro beauftragt werden, die voraussichtlich rund 1.440 Fahrzeuge umfassen wird. Insgesamt besteht bei der Bundeswehr ein Bedarf von mindestens 5.800 dieser Fahrzeuge, um die veralteten Geländewagen Wolf zu ersetzen.

Die Finanzierung des Projekts erfolgt über zwei verschiedene Haushaltstitel: Die Beschaffung der Fahrzeuge wird aus dem Sondervermögen Bundeswehr finanziert, während die Betriebskosten über den Einzelplan 14, den regulären Verteidigungshaushalt, gedeckt werden.

Der Zeitplan für die Auslieferung ist ambitioniert, jedoch detailliert strukturiert. Vertragsgemäß hat die Bundeswehr Mitte November 2024 die ersten fünf Fahrzeuge erhalten. Mit diesen Erprobungsmustern läuft derzeit die Qualifikations- und Einsatzprüfung, die bei der Wehrtechnischen Dienststelle 41 in Trier durchgeführt wird. Bei einem erfolgreichen und fristgerechten Abschluss dieser Untersuchungen kann wie geplant bereits Ende 2025 mit der Lieferung der ersten Serienfahrzeuge gerechnet werden. Die wesentlichen Ergebnisse und Nachweise aus den Prüfungen sollen bis Ende dieses Monats vorliegen.

Ab November 2025 sollen die ersten Serienfahrzeuge an die Bundeswehr ausgeliefert werden. Der Lieferrhythmus ist dabei beachtlich: Bis zu 30 Fahrzeuge pro Woche werden den Depots der Bundeswehr zulaufen – zunächst allerdings noch ohne die D-LBO-Ausstattung. Diese digitale Ausstattung wird unmittelbar nach der Auslieferung durch Kräfte der Bundeswehr eingebaut und anschließend von beauftragten Firmen in Betrieb genommen. Da sich dieser Prozess zunächst einspielen muss, wird er etwas Zeit in Anspruch nehmen. Spätestens ab April 2026 soll die Ausgabe der neuen, digitalisierten Allzweckgeländewagen Wolf 2 an die Truppe in regelmäßiger Taktung erfolgen. Die Lieferung der zweiten Tranche soll im Jahr 2026 beginnen und bis zum 15. November 2026 abgeschlossen sein. Damit sollen sowohl die erste als auch die zweite Tranche bis Mitte November 2026 vollständig ausgeliefert sein.

Die neuen Fahrzeuge werden organisationsbereichsübergreifend und querschnittlich in der gesamten Bundeswehr eingesetzt. Sie dienen dem Transport von Personal und Material und werden darüber hinaus als Führungs-, Funktions-, Erkundungs- und Verbindungsfahrzeuge verwendet. In all diesen Aufgaben ermöglichen sie einen hochmobilen und flexiblen Einsatz zur Informationsgewinnung und zum Informationsaustausch – beides ist für moderne militärische Operationen von entscheidender Bedeutung.

Technische Daten

Mit dem Wolf 2 erhält die Bundeswehr nicht nur einen Nachfolger für den legendären Allzweckgeländewagen Wolf, sondern zugleich das erste Serienfahrzeug, das bereits ab Werk vollständig für die modernen digitalen Informations- und Kommunikationsmittel des Vorhabens Digitalisierung landbasierter Operationen (kurz: D-LBO) vorbereitet ist.

Das neue Modell ist – wie schon sein Vorgänger – für anspruchsvolles Gelände konzipiert und bietet Platz für bis zu vier vollausgerüstete Soldatinnen und Soldaten. Die Bundeswehr erhält den Wolf 2 in zwei unterschiedlichen Ausführungen: als Führungsfahrzeug für die allgemeine Verwendung in der Truppe sowie als Feldjägerversion, die speziell an die Anforderungen der Militärpolizei angepasst ist. Die Feldjägervariante unterscheidet sich insbesondere durch zusätzliche Ausstattungsmerkmale wie eine Sondersignalanlage und integrierte Blaulichter an Front und Heck. Aufgaben, die bislang von spezialisierten Wolf-Varianten – etwa Sanitäts- oder Luftlandefahrzeugen – übernommen wurden, werden künftig durch andere Fahrzeugsysteme erfüllt, insbesondere durch die Luftlandeplattform Caracal.

