Was kostet uns eine kriegstüchtige Bundeswehr? Die Antwort auf diese Frage ist spätestens seit dem 24. Februar 2022, dem Tag, an dem Russland seinen großangelegten Angriffskrieg gegen die Ukraine begann, wichtiger denn je. Nichtsdestotrotz gibt es auf diese Frage bisher nur recht vage Antworten. Je nachdem, wen man fragt, werden 200 bis 300 Milliarden Euro oder Verteidigungsausgaben in Höhe von 3 bis 3,5 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP) genannt (Heilmann et al., 2024, S. 163 ff.). Dabei handelt es sich um vergleichsweise ungenaue Top-down-Schätzungen, die nur einen groben Anhaltspunkt bieten können. In diesem Beitrag nehmen wir eine detaillierte Bottom-up-Schätzung der Kosten vor, die die finanziellen Bedarfe der Bundeswehr möglichst nachvollziehbar und genau darstellt.
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Aktuelles Fähigkeitsprofil
Welche Fähigkeiten die Bundeswehr benötigt, um kriegstüchtig zu werden, wird im Fähigkeitsprofil der Bundeswehr ausführlich beschrieben. Laut BMVg ist das Fähigkeitsprofil „das Zielbild der Bundeswehr und verbindlicher Rahmen für die mittel- und langfristige Fähigkeitsentwicklung“. Es berücksichtigt verschiedene Aspekte. Diese sind: erstens die Vorgaben und Ergebnisse des NATO Defence Planning Process (NDPP), zweitens „nationale politische, rechtliche und militärstrategische Vorgaben“ und drittens die kohärenten Fähigkeitsprioritäten der EU. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf den aus dem NDPP resultierenden NATO-Fähigkeitszielen. Diese Fähigkeitsziele werden von der Allianz als verpflichtende Ziele auf die einzelnen Mitgliedsstaaten verteilt, welche diese dann im Anschluss in einem vorgegebenen Zeitraum erfüllen müssen. Erklärtes Ziel des BMVg ist es, die NATO-Fähigkeitsziele schnellstmöglich zu erfüllen. Allerdings wandeln sich diese aktuell aufgrund des neuen strategischen Konzepts der NATO, welches derzeit erarbeitet wird. Noch sind nicht alle Details bekannt. Es scheint jedoch sicher, dass die Anforderungen an die NATO-Partner nochmals deutlich steigen werden. Dazu gleich mehr. Bereits das auf dem NATO-Gipfel in Madrid im Juni 2022 beschlossene New Forces Model (NFM) hat die Anforderungen an die einzelnen Mitgliedsstaaten deutlich erhöht.
So muss bspw. Deutschland seit diesem Jahr eine mechanisierte Division mit zwei Kampfbrigaden und rund 15.000 Soldaten in Bereitschaftsstufe 2 für die NATO bereithalten. Bereitschaftsstufe 2 bedeutet, innerhalb von 30 Tagen verlegebereit zu sein. Dabei handelt es sich um die 10. Panzerdivision, auch Division 2025 genannt, und um die unterstellten Brigaden Panzerbrigade 12 und Panzergrenadierbrigade 37. Hinzu kommt die niederländische 13. Leichte Brigade. Ab dem Jahr 2026 muss Deutschland in der Dimension Land darüber hinaus einen luftbeweglichen Infanteriegefechtsverband für die neue Allied Reaction Force (ARF) der NATO zur Verfügung stellen. Spätestens ab 2027 kommt die Panzerbrigade 45, umgangssprachlich auch oft als Litauen-Brigade bezeichnet, als Teil der 10. Panzerdivision hinzu. Ebenfalls ab 2027 hat Deutschland der NATO eine zweite Division, die 1. Panzerdivision, als voll ausgestattete und einsatzbereite Division zugesagt. Bis 2029 soll dann auch die Division Schnelle Kräfte (DSK) voll ausgestattet und einsatzbereit sein. Die DSK stellt unter anderem den bereits angesprochenen luftbeweglichen Infanteriegefechtsverband für die ARF. Darüber hinaus hält sie das Fallschirmjägerregiment 31 dauerhaft in Bereitschaft für militärische Evakuierungsoperationen im Rahmen der Nationalen Krisen- und Risikovorsorge. Hinzu kommen in der Dimension Land die Rollen „Drehscheibe Deutschland“ und „Rahmennation“. Ersteres bedeutet, dass Deutschland im Falle des Falles als logistische Drehscheibe für die NATO fungieren würde, aufgrund der zentralen Lage in Europa. Neben Unterstützungskräften wie Logistik und Sanität sind für diese auch als Host Nation Support (HNS) bezeichnete Aufgabe vor allem ausreichend Sicherungskräfte (Feldjäger und Heimatschutz) erforderlich. Dazu hat das Heer am 1. April 2025 eine sogenannte Heimatschutzdivision aufgestellt, die zunächst über sechs Heimatschutzregimenter verfügt.
