Angesichts der immensen Verzögerungen beim Bau der Fregatten der Klasse 126, die sich laut MdB Bastian Ernst (CDU) auf inzwischen 48 Monate belaufen, mehrt sich die Kritik an dem Vorhaben. So besteht inzwischen die Möglichkeit, dass das Vorhaben gänzlich abgebrochen und stattdessen eine alternative Klasse von Fregatten ins Auge gefasst wird. Dieser Beitrag wird die Realisierbarkeit möglicher Optionen näher beleuchten und bewerten.
1. Damen Naval
Wie verschiedene Medien zuletzt berichteten, verzögert sich der Bau der Fregatten der Niedersachsen-Klasse aufgrund von Softwareproblemen. Die daraus resultierende Verzögerung und das damit verbundene Ausbleiben weiterer Zahlungen aus Deutschland, führte dazu, dass Damen Schelde Naval Shipbuilding (DSNS) in Zahlungsschwierigkeiten geraten ist. So musste das niederländische Parlament kurzfristig zusammentreten, um 270 Mio. € freizugeben, die eine Pleite abwenden sollen. Trotz alldem ist die Zukunft von DSNS alles andere als gesichert. Beispielsweise zieht die belgische Marine Gerüchten zufolge in Betracht, die drei geplanten ASWF (Anti-Submarine Warfare Frigate) durch 3 französische FDI (Frégate de Défense et d’Intervention) zu ersetzen, da sich auch die ASWF auf unbestimmte Zeit verzögert. Des Weiteren sieht sich DSNS in der Niederlande aufgrund von Sanktionsumgehungen mit einem Gerichtsverfahren konfrontiert. Angesichts der fraglichen Zukunft von DSNS und der unkontrollierbaren Verzögerungen beim Bau der Niedersachsen-Klasse, wäre ein Abbruch des Projektes vermutlich die beste Option.
2. Alternativen aus dem Ausland

- Bonifaz-Klasse, Spanien:
Spanien beschafft aktuell fünf ASW-Fregatten (Anti-Submarine Warfare) von Navantia. Aufgrund von verschiedenen Problemen bei vorherigen Exporten nach Norwegen und Australien, wäre eine deutsche Beschaffung der Bonifaz-Klasse riskant. Des Weiteren wäre ein paralleler Betrieb verschiedener SPY-Radare und verschieden modifzierter AEGIS-FüWES (Führungs- und Waffeneinsatzsystem) kaum sinnvoll. - T-26/City-Klasse, Vereinigtes Königreich:
Das Vereinigte Königreich beschafft aktuell acht ASW-Fregatten von BAE Systems. Die Produktionskapazitäten von BAE erlauben keine Fertigung deutscher Fregatten im Vereinigten Königreich. Die Verzögerungen und Kostensteigerungen bei den Fregatten der Hunter-Klasse (Australien) und Zerstörern der River-Klasse (Kanada) – beides T-26 Derivate – lassen eine deutsche T-26 Version fraglich sinnvoll erscheinen. - FDI, Frankreich:
Die FDI der französischen Naval Group ist keine dedizierte ASW-Fregatte. Des Weiteren sind die dort verwendeten Systeme (Sylver, Aster et cetera) noch nicht bei der Bundeswehr eingeführt und würden die Bundeswehr logistisch vor große Herausforderungen stellen. - FREMM Evo, Italien:
Italien beschafft aktuell zwei ASW-Fregatten der FREMM Evo Ausführung von Fincantieri. Obwohl es sich bei der FREMM Evo mit Sicherheit um eine höchst potente ASW-Fregatte handelt und Fincantieri grundsätzlich ein verlässlicher Marineschiffbauer ist, sind auch die auf der FREMM Evo verwendeten Systeme nicht bei der Bundeswehr eingeführt. Daher ist auch die FREMM Evo fraglich sinnvoll für die Deutsche Marine.
Es gibt aktuell keine ASW-Fregatte, die sich in Produktion befindet, zeitnah zulaufen könnte und mit dem Ökosystem der Deutschen Marine vereinbar ist. Daher wird eine Alternative zu F126 neu entwickelt werden müssen. Nachdem der deutsche Marineschiffbau als nationale Schlüsseltechnologie eingestuft wurde, ist davon auszugehen, dass die Wahl auf einen deutschen Marineschiffbauer fällt. Hier kommen aktuell nur die MEKOs von TKMS (Thyssenkrupp Marine Systems) in Frage.
3. Die MEKOs

