Erst letzte Woche wurde bekannt, dass die Testkampagne für die MQ-9B Sea Guardian abgesagt wurde. Nun ist öffentlich geworden, dass die Marine auch das Vorhaben „Aufklärung und Identifizierung im maritimen Einsatzgebiet“ (AImEG) abgebrochen hat. Zwei grundlegende Veränderungen bei der Beschaffung von unbemannten Luftfahrzeugen für die Deutsche Marine binnen zwei Wochen.
Im Rahmen des AImEG-Projektes sollten Hubschrauberdrohnen für die Korvetten der Braunschweig-Klasse beschafft werden. Bei den Hubschrauberdrohnen handelt es sich um die V-200 von UMS Skeldar, Bundeswehrbezeichnung „Sea Falcon“. Die Sea Falcon sollte die Aufklärungsfähigkeiten der Korvetten erweitern und den weitreichenden See- und Landziel-Lenkflugkörper RBS15 Mk3 ergänzen. Aktuell verfügt die Marine über ein komplettes Sea-Falcon-System, bestehend aus zwei Hubschrauberdrohnen, einer Kontrollstation mit zwei Bedienkonsolen und einem Rüstsatz. Der Rüstsatz beinhaltet Anschlüsse für die Bedienkonsolen sowie Start- und Landesensoren für das Flugdeck der Korvetten.
Nachdem der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages der Entwicklung und Beschaffung des AImEG-Projektes im April 2021 zugestimmt hatte. Wurde im November 2021 ein entsprechender Vertrag zwischen der Elektroniksystem- und Logistik-GmbH und dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr geschlossen. Das Vertragsvolumen belief sich auf insgesamt 80,3 Millionen Euro. Der größte Anteil davon, 52,6 Millionen Euro, war für die Entwicklungsphase bis 2023 vorgesehen. Die restlichen 27,7 Millionen Euro waren für die Beschaffung von drei Sea Falcon-Systemen und deren Integration in die Korvetten vorgesehen. Diese Schritte sollten in den Jahren 2024 und 2025 erfolgen. Aufgrund des Abbruchs des Vorhabens wird es dazu nun nicht mehr kommen.
Als Grund für den Abbruch des AImEG-Projektes werden nicht erreichte, vertraglich vereinbarte Meilensteine genannt. Gut informierten Kreisen zufolge soll letztes Jahr sogar eine der Hubschrauberdrohnen abgestürzt sein. Ein Blick in das im März 2023 veröffentlichte „Zielbild Marine 2035+“ könnte jedoch eine weitere mögliche Erklärung liefern. In diesem fordert das Marinekommando nämlich die Beschaffung von bis zu 22 Unmanned Aerial Vehicles (UAVs) als Ergänzung für die neuen Bordhubschrauber vom Typ NH90 MRFH Sea Tiger. Diese UAVs sollen neben der Fähigkeit zur Aufklärung, welche auch die Sea Falcon-Drohnen besitzen, darüber hinaus zur Unter- und Überwasserseekriegsführung in der Lage sein. Zwei Fähigkeiten, die die Hubschrauberdrohnen vom Typ Sea Falcon nicht abdecken können.
Wie es nun weitergeht, ist offen. Fest steht nur, dass die Marine einen Bedarf nach bis zu 22 UAVs mit erweitertem Fähigkeitsprofil hat. Möglicherweise strebt man auch hier die schnellere Beschaffung eines marktverfügbaren Systems mit erweitertem Fähigkeitsprofil an.