Zweiteres beschreibt Deutschlands Rolle als Anlehnungspartner für kleinere NATO-Staaten. So sind zum Beispiel alle niederländischen Brigaden in die Divisionen des Deutschen Heeres integriert. Daraus resultiert die Notwendigkeit, die Divisionstruppen dazu zu befähigen, nicht nur die eigenen Brigaden, sondern auch die von unseren Partnern unterstellten mit allem Notwendigen zu unterstützen. Im Zielzustand soll das Heer also über insgesamt drei Divisionen inkl. Divisionstruppen plus eine Heimatschutzdivision und zehn Kampfbrigaden verfügen. Hinzu kommen Korpstruppen für ein multinationales Korps. Damit diese Verbände einsatzbereit sind, müssen sie voll ausgestattet sein und idealerweise darüber hinaus noch über materielle und personelle Reserven verfügen. Aktuell ist das Heer über alle Materialkategorien hinweg jedoch nur zu 60 Prozent ausgestattet. Durch die Neuaufstellung der Panzerbrigade 45 in Litauen dieses Jahr wird diese Quote sogar auf 55 Prozent sinken. Folglich ist der Bedarf des Heeres an neuem Material groß. Eingeblendet seht ihr das noch fehlende Material und was dessen Beschaffung schätzungsweise kosten würde. Pausiert gerne das Video, um es euch in Ruhe anzugucken. Alle Positionen zusammengenommen ergeben einen finanziellen Mehrbedarf von mindestens 24,78 Milliarden Euro, um die Vollausstattung des Heeres zu realisieren.
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In der Dimension Luft hat Deutschland der NATO insgesamt zwei Air Wings mit 65 Flugzeugen in Bereitschaftsstufe 1 und vier verlegefähige, bodengebundene Luftverteidigungssysteme zugesagt. Bereitschaftsstufe 1 bedeutet, innerhalb von 10 Tagen verlegebereit zu sein. Hinzu kommt die Sicherstellung der nuklearen Teilhabe, wofür Deutschland insgesamt 35 F-35A Lightning II Mehrzweckkampfflugzeuge als Ersatz für die veralteten Tornado IDS beschafft. Im Bereich der elektronischen Kriegsführung (EK) hat Deutschland der NATO zunächst 15 Eurofighter EK als Ersatz für die veralteten Tornado ECR und ab 2028 zehn Stand-Off-Jammer zugesagt. Auch die bodengebundene Luftverteidigung soll ausgebaut werden. So fordert die NATO bis 2039 einen Aufwuchs von 50 % für Flugabwehrsysteme „aus dem Bereich Surface to Air Missile – Long Range (SAM-LR) und Ballistic Missile Defence – Lower Layer (BMD-LL)“. Für Deutschland bedeutet dies 18 weitreichende Flugabwehrsysteme. Hinzu kommt die Forderung der Bundeswehr nach 14 Staffeln des Luftverteidigungssystems Nah- und Nächstbereichsschutz (LVS NNbS), welche den Schutz vor Bedrohungen aus der Luft für acht Brigaden, drei Divisionen, ein Korps und zwei Flugplätze sicherstellen sollen. Aufgrund des Aufwuchses auf neun Kampfbrigaden dürften mittlerweile sogar 15 Staffeln des LVS NNbS erforderlich sein. Zu guter Letzt kommt in der Dimension Luft noch die Aufgabe der Sicherung des deutschen Luftraums hinzu. Dazu hält die Luftwaffe ständig zwei Alarmrotten mit Eurofightern in Bereitschaft. Um all diese Anforderungen zu erfüllen, erachtet der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, u. a. mindestens 200 Kampfflugzeuge als erforderlich. Eingeblendet seht ihr jetzt das noch fehlende Material und was dessen Beschaffung schätzungsweise kosten würde. Auch hier gerne wieder pausieren, um es euch in Ruhe anzugucken. Alle Positionen zusammengenommen ergeben einen finanziellen Mehrbedarf von mindestens 18,78 Milliarden Euro, um die Vollausstattung der Luftwaffe zu realisieren.