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Eckdaten verschiedener Entwürfe:
A-200 | A-210 | A-300 | |
Länge | 121m | 127.5m | 125.1m |
Breite | 16.34m | 16.7m | 19.25m |
Tiefgang | 6m | 4.8m | 5.3m |
Verdrängung | 3.940T | 4.750T | 5.700T |
Bord-hubschrauber | 1x11t | 1x11t | 2x6t/1x11t |
UAV | 2x300kg | 2x300kg & 1x700kg | 2x300kg |
RHIB | 2x7m | 2x8m & 2x11m | 2x8m & 2x11m |
Antrieb | CODAG-WARP | CODAG-WARP | CODAD |
Maximal-geschwindigkeit | >28kn | >29kn | >27kn |
Reichweite | 6500nm bei 16kn | 6500nm bei 14kn | 7000nm bei 14kn |
Besatzungsstärke | 125 | 120 | 112 |
Einschiffungs-kapazität | 49 | 33 | 50 |
VLS | 16xMK41 (Tactical) | 32xMK41 (Strike) | 9xExLS & 32xMK41 (Strike) |
SeezielFK | 16 | 16 | 16 |
RAM (Einrüstung ohne weiteres mgl.) | 1xMK49 | 1xMK49 | 1xMK49 |
MLG | 2 | 2 | 2 |
TAS | Ja | Ja | Ja (Modulbereich) |
HMS | Ja | Ja | Ja |

3.1 Die MEKO A-200
Die MEKO A-200 ist der einzige Entwurf, den TKMS in der Vergangenheit mehrmals erfolgreich exportiert hat. So wurde beispielsweise die erste MEKO A-200EN nur 38 Monate nach Vertragsschluss an die ägyptische Marine übergeben. Aktuell befindet sich TKMS im Rahmen des SEA3000 Projektes als Finalist in der australischen Ausschreibung für bis zu elf sogenannte Tier 2 Combatants. Hier bietet TKMS unter anderem die MEKO-A200RAN (Royal Australian Navy) an, die mit dem 9LV FüWES und SeaGiraffe 4A Multifunktionsradar von Saab, dem ACTAS Mod 2 TAS (Towed Array Sonar) und ASO 713 HMS (Hull Mounted Sonar) von Atlas Elektronik, 16 MK41 Tactical Length VLS-Zellen (Vertical Launch System) für 64 ESSM Block 2, 16 NSM, einem 76/62 STRALES Geschütz von Leonardo und einem Typhoon Mk 30-c Marineleichtgeschütz von Rafael ausgestattet ist.
Diese Modifikation stellt vermutlich das Maximum an Kampfkraft dar, welches auf Basis der A-200 realisiert werden kann und wäre zeitnah verfügbar. Des Weiteren könnte eine deutsche Beschaffung möglicherweise mit einer australischen Beschaffung verbunden werden und somit eine gewisse economy of scale erzielt werden. Nichtsdestotrotz ist die A-200 eine Mehrzweckfregatte, die bisher noch nicht durch die Deutsche Marine beschafft wurde. Die Fregatten der Brandenburg- und der Sachsen-Klasse können bestenfalls als lose mit der A-200 verwandt beschrieben werden. Die A-200 kommt für die Deutsche Marine nur in Frage, wenn die Geschwindigkeit als ausschlaggebendes Bewertungskriterium herangezogen wird.
3.2 Die MEKO A-210

