So will die Deutsche Marine kriegstüchtig werden

So will die Deutsche Marine kriegstüchtig werden
Foto: Bundeswehr/Nico Theska

Die Bundeswehr soll bis 2029 kriegstüchtig werden. Bedeutet, sie soll in der Lage sein, einen potenziellen russischen Angriff erfolgreich abzuwehren. In Zusammenarbeit mit unseren NATO-Verbündeten versteht sich Dieses Ziel gilt folglich auch für die kleinste Teilstreitkraft der Bundeswehr, die Deutsche Marine. Nicht nur ist die Marine die kleinste Teilstreitkraft, sie muss auch mit der kleinsten Flotte ihrer Geschichte ein zunehmend größeres Aufgabenportfolio bewältigen. Und nun auch noch bis 2029 kriegstüchtig werden. Da ein quantitativer Aufwuchs in der kurzen Zeitspanne kaum machbar ist, plant die Marine die Kampfkraft der Bestandsflotte zu erhöhen. 

Die Flotte der Deutschen Marine besteht derzeit aus 11 Fregatten, 5 Korvetten, 6 U-Booten, 12 Minenabwehreinheiten, 3 Flottendienstbooten und 11 Vorsorgungsschiffen, insgesamt also 48 seegehenden Einheiten. Hinzu kommen acht Seefernaufklärer, zwei Sensorflugzeuge, 22 Bordhubschrauber und 18 Mehrzweckhubschrauber. Bis 2029 wird sich die Zusammensetzung der Flotte kaum verändern. In den nächsten beiden Jahren laufen zwei neue Flottentanker und fünf weitere Korvetten zu. Erstere sollen die beiden Schiffe der Rhön-Klasse ersetzen. Sprich: Kein quantitativer Aufwuchs. Lediglich die fünf weiteren Korvetten werden die fünf des Ersten Loses ergänzen und die Flotte so von aktuell 48 auf 53 seegehende Einheiten anwachsen lassen. Auch im Bereich der Marineflieger hält sich der quantitative Aufwuchs in Grenzen. Die acht P-3C Orion werden durch acht P-8A Poseidon ersetzt. Und die 22 Bordhubschrauber vom Typ Mk. 88A Sea Lynx werden durch 31 NH90 MRFH Sea Tiger ersetzt. Die Deutsche Marine wird also im Großen und Ganzen mit den Schiffen und Luftfahrzeugen auskommen müssen, über die sie bereits heute verfügt. Um dennoch an Kampfkraft zu gewinnen, sollen fast alle Einheiten modernisiert werden, der schnelle Einstieg in unbemannte Systeme gelingen und möglichst viel Munition beschafft werden.

Einsatzflottille 1

Die Einsatzflottille 1 verfügt über die Korvetten, U-Boote, Minenabwehreinheiten, Flottendienstboote, Tender und Marineinfanterie der Deutschen Marine.

Als Ergänzung für die fünf Korvetten der Braunschweig-Klasse des ersten Loses laufen ab Oktober 2025 bis Ende 2026 fünf weitere Korvetten dieser Klasse zu. Dieses zweite Los kostet ganze 1,9 Mrd. Euro und bringt einige Neuerungen mit sich. So wurden bspw. das Multifunktionsradar TRS-3D durch das TRS-4D und das Hauptgeschütz 76 mm Compact durch das 76/62 Super Rapid ersetzt. Das Problem im Bereich der Korvetten ist vor allem das erste Los. Dieses müsste nämlich dringend einem Mid-Life-Update unterzogen werden. Allerdings kam man zu der Entscheidung, dass sich eine solche Modernisierung wirtschaftlich nicht lohnen würde, und plante stattdessen die Beschaffung eines dritten Loses mit weiteren fünf Korvetten als Ersatz für das erste Los. Nur um dann zu merken, dass man für die Beschaffung eines dritten Loses kein Geld hat. Laut dem letzten Rüstungsbericht wurde die Beschaffung eines dritten Loses mittlerweile ad acta gelegt. Die Korvettenflotte wird also künftig aus fünf modernen K130 des zweiten Loses und fünf modernisierungsbedürftigen Korvetten des ersten Loses bestehen. Das geplante Nutzungsdauerende für die Korvetten des Ersten Loses ist übrigens 2038.

