Die wichtigsten Beschaffungsvorhaben der Luftwaffe

Luftwaffe erhält Deployment-Kit für die F-35A
Foto: DVIDS / Staff Sgt. Andrew Lee

Bis 2029 sollen die Luftwaffe, genauso wie die gesamte Bundeswehr, kriegstüchtig werden. Bedeutet, sie soll in der Lage sein, eine feindliche Aggression abzuschrecken und falls nötig auch abzuwehren. Allerdings ist auch die Luftwaffe von der Friedensdividende nicht verschont geblieben und so wurden wichtige Beschaffung, wie beispielsweise der Ersatz der Tornado-Kampfflugzeuge oder CH-53G-Transporthubschrauber, lange Zeit verschleppt. In diesem Beitrag geht es um die wichtigsten Beschaffungsvorhaben der Luftwaffe. 

Eurofighter Tranche 4 & 5

Eurofighter / Foto: Airbus

Typ: Mehrzweckkampfflugzeug

Projektstatus: bestellt

Auftragnehmer: Airbus Defence and Space

Bestand: 138

Bestellt: 38

Bedarf: ca. 180

Kosten: 5,5 Mrd. Euro

Finanzierung: Einzelplan 14

Auslieferung: 2025 – 2030

Die Luftwaffe verfügt aktuell über 138 Eurofighter der Tranchen 1, 2, 3 und 3a. Die 33 Eurofighter der ersten Tranche sind hauptsächlich für den Luftkampf konzipiert und werden daher vornehmlich für Alarmrotten in Deutschland sowie im Baltikum im Rahmen des verstärkten Air Policing eingesetzt. Aufgrund ihres Alters werden sie in den nächsten Jahren allerdings durch 38 neue Eurofighter der Tranche 4 ersetzt. Die Beschaffung erfolgt durch den »Quadriga-Vertrag«, welcher ein Finanzvolumen von etwa 5,5 Milliarden Euro hat. Finanziert wird das Vorhaben durch den regulären Verteidigungshaushalt. Die Lieferung der Maschinen ist für den Zeitraum 2025 bis 2030 geplant. 30 der Maschinen werden Einsitzer und acht Maschinen Zweisitzer sein. Genauso wie die Eurofighter der Tranchen 2, 3 und 3a werden auch die Maschinen der vierten Tranche in der Lage sein, sowohl Luft- als auch Bodenziele zu bekämpfen. Allerdings verfügt die Tranche 4 im Vergleich zu den Vorgängertranchen über technologisch fortgeschrittenere Funktionen. Sie werden mit dem modernen E-Scan-Radar ausgestattet sein, das das bisherige mechanische Captor-Radar ersetzt. Die neuen Radare sind in der Lage, sowohl Luft- als auch Bodenziele aufzuklären. Zudem verfügen sie über den Brimstone-Luft/Boden-Lenkflugkörper, ein verbessertes Selbstschutzsystem, das Defensive Aid Sub-System, den Litening-5-Zielbehälter sowie optimierte Avionikelemente.

Darüber hinaus steht nach wie vor die Beschaffung einer Tranche 5 im Raum. Der Bedarf der Luftwaffe wird mit 40 bis 50 weiteren Kampfflugzeugen angegeben, um den Tornado vollständig zu ersetzen. Bisher hat die Politik allerdings noch nicht das nötige Kleingeld für eine solche fünfte Tranche gefunden. Es gibt aktuell lediglich eine Ankündigung von Bundeskanzler Olaf Scholz, 20 weitere Eurofighter beschaffen zu wollen. Diese hat er auf der ILA 2024 in Berlin ausgesprochen, seitdem ist es recht stumm geworden. Ob es sich dabei um eine Erweiterung der Tranche 4, um eine Tranche 4+ oder gar um die angesprochene Tranche 5 handelt, ist bisher nicht bekannt. Die Kosten für 20 weitere Eurofighter dürften sich auf rund 3 Milliarden Euro belaufen. Die Auslieferung an die Luftwaffe dürfte wahrscheinlich im Zeitraum von 2031 bis 2033 erfolgen, sofern eine zeitnahe Beschaffung erfolgt.