Mit der MEKO A-210 versucht TKMS, der RAN ein potenteres Schiff als die A-200 anzubieten. So ist die A-210 größer, stärker bewaffnet und wurde im Vorhinein auf das logistische Ökosystem der RAN abgestimmt. Folglich findet hier die australische CEAFAR 2 Radarsuite Verwendung, die aus einem L, S und X-Band Radar besteht. Des Weiteren soll das 76/62 STRALES Geschütz von Leonardo durch das 127/62 MK45 Mod 4 von BAE ersetzt werden. Außerdem soll die A-210 zukünftig mit einem SeaSpider ATT-System (Anti-Torpedo Torpedo) und einem Hochenergielaser ausgerüstet werden können. Bei Bedarf können außerdem die zwei 11m RHIB (rigid-hulled inflatable boat) durch zwei USV (unmanned surface vessel) ersetzt, ein Minenverlegesystem für bis zu 40 Grundminen und möglicherweise SkyKnight cUAS/cRAM (counter unmanned aerial system/counter rocket artillery mortar) Lenkflugkörper eingerüstet werden.
Damit stellt die A-210 eine grundsätzlich stark bewaffnete Einheit dar, die für die Deutsche Marine beschafft werden könnte. Für den Fall, dass sich Australien im Rahmen von SEA3000 für deutsche Fregatten entscheidet, könnte hier erneut eine economy of scale erzielt werden. Allerdings gilt zu bedenken, dass die MEKO A-210 wenig Aufwuchsreserven bietet und dass das CEAFAR 2 vermutlich nicht auf dem Wunschzettel der Deutsche Marine steht. Des Weiteren wurde der Entwurf weder fertiggestellt noch gebaut, weswegen bei der Realisierung ein gewisses – wenn auch vermutlich beherrschbares – Risiko besteht.

3.3 Die MEKO A-300
Die MEKO A-300 entspringt einer griechischen Ausschreibung, in der TKMS ohne Erfolg teilgenommen hat und wurde Polen im Rahmen des Miecznik Programms angeboten. Während die A-300 mit ihrer äußerst potenten Bewaffnung besticht, stehen einer Beschaffung durch die Deutsche Marine mehrere Dinge entgegen. So wurde die A-300 um einen CODAD-Antrieb (Combined Diesel and Diesel) herum konzipiert. CODAD-Antriebe gelten allerdings aufgrund des Lärms der Dieselmotoren bei höheren Geschwindigkeiten als geräuschemissionsstark und folglich für ASW eher weniger geeignet. Ein Wechsel auf CODAG (Combined Diesel and Gas) – das Einrüsten einer Gasturbine – würde allerdings ein aufwändiges Redesign der Abgasführung zur Folge haben und Decksfläche für einen Schornstein oder Abgaskanal in Anspruch nehmen, die folglich nicht mehr anderweilig genutzt werden könnte. Des Weiteren ist das ExSL (Extensible Launching System) nur für kaltstartfähige Flugkörper ausgelegt, die, beispielsweise mittels Druckluft, aus dem VLS ausgestoßen werden und erst nach Verlassen des VLS ihr Triebwerk zünden. Da weder Iris-T SL (Surface Launch) noch ESSM kaltstartfähig sind, macht das ExLS für die Deutsche Marine keinen Sinn. Nicht zuletzt kam im Rahmen der polnischen Ausschreibung das ELM-2248 Multifunktionsradar zum Einsatz, dass vermutlich nicht für die Deutsche Marine in Frage kommen dürfte.
Obwohl die A-300 als stark bewaffnete und kleinere Einheit grundsätzlich eine Stoßrichtung verkörpert, die meiner Meinung nach bei einem Abbruch von F126 ins Auge genommen werden sollte, ist sie als ASW-Fregatte unpassend. Die nötigen Anpassungen würden letztendlich ein Ausmaß annehmen, das eine ‚off-the-shelf‘ Beschaffung wenig sinnvoll erscheinen lässt.
4. Das MKS180 von GNYK