K130 2. Los / Foto: Bundeswehr/Thomas Scheibe

Auch bei der Modernisierung der Minenabwehreinheiten sind die Aussichten nicht sonderlich rosig. Eigentlich sollten die Minenjagdboote der Frankenthal-Klasse ab 2027 sukzessive ersetzt werden. Die Entwicklung einer Nachfolge-Klasse läuft unter dem Titel „Fähigkeitsträger verbundene Seeminenabwehr“. Aufgrund von Kostenexplosionen wurde das ganze Vorhaben jedoch deutlich nach hinten verschoben. Stattdessen sollen die vorhandenen Minenabwehreinheiten für 1,3 Mrd. Euro modernisiert werden und so bis 2040 im Dienste der Marine verbleiben. Erst danach sollen sie vom Fähigkeitsträger verbundene Seeminenabwehr abgelöst werden. Die Modernisierung der Frankenthal-Klasse soll im Zeitraum von 2026 bis 2030 erfolgen. Allerdings werden die alten Minenjagdboote aufgrund ihrer geringen Größe nur eine Auswahl der benötigten neuen Systeme zur Minenabwehr mitführen können. Darüber hinaus besteht das Risiko, dass einzelne Modernisierungsmaßnahmen gar nicht umgesetzt werden können, unter anderem aufgrund fehlender Gewichtsreserven der Minenjagdboote. Selbst das BMVg kommt zu dem Urteil, dass eine Modernisierung der alten Minenjagdboote weder wirtschaftlich noch militärisch sinnvoll ist. Aber eben wesentlich günstiger als das Vorhaben „Fähigkeitsträger verbundene Seeminenabwehr“ mit einem geschätzten Kostenvolumen von 6 Mrd. Euro.

An dieser Stelle muss ich mal kurz meine eigene Meinung einstreuen. Wenn beim Nachfolgevorhaben die Kosten explodieren, da die Marine mal wieder die Eierlegende Wollmilchsau haben möchte und alle Stellen eine Modernisierung der vorhandenen Minenjagdboote für weder wirtschaftlich noch militärisch sinnvoll erachten, warum beschafft man dann nicht ein marktverfügbares System? Da gibt es nämlich durchaus ein System, welches sich anbieten würde. Und zwar die neuen Minenabwehreinheiten der niederländischen, belgischen und französischen Marine. Alle drei Seestreitkräfte erhalten sechs dieser neuen Minenabwehreinheiten für je eine Milliarde Euro. Man könnte also für weniger Geld Einheiten beschaffen, die auch noch mehr können. Klar würde das eine Stückzahlreduktion bedeuten, aber angesichts dessen, dass EU-weit aktuell vierzehn MCM-Projekte mit insgesamt 82 Einheiten in der Pipeline sind, wäre das, glaube ich, verkraftbar. Keine andere Marine der Welt verfügt auch nur über ansatzweise so viele Minenabwehreinheiten wie die europäischen zusammengenommen. Da benötigt die Deutsche Marine nicht zwingend zwölf Stück.

Die neuen Minenabwehreinheiten der niederländischen, belgischen und französischen Seestreitkräfte / Foto: Ministerie van Defensie