In der Dimension „See“ muss Deutschland seit diesem Jahr zwei Korvetten, zwei U-Boote, eine Minenabwehreinheit und einen Seefernaufklärer für die Ostsee stellen. Im Nordatlantik/Nordsee fordert die NATO zwei Fregatten und ebenfalls einen Seefernaufklärer von Deutschland. Und für die ARF muss Deutschland eine Fregatte und eine Minenabwehreinheit in Bereitschaftsstufe 1 bereithalten. Hinzu kommen Führungs- und Unterstützungseinheiten wie Einsatzgruppenversorger und Tender. Insgesamt hat Deutschland der NATO im Rahmen des NFM 20 Marineeinheiten zugesagt. Bei einem Rotationsfaktor von drei ergibt dies einen Bedarf an mindestens 60 seegehenden Einheiten. Das im März 2023 veröffentlichte „Zielbild Marine 2035+“ konkretisiert die Bedarfe der Marine, die erforderlich sind, um die NATO-Fähigkeitsziele zu erfüllen und das Lastenheft der deutschen Seestreitkräfte zu bewältigen. Laut dem „Zielbild Marine 2035+“ benötigt die Marine 15 Fregatten, sechs bis neun Korvetten, 18 Future Combat Surface Systems, bis zu zwölf Minenabwehreinheiten, eine noch zu bestimmende Anzahl von Unmanned MCM Systems, sechs bis neun U-Boote, sechs Large Unmanned Underwater Vehicles, drei Flottendienstboote, drei Einsatzgruppenversorger, drei Flottentanker und sechs Unterstützungs-Plattformen als seegehende Einheiten. An Luftfahrzeugen werden acht Seefernaufklärer, sechs Unmanned Aerial Systems, bis zu 31 Bordhubschrauber, 22 Unmanned Aerial Vehicles und 17 Mehrzweckhubschrauber benötigt. Auch hier seht ihr jetzt eingeblendet das noch fehlende Material und was dessen Beschaffung schätzungsweise kosten würde. Alle Positionen zusammengenommen ergeben einen finanziellen Mehrbedarf von mindestens 27,68 Milliarden Euro, um die Vollausstattung der Marine zu realisieren.
Für die jüngste Teilstreitkraft der Bundeswehr, den Cyber- und Informationsraum (CIR), der die gleichnamige Dimension Cyber- und Informationsraum verantwortet, gibt es keine öffentlich bekannten NATO-Fähigkeitsziele. Auch ein „Zielbild des Cyber- und Informationsraums“ ist bisher nicht öffentlich bekannt. Diesbezüglich ist das einzig öffentlich Bekannte, dass Deutschland der NATO bis 2032 eine Cyber-/Informationdomain Task Group zugesagt hat. Darüber hinaus ist nicht bekannt, was unter einer Cyber-/Informationdomain Task Group zu verstehen ist. Obwohl ein Großteil der notwendigen Projekte über das Sondervermögen finanziert werden konnte, ist die Funktionskette bis heute nicht voll finanziert und die TSK CIR rechnet lediglich mit einem Basisbetrieb. Es bleibt eine Finanzierungslücke von mindestens 21 Milliarden Euro, wobei eine Unschärfe in der Berechnung zwischen Betriebs- und Materialkosten besteht. Zwar sollen in den geschätzten Materialkosten bereits zehn Jahre Betrieb enthalten sein, doch lässt sich die genaue Kostenverteilung nicht eindeutig darstellen. Ebenso fehlen signifikante Reserven, etwa für Datenspeicherung oder Datenverarbeitung. Im Gegensatz zu anderen Teilstreitkräften kann die TSK CIR nicht einfach Reserven für Ersatzteile oder Munition anlegen, da IT-Systeme stets auf dem neuesten Stand gehalten werden müssen. Eine Vollausstattung würde nach Schätzungen zusätzliche 20 Prozent an Kosten verursachen.
