Angesichts der verschärften Sicherheitslage richtet die Bundeswehr ihr Handeln konsequent auf Landes- und Bündnisverteidigung aus; dabei würde im Kriegsfall vor allem das deutsche Gesundheitssystem schnell an seine Grenzen stoßen. Um Gegenmaßnahmen einzuleiten, versammelte Generaloberstabsarzt Dr. Ralf Hoffmann, Inspekteur des Zentralen Sanitätsdienstes, am 2. Juni 2025 erstmals sämtliche Akteure aus Bundeswehr, zivilem Gesundheitswesen, Katastrophenschutz, Hilfsorganisationen, Standesvertretungen, Wissenschaft und Politik zu einem Symposium in der Berliner Julius-Leber-Kaserne.
Hoffmann mahnte, das System „aus dem Dornröschenschlaf“ zu wecken und gemeinsam auf Kriegsszenarien vorzubereiten. Eine NATO-Simulation rechnet im Fall eines Konflikts auf deutschem Boden mit rund 1 000 Verwundeten pro Tag; die fünf Bundeswehrkrankenhäuser wären binnen zwei Tagen ausgelastet, da ihr medizinisches Personal dann an vorderster Linie benötigt würde. Ohne umfangreiche Unterstützung durch zivile Kliniken und Rettungsdienste ließe sich die Versorgung nicht aufrechterhalten. Internationale Beispiele aus der Ukraine, der Schweiz und Israel zeigten, wie Gesundheitssysteme kriegstauglich gemacht werden können und dienten dem Symposium als Orientierung.
In Workshops wurden Behandlungskapazitäten, Verwundetentransport, Personalgewinnung, Aus- und Fortbildung zu Schuss- und Sprengverletzungen, Arzneimittelversorgung sowie digitale Vernetzung diskutiert. Eine zentrale Forderung lautet, durch ein „Gesundheitssicherstellungsgesetz“ klare Zuständigkeiten, Abläufe und Ressourcen für Krisen- und Kriegsfälle verbindlich festzuschreiben. Die Ergebnisse der Tagung werden in einem Bericht zusammengeführt und sollen den Ausgangspunkt für ein umfassendes Programm zur krisenfesten medizinischen Versorgung in Deutschland bilden.
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