Dafür wären ein paar mehr U-Boote sicherlich eine gern gesehene Ergänzung. Allerdings wird es auch dazu, sobald nicht, kommen. Aktuell verfügt die Marine lediglich über sechs U-Boote der Klasse 212 A. Die vier Boote des Ersten Loses bedürfen dringend einer Modernisierung, für die bisher aber das Geld fehlte. Ab 2032 sollen zwei neue U-Boote der Klasse 212 Common Design zulaufen und die U-Boote der Klasse 212 A zunächst ergänzen und mittel- bis langfristig ersetzen. Um bis 2029 dennoch an Schlagkraft in der Unterwasser-Domäne dazu zu gewinnen, plant die Marine die Beschaffung von bis zu sechs sogenannten Large Unmanned Underwater Vehicles. Diese sollen die bemannten U-Boote ergänzen und der Aufklärung dienen. Noch dieses Jahr soll es Untersuchungen mit dem BlueWhale-System von IAI geben. BlueWhale verbessert die U-Jagd-Fähigkeiten durch die Kombination von Eltas autonomen Unterwasserfahrzeugen (AUV) und des geschleppten passiven Sonars von Atlas Elektronik. Dies ermöglicht die Aufklärung und Verfolgung von U-Booten in großen Tiefen und bietet somit einen strategischen Vorteil. Hier steht man also auf dem Gaspedal und will schnellstmöglich marktverfügbare Systeme beschaffen.

Das BlueWhale UUV / Foto: Swadim

Auch die Kampfkraft des Seebataillons soll erhöht werden. Unter anderem mit der Beschaffung von bis zu 15 sogenannten Mehrzweckkampfbooten. Deren Aufgabenprofil soll Evakuierungs-, Eskort-, Patrouillen- und Harbor-Protection-Missionen umfassen. Beobachter des Vorhabens gehen von einem Wettbewerb zwischen dem Watercat M18 AMC und dem Combat Boat 90 aus. Auch wenn aktuell noch nichts in trockenen Tüchern ist, kann man auf einen Zulauf vor 2029, denke ich, hoffen.

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Einsatzflottille 2

Die Einsatzflottille 2 verfügt über die Fregatten, Einsatzgruppenversorger und Flottentanker der Deutschen Marine.

Das 2. und 4. Fregattengeschwader umfasst aktuell insgesamt 11 Fregatten, vier Fregatten der Klasse 123, drei der Klasse 124 und vier der Klasse 125. Die vier Fregatten der Klasse 123 sind auf die U-Boot-Jagd spezialisiert und sollen im Zeitraum von 2026 bis 2029 einer zweiten Nutzungsdauerverlängerung unterzogen werden. Im Rahmen dieser soll das Führungs- und Waffeneinsatzsystem Sabrina 21 durch das 9VL von Saab ersetzt und eine Towed-Array-Sonar-Suite in die Fregatten integriert werden. Darüber hinaus soll auch die Bewaffnung modernisiert werden. Im Bereich der Flugabwehr sollen die RAM Block 2B und die ESSM Block 2 die entsprechenden Vorgängersysteme ersetzen. Die Seezielflugkörper Harpoon werden durch RBS15 Mk3 ersetzt. Allerdings gibt es hinsichtlich der F123 ein Problem. Und zwar sind deren Hangar zu klein, um die neuen Bordhubschrauber vom Typ NH90 MRFH Sea Tiger aufnehmen zu können. Bedeutet, die U-Jagd-Fregatten werden zukünftig ohne Bordhubschrauber auskommen müssen. Was deren Fähigkeiten im Bereich der U-Jagd erheblich einschränken dürfte. Die neue Towed-Array-Sonar-Suite dürfte das kaum wettmachen. Als Kompensation ist die Beschaffung von unbemannten Systemen geplant. Sicher ist da aber noch nichts.

Auch an dieser Stelle ein Einwurf meinerseits. Die Fregatten der Klasse 123 verfügen aktuell über lediglich 16 VLS-Zellen. Allerdings gibt es die Option, bis zu 16 weitere VLS-Zellen nachzurüsten. Wenn man diese Option ziehen würde und diese zusätzlichen VLS-Zellen mit weitreichenden U-Jagd-Raketen bspw. der VL-ASROC ausstatten würde, würde dies die Kampfkraft der F123, denke ich, nochmal deutlich steigern. Insgesamt soll die Nutzungsdauerverlängerung der Klasse 123 rund 1,2 Mrd. Euro kosten. Nach abgeschlossener Modernisierung sollen die Einheiten dann übrigens als Klasse 123B bezeichnet werden und bis 2035 im Dienst der Marine verbleiben. Danach übernehmen die Einheiten der Klasse 126.