Nachdem GNYK (German Naval Yards Kiel) und TKMS ebenfalls als Bieter in der Ausschreibung des MKS180 (Mehrzweckkampfschiff) beteiligt waren, steht grundsätzlich deren Angebot zur Verfügung. Abgesehen davon, dass der Entwurf alles andere als baureif ist, bestehen hier allerdings noch weitere Probleme. So wurde das MKS180 nicht nach dem DMS (Deutscher Marinestandard) entwickelt, sondern nach den alten Bauvorschriften. Ebenfalls kann davon ausgegangen werden, dass sich die heutige Forderungslage weg von Intensivnutzung und Stabilisierungsoperationen hin zu ASW und potenterer Bewaffnung verschoben hat. Demnach müsste man praktisch nochmal gänzlich von vorne beginnen. Dies wird auch von einem Pressesprecher von GNYK bestätigt, der den damaligen Entwurf des MKS180 als „aus diversen Gründen heute nicht mehr ohne Weiteres umsetzbar“ bezeichnet.
5. Eine neue F126
Bei einem Wechsel zu einer deutschen Alternative stellen sich letztendlich drei Fragen: Welcher Entwurf? Wer baut die Schiffe? Wie sehen die Schiffe im Detail aus?
5.1 Welcher Entwurf?
Nachdem der Import von Kriegsschiffen beziehungsweise der Import eines Entwurfs aufgrund verschiedener politischer Interessen als höchst unwahrscheinlich zu betrachten ist, scheidet diese Option aus. Falls man sich allerdings doch an einem internationalen Partner orientieren sollte, stellt die FREMM Evo vermutlich die beste Option dar. Voraussichtlich wird man sich allerdings auf eine rein nationale Lösung beschränken. In diesem Fall stehen nur MEKO-Basisentwürfe zur Verfügung.
Da die Entwicklung einer neuen ASW-Fregatte auf Basis der A-400 beziehungsweise eines neuen MKS180 zu lange dauern würde, scheidet diese Option ebenfalls aus. Da die A-300 in ihrer aktuellen Auslegung für ASW eher nicht geeignet ist und eine Anpassung einer Neuentwicklung gleichkommt, ist auch diese Option unwahrscheinlich.
Nun verbleiben nur noch zwei Optionen:
Die Marine könnte einerseits eine kleine Stückzahl von mindestens drei bis höchstens sechs MEKO A-200RAN beschaffen und damit die Verfügbarkeit seegehender Einheiten schnellstmöglich erhöhen. Dies würde ein Zeitfenster eröffnen, das genutzt werden könnte, um eine dedizierte ASW-Fregatte zu entwerfen, bauen und in Dienst zu stellen. Anschließend könnten die A-200RAN an einen europäischen oder internationalen Partner veräußert werden.
Alternativ könnte die Marine beschließen, sich an der deutlich potenteren A-210 zu orientieren. Diese wäre größen- und leistungstechnisch gut mit den Fregatten der Klasse 123B vergleichbar. Es wäre nun eine Option, beispielsweise zwölf A-210 in einer deutschen Konfiguration zu beschaffen und damit die Fregatten der Klasse 123, die Fregatten der Klasse 125 und langfristig auch die Korvetten der Klasse 130 zu ersetzen. In diesem Fall hätte die Deutsche Marine eine große Klasse von Arbeitstieren, die personell und finanziell stemmbar sind und doch zu einem signifikanten Leistungszuwachs führen würden. Die A-210 würden dann von acht – aufgrund des Rotationsfaktors wären neun naheliegender – Fregatten der Klasse 127 ergänzt.
Eine Großbestellung der A-210 wäre eine Möglichkeit, den Schritt von Klasse hin zu Linie zu wagen und dabei innerhalb der Flotte zu standardisieren. Des Weiteren bestünde so die Möglichkeit, zeitnah einen signifikanten Teil der deutschen Flotte zu modernisieren und der Marine eine feste Langzeitperspektive zu bieten.