F-35A Lightning II

F-35A Lightning II
Foto: DVIDS / Staff Sgt. Andrew Lee

Typ: Mehrzweckkampfflugzeug

Projektstatus: bestellt

Auftragnehmer: Lockheed Martin

Bestand: 0

Bestellt: 35

Bedarf: 70+

Kosten: ca. 10 Mrd. Euro

Finanzierung: Sondervermögen Bundeswehr

Auslieferung: 2026 – 2029

Als Ersatz für die veralteten Kampfflugzeuge des Typs Tornado erhält die Luftwaffe 35 F-35A Lightning II. Für die Beschaffung von 35 F-35A sind im Sondervermögen der Bundeswehr 8,3 Mrd. Euro vorgesehen. Hinzu kommen Kosten in Höhe von 1,7 Mrd. Euro für Infrastruktur- und Logistikmaßnahmen sowie die Beschaffung von Wirkmitteln. Insgesamt beläuft sich das Kostenvolumen für dieses Vorhaben also auf rund 10 Mrd. Euro. Die Beschaffung erfolgt im Rahmen des Foreign Military Sales-Verfahrens der USA. Nach der bereits erfolgten parlamentarischen Billigung hat das BAAINBw die Annahmeerklärung zum Angebot der US-Administration unterzeichnet. Wodurch die Verhandlungen zwischen der Industrie und dem Department of the Air Force beginnen konnten. Unterschriftsreife Verträge sollen noch in diesem Jahr vorliegen. Die Hauptvertragspartner des Deals, wie von der Defense Security Cooperation Agency angegeben, sind Lockheed Martin, Pratt & Whitney, The Boeing Company und Raytheon. Die Auslieferung soll in den Jahren 2026 bis 2029 erfolgen. Mit acht Maschinen im Jahr 2026, jeweils zehn Maschinen in den Jahren 2027 und 2028 und sieben Maschinen im Jahr 2029. Die Ausbildung der ersten deutschen Piloten soll 2026 in den USA beginnen. Im Folgejahr sollen diese dann die ersten Maschinen nach Deutschland an den Fliegerhorst Büchel überführen. Welcher laut Aussage des Inspekteurs der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, bis 2027 aufnahmefähig sein wird. Sprich, bis dahin sollen die notwendigen Infrastrukturmaßnahmen am Standort abgeschlossen sein. 2028 soll dann die Initial Operational Capability der deutschen F-35A-Flotte erreicht werden. Die Luftwaffe hätte darüber hinaus gerne weitere 35 F-35A als Ersatz für die restlichen Tornado-Kampfflugzeuge, insgesamt also 70. Dafür fehlt aktuell jedoch das nötige Kleingeld. Allerdings gab es vor ein paar Monaten Meldungen, dass Deutschland an der Beschaffung weiterer acht bis zehn Maschinen interessiert sei. Seitdem ist es darum jedoch stumm geworden.

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Eurofighter EK

Eurofighter EK / Foto: Airbus

Typ: EloKa-Kampfflugzeug

Projektstatus: Entwicklung

Auftragnehmer: Airbus Defence and Space

Bestand: 0

Bestellt: 15

Bedarf: 30

Kosten: 384 Mio. Euro

Finanzierung: Sondervermögen Bundeswehr & Einzelplan 14

Auslieferung: bis 2030

Am 29. November 2023 hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages der 25-Millionen-Euro-Vorlage mit dem „Titel Eurofighter EK – Programme Support und Risk Mitigation“ zugestimmt. Damit kann die Entwicklung des Eurofighter EK beginnen. Bis 2026 sollen dafür 384 Mio. Euro aus dem Sondervermögen der Bundeswehr zur Verfügung gestellt werden. Bis zu diesem Zeitpunkt soll auch die Risk-Mitigation umgesetzt sein. Die eigentliche Umrüstung der Eurofighter wird wohl erst danach erfolgen. Beobachter des Projektes gehen davon aus, dass für die Umrüstung deutlich höhere Kosten anfallen werden. Diese müssen dann aller Voraussicht nach aus dem regulären Verteidigungshaushalt finanziert werden. Für die Umrüstung auf den Eurofighter EK-Stand werden allerdings keine neuen Eurofighter bestellt, sondern in einem ersten Schritt 15 Bestandsluftfahrzeuge umgerüstet. Vermutlich kommen diese ersten 15 Eurofighter EK aus der Tranche 3a. Hauptauftragnehmer des Eurofighter-EK-Projektes sind Airbus Defence and Space, Saab und Northrop Grumman. Bis 2028 sollen die 15 Eurofighter zum elektronischen Kampf befähigt werden, bis 2030 soll die Zertifizierung durch die NATO erfolgen. Gerade rechtzeitig zur Außerdienststellung der verbleibenden Tornado ECR. Danach sollen Sie die Rollen SEAD und DEAD übernehmen können. In einem zweiten Schritt sollen die Fähigkeiten zum elektronischen Kampf des Eurofighters weiter ausgebaut werden. Dazu plant die Bundeswehr die Beschaffung von 15 zusätzlichen Kampfflugzeugen. Allerdings fehlt auch dafür aktuell das notwendige Kleingeld. Auch zum Eurofighter EK habe ich bereits ein ausführliches Video gemacht. Ich verlinke euch das ebenfalls auf dem I und in der Videobeschreibung.