Fregatte Klasse 123 / Foto: DVIDS

Womit wir zu den Flugabwehrfregatten der Klasse 124 kommen. Auch diese sollen bis 2028 einer Modernisierung unterzogen werden. Im Rahmen dieser Modernisierung soll unter anderem das Luftraum-Überwachungsradar SMART-L durch das TRS-4D LR ersetzt werden. Auch das Multifunktionsradar APAR soll überarbeitet und das System zur elektronischen Kampfführung modernisiert werden. Im Bereich der Bewaffnung wird ebenfalls einiges erneuert. Auch die F124 werden RAM Block 2B und ESSM Block 2 zur Verbesserung der Flugabwehrfähigkeiten erhalten. Und als Ersatz für die Harpoon-Seezielflugkörper ist die Integration des Naval Strike Missile Block 1A geplant. Darüber hinaus werden die F124 auch noch die neuen Bordhubschrauber mitführen, was die U-Jagd- und Seezielbekämpfungsfähigkeiten nochmals deutlich verbessern wird. Ab 2033/2034 sollen die Fregatten der Klasse 124 durch die F127 abgelöst werden.

Fregatte Klasse 124 mit neuem TRS-4S LR Radar / Foto: Hensoldt/Brian Burnell 

Womit wir zum politischen Schönwetterpott, der F125, kommen. Spätestens seit der Krise im Roten Meer ist klar, dass die Fregatten der Klasse 125 einer Modernisierung bedürfen oder ersetzt werden müssen. Die Marine selbst plant die frühzeitige Reduktion von vier auf drei Einheiten zugunsten der Beschaffung von sechs Fregatten der Klasse 127. So steht es im Zielbild Marine 2035+. Allerdings bezweifelt wohl auch die Marine, dass sie das so durchgesetzt bekommt, weshalb aktuell Überlegungen laufen, wie man die Kampfkraft der F125 erhöhen kann. Dies betrifft insbesondere zwei Bereiche: Flugabwehr- und U-Jagd-Fähigkeiten. Im Bereich der Flugabwehr verfügt die F125 aktuell über lediglich zwei RAM-Starter für den Nächstbereichsschutz. Um die Durchsetzungskraft der Fregatten zu verbessern, plant man die Integration eines Flugabwehrsystems mittlerer Reichweite. Aktuellen Medienberichten zufolge will die Marine bereits nächstes Jahr das Flugabwehrsystem IRIS-T SLM auf der F125 testen. Dazu sollen die Container, die normalerweise auf Lkws installiert sind, auf die F125 gebracht werden. Aktuell sieht es danach aus, dass man einen Launcher, das Radar und das Tactical Operations Center auf der Fregatte für Tests installieren möchte. Langfristig ist wohl die Integration in das Radar- sowie Führungs- und Waffeneinsatzsystem der Fregatte geplant. Aber um die Idee kurzfristig zu testen, will man darauf zunächst verzichten. Läuft alles nach Plan, soll bereits nächstes Jahr der scharfe Schuss getestet werden.

Im Bereich der U-Jagd werden sich die Fregatten der Klasse 125 wohl vor allem auf ihre Bordhubschrauber stützen müssen. Für die Integration eines Schiffssonar, wären umfangreiche bauliche Maßnahmen erforderlich, was wahrscheinlich zu teuer wäre und zu lange dauern würde. Auch ein containerbasiertes Schleppsonar ist keine Option, da eine solche Lösung den Hubschrauberlandeplatz blockieren würde. Denkbare wäre noch die Integration von unbemannten Unterwassersystemen wie dem BlueWhal-System oder der MEKO S-X. Sollte Letzteres realisiert werden, würde die F125 in Kombination mit ihren Bordhausbraubern durchaus brauchbare Einheiten für die U-Jagd darstellen.

Abgesehen von den geplanten Fähigkeitserweiterungen im Bereich der Flugabwehr und U-Jagd werden die Fregatten der Klasse 125 auch noch mit der Naval Strike Missile ausgestattet. Diese Maßnahme dürfte die Fähigkeiten im Bereich der Überwasserseekriegsführung deutlich verbessern.