Was den Wolf 2 besonders auszeichnet, ist seine zukunftsweisende Digitalisierung. Anders als bei bisherigen Fahrzeugen wurde die Integration modernster Führungsmittel von Beginn an in die Entwicklung einbezogen. Im hinteren Bereich des Fahrzeugs befindet sich eine standardisierte Aufnahmevorrichtung – ein sogenanntes Rack –, das speziell für die Aufnahme der digitalen Funk- und Führungsgeräte des D-LBO-Programms konzipiert wurde. Dieser Ansatz unterscheidet sich grundlegend von der bisherigen Vorgehensweise, bei der Bestandsfahrzeuge nachträglich und nur eingeschränkt mit digitaler Technik ausgerüstet werden konnten. Beim Wolf 2 hingegen war die Integration moderner Kommunikationsmittel bereits während der Entwicklungsphase ein zentraler Bestandteil des Konzepts und wurde nach festgelegten Vorgaben umgesetzt.

Ein weiterer wesentlicher Vorteil dieser Konstruktion liegt in ihrer Zukunftssicherheit. Da sich technologische Entwicklungen im digitalen Bereich deutlich schneller vollziehen als im Fahrzeugbau, ermöglicht das standardisierte Rack eine flexible Anpassung an künftige Innovationen. Aufwändige und kostenintensive Fahrzeugumbauten können dadurch weitgehend vermieden werden. Bei der Wehrtechnischen Dienststelle 81 in Greding werden derzeit umfangreiche Prüfungen zur elektromagnetischen Verträglichkeit des Wolf 2 sowie der vorgesehenen Funk- und Führungssysteme durchgeführt. Nach Aussagen von Fachleuten sind diese Untersuchungen bereits weit fortgeschritten, und die bisherigen Ergebnisse lassen einen erfolgreichen Abschluss erwarten. Als verbindendes Element zwischen den verschiedenen Kommunikationskomponenten fungiert die Software Tactical Core, die sowohl innerhalb des Fahrzeugs als auch übergreifend auf dem Gefechtsfeld ein vernetztes Gesamtsystem schafft.

D-LBO ist das wichtigste Vorhaben zur Digitalisierung der Kommunikation und Führung in den Landstreitkräften. Es umfasst sämtliche Fahrzeuge, die persönliche Kommunikationsausrüstung der Soldatinnen und Soldaten sowie die Verbindung zu mobilen und ortsfesten Führungseinrichtungen für Landoperationen. Durch D-LBO werden nicht nur neue Geräte eingeführt, sondern auch einheitliche technische Standards etabliert.

Technisch basiert der Wolf 2 auf der aktuellen militärischen Baureihe 464 der Mercedes-Benz G-Klasse – einer bewährten Plattform, die bereits am Markt verfügbar ist. Die Verwendung desselben Fahrgestells wie bei der ebenfalls beauftragten Luftlandeplattform Caracal schafft erhebliche Synergieeffekte und bietet Vorteile in Bezug auf Ausbildungund logistische Prozesse. Wie schon beim Vorgängermodell bildet ein robuster Leiterrahmen mit aufgesetzter Karosserie die Grundstruktur. Diese Konstruktion erlaubt ein zulässiges Gesamtgewicht von 4,5 Tonnen und gewährleistet den Transport von vier einsatzbereiten Soldatinnen oder Soldaten samt Handwaffen, Munition, Gepäck und Verpflegung. Die maximale Nutzlast beträgt 1,2 Tonnen.

Angetrieben wird das Fahrzeug von einem 3,0-Liter-Dieselmotor mit einer Leistung von 250 PS, der der Abgasnorm Euro III entspricht. In Kombination mit einem 9-Gang-Automatikgetriebe erreicht der Wolf 2 auf befestigten Straßen Geschwindigkeiten von über 100 km/h. Seine Steigfähigkeit liegt bei beeindruckenden 60 Prozent, und mit einem Schnorchel ausgestattet kann er Wassertiefen von bis zu 500 Millimetern durchqueren.