Future Combat Air System

FCAS / Foto: Airbus

Typ: Luftkampfsystem

Projektstatus: Entwicklung

Auftragnehmer: Airbus Defence and Space GmbH, Dassault Aviation S.A. , Indra Sistemas S.A.& weitere

Bestand: 0

Bestellt: 0

Bedarf: N/A

Kosten: 4,4 Mrd. Euro bis 2027

Finanzierung: Sondervermögen Bundeswehr & Einzelplan 14

Auslieferung: ab 2040 (frühestens)

Beim Future Combat Air System handelt es sich um ein in Entwicklung befindliches Luftkampfsystem der nächsten Generation. Es wird gemeinsam von Deutschland, Frankreich und Spanien entwickelt und soll ab 2040 zur Verfügung stehen. 2027 soll der erste flugfähige Prototyp bereitstehen. Hauptauftragnehmer des Vorhabens sind Dassault Aviation, Airbus Defence & Space und Indra Sistemas. FCAS ist jedoch nicht nur ein neues Kampfflugzeug, sondern ein vernetztes Gesamtsystem (System of Systems). Dieses Gesamtsystem besteht aus dem Next Generation Fighter (NGF), den Remote Carriern (RC) und der Air Combat Cloud (ACC). Finanziert wird das Vorhaben zurzeit aus dem Sondervermögen der Bundeswehr. Eine spätere Beschaffung wird allerdings aus dem Einzelplan 14 heraus finanziert werden müssen, da bis dahin das Sondervermögen bereits aufgebraucht sein wird. Der Zulauf erster Maschinen ist frühestens für 2040 geplant.

European MALE RPAS

Eurodrohne / Foto: Airbus

Typ: MALE RPAS

Projektstatus: Entwicklung

Auftragnehmer: Airbus Defence and Space

Bestand: 0

Bestellt: 0

Bedarf: 21 (7 Systeme)

Kosten: 3,1 Mrd. Euro

Finanzierung: Einzelplan 14

Auslieferung: ab 2030

Bei der Eurodrohne, auch European MALE RPAS genannt, handelt es sich um ein in Entwicklung befindliches Remotely Piloted Aircraft System (RPAS) der MALE-Klasse (Medium Altitude Long Endurance). Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien sind an diesem Projekt beteiligt. Im Januar 2027 soll der Erstflug der Eurodrohne erfolgen. Ab 2030 soll die Auslieferung an die vier genannten Staaten erfolgen. Bei der Bundeswehr wird die Eurodrohne die German Heron TP sukzessive ablösen. Insgesamt ist die Beschaffung von sieben Systemen mit je drei Drohnen geplant. Finanziert wird das Vorhaben aus dem Sondervermögen der Bundeswehr. Das Finanzvolumen des Projektes beläuft sich auf 12,5 Milliarden Euro, was sich auf die vier Partnernationen verteilt. Hauptauftragnehmer ist Airbus Defence and Space. Weitere am Projekt beteiligte Unternehmen sind Dassault Aviation und Leonardo. Die Eurodrohne wird zur luftgestützten abbildenden und signalerfassenden Aufklärung sowie zur Wirkung gegen stationäre und bewegliche Punktziele befähigt sein. Sie soll sowohl für Einsätze im Rahmen des internationalen Krisenmanagements als auch bei der Landes- und Bündnisverteidigung befähigt sein.