Fregatte 125
Fregatte Klasse 125 / Foto: Bundeswehr/Nico Theska

Womit wir zu den Versorgungsschiffen der Einsatzflottille 2 kommen. Die Einsatzgruppenversorger der Klasse 702 bedürfen aufgrund der intensiven Nutzung einer umfangreichen materiellen Modernisierung und Anpassung. Darüber hinaus ist die Integration des Bordhubschraubers NH 90 Sea Lion und des integrierte Marine-Einsatz-Rettungszentrum geplant. Auch das Radar, das Führungssystem und die Rohrwaffen sollen erneuert oder modifiziert werden. Die Modernisierung soll in der zweiten Hälfte dieser Dekade erfolgen.

Einsatzgruppenversorger der Klasse 702 / Foto: Bundeswehr/Nico Theska

Wie bereits angesprochen werden die beiden Betriebsstoffversorger der Rhön-Klasse durch zwei neue Flottentanker ersetzt. Diese sollen im 1. Quartal 2025 und im 1. Quartal 2026 zulaufen und kosten läppische 914 Mio. Euro. Der Bedarf der Marine liegt laut dem Zielbild Marine 2035+ übrigens bei drei Einheiten.

Klasse 707
Klasse 707 / Foto: NVL Group

Marinefliegerkommando

Im Marinefliegerkommando sind alle Flugzeuge und Hubschrauber der Deutschen Marine zusammengefasst. Die acht Seefernaufklärer vom Typ P-3C Orion erreichen nächstes Jahr ihr Nutzungsdauerende und werden durch acht P-8A Poseidon ersetzt. Das Kostenvolumen beläuft sich auf 2,8 Mrd. Euro und die Auslieferung soll noch dieses Jahr beginnen. Die Hauptaufgaben der neuen Seefernaufklärer werden die Unter- und Überwasserseekriegsführung sowie die Aufklärung sein.

Die neuen Seefernaufklärer P-8A Poseidon / Foto: Boeing

Als Ergänzung der bemannten Seefernaufklärer plant die Marine die Beschaffung von sechs Unmanned Aerial Systems. Auch diese sollen der Unter- und Überwasserseekriegsführung sowie der Aufklärung dienen. Eine geplante Testkampagne für das „manned-unmanned teaming“ zwischen der MQ-9B Sea Guardian und der P-8A Poseidon wurde jedoch kürzlich abgesagt. Die Bundesregierung erklärte, dass die Testkampagne zugunsten einer schnelleren Beschaffung eines geeigneten marktverfügbaren Systems gestrichen wurde. In Betracht gezogen werden die MQ-9B Sea Guardian von General Atomics und das German Heron TP von Israel Aerospace Industries. Aufgrund der fortschrittlicheren maritimen Fähigkeiten der MQ-9B Sea Guardian dürfte diese jedoch der wahrscheinlichere Kandidat sein.

MQ-9B Sea Guardian / Foto: DVIDS

Auch im Bereich der Drehflügler tut sich etwas. So wurden 31 NH90 MRFH Sea Tiger für 2,7 Mrd. Euro als Ersatz für die 22 Mk. 88A Sea Lynx bestellt. Die Auslieferung der neuen Bordhubschrauber ist von 2025 bis 2030 geplant. Die Hauptaufgaben sind dieselben wie die der P-8A Poseidon. Als Bewaffnung sind die Leichtgewichtstorpedos vom Typ MU90 und die Seezielflugkörper Marte ER geplant.