Der entscheidende Unterschied zur zivilen G-Klasse liegt in der konsequenten Ausrichtung auf militärische Anforderungen. Der Wolf 2 ist ausschließlich für staatliche Bedarfsträger verfügbar und weicht aus taktischen und technischen Gründen bewusst von zivilen Standards ab. So wurde beispielsweise ein Motor nach Euro-III-Norm verbaut, der sowohl mit NATO-genormtem als auch mit minderwertigem Kraftstoff betrieben werden kann. Zudem können die Besatzungsmitglieder die Schutzmechanismen des Motors bei Bedarf übersteuern, um in kritischen Situationen für begrenzte Zeit die volle Leistung abrufen zu können. Solche Funktionen sind unerlässlich, um militärische Aufträge auch unter schwierigen Bedingungen sicher erfüllen zu können. Ein weiteres militärspezifisches Detail ist die verstärkte Motorhaube, die betreten und mit bis zu 120 Kilogramm belastet werden kann.

Im direkten Vergleich zum ursprünglichen Wolf zeigt sich der technologische Fortschritt deutlich: Während der alte Wolf lediglich 92 PS leistete, verfügt der Wolf 2 über 250 PS. Das maximale Drehmoment steigt von 200 Newtonmetern auf 600 Newtonmeter. Auch die Abmessungen haben zugenommen: Der Wolf 2 misst 4,85 Meter in der Länge, 1,90 Meterin der Breite und 2,18 Meter in der Höhe, während der ursprüngliche Wolf je nach Variante zwischen 4,22 und 4,65 Metern lang, 1,69 bis 1,80 Meter breit und 1,91 bis 1,96 Meter hoch war. Statt eines manuellen Schaltgetriebes verfügt das neue Modell über ein Automatikgetriebe. Auch die Waffenhalterungen wurden verbessert: Anstelle der starren Halterung für das G36 beim alten Modell bietet der Wolf 2 nun flexible Waffentaschen. Während der ursprüngliche Wolfein zweitüriges Fahrzeug mit Plane war, kommt der Wolf 2 als viertüriger Wagen mit festem Fahrzeugdach. Insgesamt wurden rund 12.000 Einheiten des ursprünglichen Wolf für die Bundeswehr beschafft; diese sollen nun schrittweise durch bis zu 5.800 Wolf 2 ersetzt werden.

Sobald der letzte Wolf 2 ausgeliefert ist, wird das Modell voraussichtlich für mindestens zwei Jahrzehnte im aktiven Dienst verbleiben – und damit die Bundeswehr auf lange Sicht prägen.

Fazit

Nach jahrzehntelangem Einsatz werden die in die Jahre gekommenen Wolf-Fahrzeuge nun endlich durch einen modernen und leistungsstarken Nachfolger ersetzt, der den gestiegenen Anforderungen an militärische Operationen im 21. Jahrhundert gerecht wird. Die bislang rund 12.000 Wolf-Fahrzeuge haben der Bundeswehr über viele Jahre hinweg treue Dienste geleistet – doch ihre Zeit ist abgelaufen. Der Wolf 2 bietet nicht nur deutlich mehr Leistung, Komfort und Geländegängigkeit, sondern markiert zugleich einen Paradigmenwechsel in der militärischen Fahrzeugbeschaffung.

Besonders hervorzuheben ist, dass die digitale Funk- und Führungsausstattung D-LBO bereits von Beginn an in die Entwicklung des Wolf 2 integriert wurde. Dieser zukunftsweisende Ansatz unterscheidet sich grundlegend von der bisherigen Praxis nachträglicher Umrüstungen und stellt sicher, dass die Bundeswehr ein Fahrzeug erhält, das optimal auf die Anforderungen moderner, vernetzter Gefechtsführung vorbereitet ist. Die ab Werk realisierte Integration der D-LBO-Technologie vermeidet nicht nur kostspielige nachträgliche Anpassungen, sondern gewährleistet zugleich die vollständige Kompatibilität mit den Kommunikationsstandards der NATO.

Darüber hinaus sollte der Gesamtbedarf der Truppe an diesem Fahrzeugtyp möglichst zügig gedeckt werden. Nur wenn alle geplanten 5.800 Fahrzeuge beschafft werden, kann die Truppe ihre vielfältigen Aufgaben flächendeckend, zuverlässig und einsatzbereit erfüllen. Eine unvollständige Beschaffung würde unweigerlich zu Lücken in der Einsatzbereitschaft führen und damit die Fähigkeit der Bundeswehr beeinträchtigen, ihre nationalen und internationalen Verpflichtungen vollumfänglich wahrzunehmen.

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