A400M Atlas

47. A400M ausgeliefert
A400M / Foto: Bundeswehr/Rolf Klatt

Typ: Transportflugzeug

Projektstatus: Auslieferung

Auftragnehmer: Airbus Defence and Space

Bestand: 48

Bestellt: 53

Bedarf: N/A

Kosten: ca. 10,6 Mrd. Euro

Finanzierung: Einzelplan 14

Auslieferung: 2014 – 2026

Beim Airbus A400M Atlas handelt es sich um ein strategisches und taktisches Transport- und Tankflugzeug mit einer maximalen Nutzlast von 32 Tonnen. Der A400M kann sowohl Personal als auch Material befördern. Auch die Betankung von anderen Flugzeugen während des Flugs ist mit entsprechender Zusatzausrüstung möglich. Wird eine Patiententransporteinheit in den Laderaum des A400M eingerüstet, ist dieser auch in der Lage, medizinisch zu betreuende Patienten zu befördern. Insgesamt 53 A400M wurden für die Deutsche Luftwaffe als Ersatz für die mittlerweile ausgemusterten C-160 Transall bestellt. Im Dezember 2014 wurde das erste dieser Transportflugzeuge an die Deutsche Luftwaffe ausgeliefert. 2026 soll die Auslieferung abgeschlossen sein. 37 Maschinen sollen mit dem Selbstschutzsystem DIRCM (Directed Infrared Counter Measures) ausgestattet werden. Zu diesem Zweck ist die 35. deutsche Maschine zum Mustereinbau „DIRCM“ bei AIRBUS in Spanien. Stand 1. Oktober 2024 wurden 49 von 53 Maschinen bereits ausgeliefert. Alle Maschinen unterstehen dem Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf.

CH-47F SR Block II

CH-47F SR Block II - der zukünftige Schwere Transporthubschrauber der Bundeswehr
CH-47F / Foto: Bundeswehr/Dominik Lennartz

Typ: Schwerer Transporthubschrauber

Projektstatus: bestellt

Auftragnehmer: Boeing

Bestand: 0

Bestellt: 60

Bedarf: 60

Kosten: 6,98 Mrd. Euro

Finanzierung: Sondervermögen Bundeswehr

Auslieferung: 2027 – 2033

Das Projekt „Schwerer Transporthubschrauber“, kurz STH, wurde am 01. Juli 2015 gestartet, mit dem Ziel, die ab 1972 eingeführten CH-53G-Maschinen zu ersetzen. Als mögliche Nachfolger standen die CH-53K von Lockheed Martin und die CH-47F von Boeing zur Auswahl. Am 01. Juni 2022 gab das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) seine Entscheidung bekannt, die CH-47F als Ersatz für die CH-53G beschaffen zu wollen. Daraufhin hat die Bundesregierung den Kauf von 60 CH-47F Block II bei der US-Regierung angefragt. Diese genehmigte den Verkauf am 11. Mai 2023. Knapp zwei Monate später, am 05. Juli 2023, stimmte der Haushaltsausschuss der entsprechenden 25-Millionen-Euro-Vorlage zu. Eine Woche später unterzeichnete das BAAINBw den sogenannten Letter of Offer and Acceptance (LOA) zur Beschaffung der CH-47F „Chinook” im Rahmen des Projekts „Schwerer Transporthubschrauber“. Insgesamt sollen 60 CH-47F SR Block II beschafft werden, davon 59 für die Luftwaffe und einen für die Wehrtechnische Dienststelle (WTD) 61 in Manching. Das Gesamtauftragsvolumen beträgt rund 6,98 Milliarden Euro, finanziert aus Mitteln des Sondervermögens Bundeswehr. Aufgrund der Komplexität des Beschaffungsvorhabens verzögert sich der Abschluss des Hauptvertrags mit Boeing von März 2025 auf November des Jahres 2025. Unterauftragnehmer im Rahmen des sogenannten „Chinook Deutschland Team“ sind: AERO-Bildung, Airbus Helicopters, CAE, ESG, Honeywell, Lufthansa Technik und Rolls Royce. Die Auslieferung der Hubschrauber soll im Zeitraum von 2027 bis 2033 erfolgen. Ziel des BMVg ist es, „die Phase vom Beginn der geplanten Auslieferung des STH bis zum Nutzungsdauerende (der) CH-53G im Jahr 2030 so zu gestalten, dass der Fähigkeitsbeitrag durch Alt- und Neusystem bruchfrei erbracht werden kann.“ Im Anschluss soll die Hubschrauber bis mindestens 2060 genutzt werden. Die ersten beiden deutschen Piloten wurden übrigens in den USA bereits auf dem neuen Schweren Transporthubschrauber ausgebildet und werden dort in den kommenden Jahren als Fluglehrer tätig sein. Weitere Piloten des Hubschraubergeschwaders 64 werden nächstes Jahr in Alabama ihre Ausbildung beginnen. Stationiert werden die Hubschrauber an den Standorten Schönewalde und Laupheim.