Zu all dem kommen diverse Unterstützungskräfte wie z. B. Logistik, Sanität, ABC-Abwehr usw. hinzu. Diese Kräfte unterstehen seit Neuestem dem jüngst aufgestellten Unterstützungsbereich der Bundeswehr. Dieser Unterstützungsbereich wird rund 55.000 Soldatinnen und Soldaten umfassen und damit nach dem Heer der zweitgrößte militärische Organisationsbereich der Bundeswehr sein. Allerdings dürfte der Unterstützungsbereich zukünftig sowohl personell als auch materiell noch einen signifikanten Aufwuchs erleben. So soll bspw. die Anzahl der mobilen Logistikbataillone von derzeit acht bis 2030 auf zehn anwachsen. Hinzu „kommen Reserven und gesicherte vertragliche Leistungen von privaten Dienstleistern“. Insgesamt sollen so rund 15 Bataillonsäquivalente aufgebaut werden. Die Anzahl der Sanitätsregimenter soll sich von aktuell vier bis 2030 auf 13 mehr als verdreifachen. Eingeblendet seht ihr jetzt das noch fehlende Material und was dessen Beschaffung schätzungsweise kosten würde. Alle Positionen zusammengenommen ergeben einen finanziellen Mehrbedarf von mindestens 10,46 Milliarden Euro, um die Vollausstattung des Unterstützungsbereichs zu realisieren.
Teilstreitkräfte und Organisationsbereich übergreifend kommen noch allgemeine Posten obendrauf. Zum Beispiel „Beschaffung von Sanitätsgeräten“, „Beschaffung von Bekleidung“, „Beschaffung von Fernmeldematerial“ und „Beschaffung von Munition“. Allein der Finanzbedarf für eine Vollausstattung im Bereich der Munition wird auf 20 bis 30 Milliarden Euro geschätzt. Angesichts dessen, dass allein letztes Jahr Rahmenverträge zur Beschaffung von Artilleriemunition im Wert von 23,5 Milliarden Euro abgeschlossen wurden, dürften die 20 bis 30 Milliarden einen Minimalwert darstellen. Im Durchschnitt betrugen diese allgemeinen Posten in den letzten drei Jahren rund 6,7 Milliarden Euro pro Jahr. Auf die nächsten zehn Jahre hochgerechnet bedeutet dies einen finanziellen Mehrbedarf von 67 Milliarden Euro, inklusive der Kosten für die Beschaffung von Munition. Zusammengenommen ergibt sich ein finanzieller Mehrbedarf von min. 169,7 Milliarden Euro, um die materielle Vollausstattung der Bundeswehr zu erreichen. Diese Summe ist binnen der nächsten fünf bis zehn Jahre erforderlich.
Neue NATO-Fähigkeitsziele
Die NATO ist aktuell dabei, im Rahmen des NATO Defence Planning Process die gemeinsame Verteidigungsplanung und die daraus resultierenden verbindlichen Fähigkeitsziele zu überarbeiten. Diese neuen NATO-Fähigkeitsziele sollen im Juni dieses Jahres beschlossen und verbindlich auf die einzelnen Mitgliedsstaaten verteilt werden. Im Vergleich zu den bisherigen NATO-Fähigkeitszielen wird das Ambitionsniveau der neuen Ziele nochmals deutlich höher ausfallen. Bekannt sind bisher folgende Punkte. 15 Warfighting Corps, ein Plus von neun im Vergleich zum Jahr 2021, 38 Divisionen, ein Plus von 14, 131 Kampfbrigaden, ein Plus von 49, 1.467 bodengebundene Flugabwehreinheiten, ein Plus von 1.174 und 104 Hubschrauberverbände, ein Plus von 14. Hinzu kommen mehr Munition, weitreichende Präzisionswaffen sowie Logistikkapazitäten.
