Bei seinem ersten Auslandsbesuch als neuer Bundeskanzler sprach Friedrich Merz (CDU) am Mittwoch in Paris mit Präsident Emmanuel Macron über einen „deutsch‑französischen Neustart für Europa“. Beide Länder wollen bis zum Sommer eine gemeinsame Agenda mit Arbeitsgruppen zu Themen wie Souveränität, Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit festlegen. Kernelement ist eine deutlich engere Verteidigungskooperation: Berlin und Paris planen, gemeinsame Rüstungsprojekte – etwa den künftigen Kampfpanzer und Langstreckenraketen – zu beschleunigen und ein gemeinsames Innovationsprogramm für bahnbrechende Militärtechnologien aufzusetzen. Der bisher marginale deutsch‑französische Verteidigungs‑ und Sicherheitsrat soll künftig regelmäßig tagen und „operationelle Antworten“ liefern; dazu dient das neue „Format 3+3“ mit Kanzler, Präsident sowie Verteidigungs‑ und Außenministern beider Seiten.
Im Gespräch ist auch Macrons Angebot, den französischen Nuklearschirm auf Deutschland auszuweiten – allerdings nur als Ergänzung, nicht als Ersatz der US‑nuklearen Schutzgarantien in der NATO. Merz betonte, Berlin und Paris müssten Differenzen etwa bei Atomenergie oder Handel überwinden, um die EU angesichts der russischen Bedrohung handlungsfähig zu halten. Beide bekräftigten das Ziel eines „gerechten und dauerhaften Friedens“ für die Ukraine; Merz kündigte eine Reise nach Kiew an und betonte die Notwendigkeit, die USA unter Präsident Trump in künftige Sicherheitsgarantien einzubinden. Macron begrüßte die geplanten deutschen Investitionen in Rüstung und Infrastruktur als historische Abkehr von strikter Austerität; Merz stellte zugleich klar, dass die europäischen Fiskalregeln weiter gelten. Anschließend reiste der Kanzler zu Gesprächen nach Warschau weiter.
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