IRIS-T SLM

Schweiz tritt der European Sky Shield Initiative bei
Foto: Diehl Defence / PIZ Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung

Typ: Flugabwehrsystem mittlerer Reichweite

Projektstatus: Auslieferung

Auftragnehmer: Diehl Defence GmbH & CO. KG

Bestand: 1

Bestellt: 6

Bedarf: 14

Kosten: 950 Mio. Euro

Finanzierung: Sondervermögen Bundeswehr

Auslieferung: 2024 – 2027

Die Luftwaffe erhält, im Rahmen eines Sonderprogramms, ab 2024 sechs Feuereinheiten des Luftverteidigungssystems IRIS-T SLM vom deutschen Rüstungsunternehmen Diehl Defence. Am 14. Juni 2023 stimmte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages dem Beschaffungsvorhaben mit einem Kostenvolumen von 950 Mio. Euro zu. Acht Tage später, am 22. Juni 2023, unterzeichnete das BAAINBw den Liefervertrag mit Diehl Defence. In diesem ist, neben der Lieferung von sechs Feuereinheiten, die Lieferung von 216 Lenkflugkörpern (davon 72 Ausbildungs-LFK) mit einer Option auf 665 weiteren Lenkflugkörper in zwei Tranchen vereinbart. Die Finanzierung erfolgt aus dem Sondervermögen Bundeswehr. Das erste System wurde Anfang August 2024 vom BAAINBw übernommen. Anfang September wurde es offiziell in Dienst gestellt und mit der Ausbildung des ersten Bedienpersonals die initiale Einsatzbereitschaft (IOC) erreicht. Von 2025 bis 2027 ist dann die Serienauslieferung geplant. In einem zweiten Schritt ist die Beschaffung von vier kombinierten Flugabwehrbattieren, bestehend aus IRIS-T SLM und IRIS-T SLS, im Rahmen des Vorhabens „Luftverteidigungssystem Nah- und Nächstbereichsschutz (LVS NNbS)“ geplant.

Patriot

Die Zukunft des PATRIOT-Flugabwehrsystems
Foto: Bundeswehr/Lars Koch

Typ: Flugabwehrsystem großer Reichweite

Projektstatus: bestellt

Auftragnehmer: RTX Corporation

Bestand: 9

Bestellt: 8

Bedarf: 24

Kosten: 2,63 Mrd. Euro

Finanzierung: Einzelplan 14 & Sondervermögen Bundeswehr & Einzelplan 60

Auslieferung: 2025 – 2030

Als Ersatz für die drei an die Ukraine abgegebenen PATRIOT-Systeme sowie zum Ausbau der bodengebundenen Luftverteidigungsfähigkeiten, wurden mittlerweile acht neue Systeme bestellt. Zunächst stimmte der Haushaltsausschuss des Bundestages am 20. März 2024 der Beschaffung von vier neuen PATRIOT-Systemen zu. Die Kosten für diese vier Systeme belaufen sich auf 1,28 Milliarden Euro. Zwei Systeme werden aus dem Sondervermögen und dem Einzelplan 14 finanziert. Die restlichen zwei werden aus dem Einzelplan 60, der Ertüchtigungsinitiative der Bundesregierung, finanziert. Am 03. Juli 2024 hat der Haushaltsausschuss dann der Beschaffung von vier weiteren PATRIOT-Systemen zugestimmt. Der Beschaffungsumfang umfasst vier Radargeräte, fünf Feuerleitstände, 30 Startgeräte und vier abgesetzte Kampfführungsanlagen sowie vier Stromversorgungsanlagen und 39 Sattelzugmaschinen, so berichtet es zumindest ESUT. Die Kosten für diese Beschaffung belaufen sich auf 1,35 Milliarden Euro. Drei der vier Systeme werden über den Einzelplan 14 und eines über den Einzelplan 60 finanziert. Insgesamt erhält die Bundeswehr also acht neue PATRIOT-Flugabwehrsysteme für 2,63 Milliarden Euro. Die Auslieferung soll im Zeitraum von 2025 bis 2029 erfolgen. Laut Hartpunkt handelt es sich bei den neuen Systemen um die modernste Konfiguration C3+. Der Lower Tier Air and Missile Defense Sensor und das Integrated Battle Command System kommen jedoch noch nicht zum Einsatz. Nach Auslieferung aller acht Systeme und sofern keine weiteren PATRIOTs an die Ukraine abgegeben werden, würde die Bundeswehr künftig über insgesamt 17 dieser Flugabwehrsysteme verfügen.