5.2 Wer baut die Schiffe?
Angesichts von 212CD und F127 ist nicht davon auszugehen, dass TKMS einen zusätzlichen Auftrag dieser Größenordnung alleine bewerkstelligen kann. Daher wäre in diesem Fall eine ARGE (Arbeitsgemeinschaft), die aus TKMS, NVL (Naval Vessels Lürssen) und GNYK besteht, naheliegend. Diese Arbeitsteilung sollte sich allerdings nicht nur auf das Stahlschweißen beziehen, sondern auch auf die Projekt- und Bauleitung, Ingenieursarbeiten, Systemintegration et cetera, um Verzögerungen, aufgrund von Überlastung der Kapazitäten von TKMS, zu vermeiden. Hierbei stellt sich selbstverständlich die Frage, inwiefern diese Art der Arbeitsteilung und Kooperation realisiert werden könnte. Die Bundesregierung könnte diesen Moment als Chance begreifen, die Konsolidierung des deutschen Marineschiffbaus in Angriff zu nehmen und die Probleme, die in der Vergangenheit aus den ARGEn resultierten, zukünftig zu verhindern. Vor diesem Hintergrund verwundert es noch mehr, dass die Bundesregierung nach Berichten des Handelsblatts einen Einstieg bei TKMS verworfen hat.
5.3 Wie sehen die Schiffe im Detail aus?
Während die schiffbaulichen Parameter bereits unter 3. aufgeführt wurden, werde ich mich nun mit der Systemintegration befassen.
5.3.1 FüWES

Grundsätzlich kommen drei verschiedene FüWES für die A-210 in Frage. So könnte die Marine auf Standardisierung mit den Fregatten der Klasse 127 setzen und folglich auf AEGIS setzen. Aufgrund der hohen Kosten, US-Abhängigkeit und dem exorbitant hohen Aufwand bei der Endausrüstung der Schiffe, wäre eine derartige Entscheidung eher kontraproduktiv. Zum anderen könnte die Marine das für F126 vorgesehenen Tacticos von Thales Nederland auswählen. Obwohl eine Abweichung von den für die Niedersachsen-Klasse bestellten Long Lead Items zusätzliche Kosten verursachen würde, würde ich es angesichts der Probleme bei der FüWES-Akkreditierung im Rahmen des zweiten Loses Korvette 130 in Betracht ziehen, auf andere Systeme zu wechseln. Daher wäre noch das 9LV von Saab naheliegend, dass bereits im Rahmen von F123 SdEV (Sicherstellen der Einsatzverfügbarkeit) zum Einsatz kommt.
5.3.2 Sensorik

Während die A-210 für die RAN mit der CEAFAR 2 Radarsuite ausgerüstet werden soll, wäre für die Deutsche Marine eine andere Lösung naheliegender. So könnten hier das TRS-4D NR (non-rotating) und das SPEXER-2000 von Hensoldt zum Einsatz kommen, welche mit einem Ceros 200 Feuerleitradar und einem EOS500 zur optischen Feuerleitung kombiniert werden. Für die EloKa (Elektronische Kampfführung) könnte das Kora40 von Rohde&Schwarz zum Einsatz kommen. Für die U-Jagd wären ein TAS und ein HMS von Atlas Elektronik naheliegend. Dabei gilt es jedoch, technische Probleme analog F123 SdEV, die zu Verzögerungen führen könnten, zu vermeiden.
5.3.3 Waffensysteme und Effektoren