Auch für Deutschland bedeuten diese neuen NATO-Fähigkeitsziele einen erheblichen Aufwuchs. So sieht es aktuell danach aus, dass Deutschland der NATO ein weiteres Korps inkl. Korpstruppen, zwei Divisionen inkl. Divisionstruppen, fünf bis sieben weitere Kampfbrigaden und einen weiteren Hubschrauberverband zur Verfügung stellen muss. Hinzu kommt, dass wohl eine Vervierfachung der deutschen Flugabwehrkapazitäten erforderlich ist sowie fünf dauerhaft einsatzbereite U-Boote, was beim Rotationsfaktor drei einen Gesamtbedarf von 15 U-Booten bedeutet. Das Verteidigungsministerium geht intern bereits davon aus, dass aufgrund der neuen NATO-Fähigkeitsziele ein personeller Aufwuchs auf 272.000 aktive Soldaten erforderlich sein wird. Laut Christian Mölling, Torben Schütz und Noah Heinemann wird die Realisierung der neuen NATO-Fähigkeitsziele über die nächsten 15 bis 19 Jahre rund 120 weitere Milliarden Euro kosten.
Ersatz US-Truppen
Sollten die USA ernst machen und sich militärisch tatsächlich aus Europa zurückziehen, wäre ein noch weitergehender Aufwuchs der Bundeswehr sowie aller anderen europäischen Streitkräfte erforderlich. Aktuell sind rund 100.000 US-Soldaten in Europa stationiert. Sollte es zu einem militärischen Konflikt auf dem Kontinent kommen, gehen Militärplaner davon aus, dass rund 200.000 weitere US-Truppen rasch nach Europa verlegt würden. Insgesamt also mindestens 300.000 Soldaten, die die Europäer von nun an selber stellen müssen. Der eigentliche Hauptbeitrag der USA ist aber etwas anderes. Und zwar fungieren die US-Streitkräfte als Integrator der verschiedenen nationalen Streitkräfte. „Nur die USA verfügen über die notwendigen Strukturen, Kommandozentren, Führungssysteme und die dazugehörigen Stäbe, um die Aktivitäten der gesamten NATO im Ernstfall effektiv und effizient zu koordinieren”, so Franz-Stefan Gady.
Darüber hinaus sind die US-Führungsfähigkeiten auch noch mit sogenannten Enablern, also Unterstützungskräften wie AWACS, Tankflugzeugen usw. hinterlegt. Etwas, über das die Europäer nur in sehr geringem Maße verfügen, da diese strategischen Fähigkeiten sehr teuer sind. Um den Abzug der US-Kampftruppen zu kompensieren, müsste Deutschland wahrscheinlich noch eine weitere Panzerdivision aufstellen. Dies würde zusätzliche 20 bis 30 Milliarden Euro erfordern. Um anteilig die Enabler zu ersetzen, gehen Christian Mölling, Torben Schütz und Noah Heinemann von erforderlichen Investitionen in Höhe von weiteren 10 Milliarden Euro aus. Wobei ich diesen Wert für sehr gering halte angesichts der vielen verschiedenen Systeme, die beschafft werden müssen. Strategische Transportflugzeuge, Tankflugzeuge, AWACS, Systeme zur Unterdrückung und Zerstörung feindlicher Luftverteidigungssysteme, um nur ein paar Beispiele in der Dimension Luft zu nennen.
Fazit
Zusammengenommen ergibt dies einen finanziellen Bedarf von rund 330 Milliarden Euro über die nächsten 15 Jahre. Inflationsbereinigt sogar 392 Milliarden Euro. Hinzu kommen zusätzliche Personal- und Betriebskosten in Höhe von rund 218 Milliarden Euro bis 2040, resultierend aus dem erforderlichen Aufwuchs der Bundeswehr. Somit ergibt sich ein Gesamtbedarf von rund 610 Milliarden Euro über die nächsten 15 Jahre. Dies macht Verteidigungsausgaben von 2,7 % des Bruttoinlandsproduktes erforderlich. Nicht enthalten in diesem Wert sind die erforderlichen Investitionen in die Reserveeinheiten der Bundeswehr und die Gesamtverteidigung.