Arrow

Vorbereitungen für die Stationierung von Arrow laufen
Foto: DVIDS/Missile Defense Agency

Typ: Raketenabwehrsystem

Projektstatus: bestellt

Auftragnehmer: Israel Aerospace Industries

Bestand: 0

Bestellt: 3

Bedarf: 3

Kosten: 4 Mrd. Euro

Finanzierung: Sondervermögen Bundeswehr

Auslieferung: 2025 – 2030

Am 18. Oktober 2023 haben die zuständigen Bundestagsausschüsse der Beschaffung des Raketenabwehrsystems Arrow zugestimmt. Mit diesem System wird die Bundeswehr zukünftig über eine neue Fähigkeit, die territoriale Flugkörperabwehr, verfügen. Das Arrow-System soll Deutschland und seine Verbündeten vor allem vor ballistischen Raketen in der oberen Abfangschicht schützen. Bereits 2025 soll die Initial Operating Capability (IOC) erreicht werden. Bis 2030 soll das System dann voll einsatzbereit sein. Das Beschaffungsvolumen beläuft sich auf rund vier Milliarden Euro, die aus dem Sondervermögen Bundeswehr finanziert werden sollen. In diesem sind bisher allerdings nur drei Milliarden Euro für das Vorhaben vorgesehen. Der Differenzbetrag soll durch Umschichtungen im Sondervermögen erwirtschaftet werden. Hinzu kommen rund 150 Mio. Euro für Infrastrukturmaßnahmen, welche aus dem Einzelplan 14 finanziert werden sollen. Das Beschaffungspaket beinhaltet neben dem Waffensystem Arrow auch Lenkflugkörper des Typs Arrow 3, Ersatzteile und die Ausbildung des Bedienpersonals. Das Raketenabwehrsystem Arrow setzt sich aus einem Führungs- und Gefechtsstand (Fire Control Center, FCC), Radargeräten einschließlich des Feuerleitradars, Startgeräten mit Launcher Control Center (LCC) und den Lenkflugkörpern des Typs Arrow 3 zusammen.

Fazit

Das waren die zehn wichtigsten Beschaffungsvorhaben der Luftwaffe. Die drängendsten Themen wie der Ersatz der veralteten Tornados und CH-53G wurden bereits angegangen. Und auch in die Luftverteidigung wird ordentlich investiert. Allerdings ist bisher nach wie vor kein eins zu eins Ersatz der Tornado-Flotte in Sicht. Bisher wurden lediglich 35 neue Kampfflugzeuge für die 93 Tornados beschafft. Hier besteht also noch Nachholbedarf. Auch ein paar mehr IRIS-T SLM- und PATRIOT-Flugabwehrsysteme würden sicherlich nicht schaden. Und natürlich ausreichend Munition für die ganzen Kampfflugzeuge und Flugabwehrsysteme. Das alles kostet natürlich jede Menge Geld, was die Bundespolitik aktuell nicht finden kann oder will. Das Stichwort hier lautet mal wieder dauerhafte Erhöhung des regulären Verteidigungshaushaltes auf mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

Dieser Artikel ist ein Auszug aus meinem E-Book “Rüstungsprojekte der Bundeswehr: 2024”. Es enthält insgesamt 178 Rüstungsprojekte der Bundeswehr und dürfte damit die umfangreichste Übersicht zu dieser Thematik sein. Ziel dieses E-Books ist es, der interessierten Öffentlichkeit als auch Fachleuten einen Überblick über die wichtigsten Rüstungsprojekte der Bundeswehr zu liefern. Erhältlich ist es bei Amazon, Apple Books und im Google Play Store.

Apple Books: https://books.apple.com/de/book/rüstungsprojekte-der-bundeswehr/id6621268936

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