NH90 MRFH Sea Tiger / Foto: Airbus

Munition

Genauso wie das Heer und die Luftwaffe leidet auch die Marine an einem akuten Munitionsmangel. Diesen gilt es bis 2029 zu beseitigen. Aktuell läuft bspw. die Beschaffung von 1000 RAM Block 2B Flugabwehrraketen für rund 1 Mrd. Euro. Die Auslieferung läuft seit diesem Jahr und soll 2031 abgeschlossen sein. Zum Einsatz wird der neue Lenkflugkörper auf den Fregatten der Klasse 123, 124 und 125 sowie auf den Korvetten der Klasse 130 kommen. Darüber hinaus läuft aktuell auch noch die Beschaffung von ESSM Block 2 als Ersatz für die ESSM Block 1, welche nächstes Jahr ihr Nutzungsdauerende erreicht. Bei der ESSM Block 2 handelt es sich um eine Flugabwehrrakete mittlerer Reichweite, die auf den Fregatten der Klasse 123, 124 und 126 zum Einsatz kommen soll. Bisher wurde eine unbekannte Anzahl an Lenkflugkörpern für 269 Mio. Euro bestellt.

RAM / Foto: Bundeswehr/Tom Twardy

Zur Verbesserung der Fähigkeiten im Bereich der Seezielbekämpfung läuft die Beschaffung von weiteren RBS15 Mk3 und neuen Seezielflugkörpern des Typs Naval Strike Missile Block 1A. Von der RBS15 Mk3 sind bereits mindestens 25 im Bestand der Marine, 75 weitere sind bestellt, die seit 2022 zulaufen. Eingesetzt wird der RBS15 Mk3 künftig auf den Korvetten der Klasse 130 und den Fregatten der Klasse 123. Für die Fregatten der Klassen 124, 125 und 126 läuft die Beschaffung der Naval Strike Missile Block 1A. Eine unbekannte Anzahl wurde für 425 Mio. Euro bei Kongsberg Defence and Aerospace bestellt.

Zur Verbesserung der U-Jagd-Fähigkeiten läuft die Beschaffung von 48 Mk54-Leichtgewichtstorpedos für die Seefernaufklärer vom Typ P-8A Poseidon. Die Kosten belaufen sich auf 122 Mio. Euro.

Eine P-8A Poseidon setzt einen Mk54 U-Jagd-Torpedo ein / Foto: DVIDS

Fazit

Da ein quantitativer Ausbau der Flotte bis 2029 nicht realistisch ist, ist der Ansatz, die Kampfkraft der Bestandsflotte zu erhöhen, genau der Richtige. Selbst wenn man heute neue Fregatten und U-Boote bestellen würde, würden diese erst nach 2030 zulaufen und operativ zur Verfügung stehen. Die einzige Möglichkeit, bis 2029 über mehr Masse zu verfügen, ist die schnelle Beschaffung von unbemannten Systemen. Die geplante Beschaffung von Unmanned Aerial Systems als Ergänzung für die Seefernaufklärer und die von Large Unmanned Underwater Vehicles als Ergänzung für die U-Boote sind da Schritte in die richtige Richtung. Allerdings ist bei beiden Vorhaben die Finanzierung noch nicht gesichert. Neben der Qualität und Quantität der Flotte benötigt diese natürlich auch ausreichend Munition. Auch in diesem Bereich ist man auf dem Weg der Besserung, allerdings noch nicht da, wo man sein müsste. Statt 1000 RAM Block 2B bedürfte es vermutlich eher rund 2.000. Auch die Anzahl der beschafften ESSM Block 2 Flugkörper dürfte angesichts der vergleichsweise geringen Summe von 269 Mio. Euro zu gering sein. Die Qualität stimmt zwar, aber bei der Quantität muss und kann man im Bereich der Munition noch schnell nachbessern. Darüber hinaus würde sich auch die Beschaffung neuer Waffensysteme anbieten, die die Fähigkeiten der Deutsche Marine erweitern würden. Bspw. weitreichende U-Jagd-Raketen wie die VL-ASROC. Solch ein Waffensystem wünscht sich die Marine schon lange, bisher hat nur immer das Geld gefehlt. Das Stichwort lautet hier mal wieder: dauerhafte Erhöhung des regulären Verteidigungshaushaltes auf mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Dann wird das auch was mit der Kriegstüchtigkeit!

Mein Videobeitrag zur Thematik:

The appearance of U.S. Department of Defense (DoD) visual information does not imply or constitute DoD endorsement.

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