Nachdem das TRS-4D NR, SPEXER-2000, Kora40 und die ASW-Sensorik von AE noch nicht in das 9LV FüWES integriert wurden, sollte bei den Waffensystemen auf eine bereits vorhandene 9LV-Integration geachtet werden. So könnte man bei den Rohrwaffen auf eine Kombination aus der Bofors 57/70 Mk.3 und qNFMLG setzen. Abgesehen von der 9LV-Integration, ist das Bofors 57mm gut geeignet, um Drohnenschwärme mittels Airburst-Munition (ABM) zu bekämpfen. So könnte auch in Betracht gezogen werden, zwei Geschütztürme einzurüsten. Des Weiteren könnte in einem ersten Schritt auf die RBS-15 Seezielflugkörper von Saab gesetzt werden. Hier stellt sich die Problematik, dass Norwegen eine Beschaffung von NSM Seezielflugkörpern zugesagt wurde, um einen Offset für 212CD bieten zu können. So wäre die Marine verpflichtet, mit der Zeit NSM in das 9LV zu integrieren. Alternativ könnte eine weitere Beschaffung von JSM angeboten werden, um eine Reduktion bei NSM zu kompensieren. Ebenfalls sollten zwei MK49 Launcher für jeweils 21 RAM angestrebt und ein MK41 VLS mit 32 Zellen in der Strike-Konfiguration eingerüstet werden. Dabei wäre es naheliegend, vorerst nur auf ESSM Lenkflugkörper und eventuell TLAM (Tactical Land Attack Missile) zu setzen, um auch hier Integrationsrisiken zu begrenzen. Langfristig sollte außerdem eine Navalisierung der Iris-T Familie und auch eine Beschaffung der LRAW (Long Range Anti-Submarine Warfare Weapon) VL-ASROC (vertical-launched Anti-Submarine Rocket) in Betracht gezogen werden.
Nachdem vorerst nur Teile der Sensorik in das 9LV integriert werden müssten, wären die Risiken bei Schiffbau und Systemintegration vermutlich akzeptabel, was eine zügige Beschaffung begünstigt. Eine vergleichbar ausgerüstete A-210 wäre nicht nur finanziell und personell realsierbar, sondern auch in allen drei Warfare-Dimensionen absolut durchsetzungsfähig. Des Weiteren wurde mit dem 9LV von Saab auf ein integrationsfreudiges FüWES eines kompetenten Systemhauses gesetzt, was Probleme vorhergegangener Beschaffungen verhindern sollte.

6. Kooperationsmöglichkeiten
Abgesehen von einer möglichen Beschaffung durch die RAN, bieten sich hier zwei weitere Möglichkeiten an:
So will die schwedische Marine vier Fregatten der Luleå-Klasse beschaffen. Diese entspricht der Größenordnung und dem Fähigkeitsprofil einer deutschen A-210. Nachdem TKMS in Schweden seit dem Kockums-Debakel keinen guten Ruf genießt, wäre es an der deutschen Politik, hier eine Kooperation anzubieten. Letztendlich wäre dies bei gleichen Anforderungen und gleichen Präferenzen – wie beispielsweise für das 9LV Ökosystem – für alle Parteien sinnvoll. In diesem Kontext könnte auch die deutsch-schwedische Kooperation ausgebaut werden, die mit der deutschen Beschaffung von UMS Skeldar V-200, RBS-15, der Saab-geführten Modernisierung der Brandenburg-Klasse und der wahrscheinlichen Beschaffung von CB90 bereits einige Themenfelder abdeckt.
Neben Schweden könnte auch die portugiesische Marine als Partner in Frage kommen. Diese soll Gerüchten zufolge an bis zu sechs neuen Fregatten interessiert sein. Die A-210 wäre auch hier vermutlich im richtigen Größen- und Fähigkeitsspektrum.
7. Fazit
Da ab spätestens 2029 eine militärische Konfrontation mit Russland befürchtet werden muss, ist die Geschwindigkeit bei der Aus- und Aufrüstung der Bundeswehr handlungsleitend. Folglich gilt es jetzt, die langwierigen Planungsiterationen und überambitionierten Fähigkeitsanforderungen der Marine, absurde Vorschriften und Richtlinien und juritische Querelen möglichst zu vermeiden, um eine zeitnahe Realisierung einer Alternative zu ermöglichen. Nichtsdestotrotz darf nun nicht der Fehler gemacht werden, überstürzt unpassende Fregatten zu beschaffen. Auch wenn der Spagat zwischen Geschwindigkeit und Leistungsfähigkeit eine große Herausforderung darstellt, muss dies, angesichts der geopolitischen Situation, gelingen. Hier ist nun die Politik gefordert, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen.