Richthofen Shield 2025: Luftwaffe übt Ernstfall an zivilen Flughäfen

Richthofen Shield 2025: Luftwaffe übt Ernstfall an zivilen Flughäfen
Foto: Bundeswehr/Team Luftwaffe

Vom 6. bis 10. Oktober 2025 führt die deutsche Luftwaffe an den Flughäfen Münster/Osnabrück und Bremen die Übung „Richthofen Shield 2025“ durch. Kampfjets vom Typ Eurofighter Typhoon nutzen dabei die zivile Infrastruktur parallel zum regulären Flugverkehr.

Strategischer Hintergrund

Die Übung basiert auf militärischen Erkenntnissen aus aktuellen Konflikten: Feste Luftwaffenstützpunkte gelten als bevorzugte Angriffsziele. Durch die Verteilung von Streitkräften auf mehrere Standorte soll die Verwundbarkeit reduziert werden. Deutschland verfügt über rund 30 größere Verkehrsflughäfen mit geeigneter Infrastruktur für militärische Jets – eine Kapazität, die im Verteidigungsfall relevant würde.

Das NATO-Konzept dahinter heißt „Agile Combat Employment“ (ACE), das auf dezentrale Operationen setzt. Kleinere Einheiten an wechselnden Standorten sind schwerer zu lokalisieren und anzugreifen als konzentrierte Kräfte auf wenigen Basen. Der Nachteil geringerer Konzentration wird durch höhere Überlebensfähigkeit ausgeglichen.

Praktische Herausforderungen

Die Integration militärischer Abläufe in zivile Flughafenstrukturen erfordert komplexe Koordination. Kampfjets benötigen spezielle Betriebsstoffe, Kommunikationstechnik und Waffensysteme. Gleichzeitig müssen Sicherheitskontrollen, Lärmschutzbestimmungen und der reguläre Flugverkehr weiterlaufen. Die Luftwaffe nutzt dabei vorhandene Einrichtungen wie Tankstellen, Hangars und Abstellflächen der zivilen Betreiber.

Logistische Bedeutung

Die geografische Lage Deutschlands macht das Land zu einem zentralen Knotenpunkt für NATO-Operationen. Im Verteidigungsfall würden Verstärkungen aus westlichen Ländern durch Deutschland nach Osten verlegt. Die Nutzung ziviler Flughäfen erweitert die verfügbare Infrastruktur erheblich und erschwert gegnerische Planungen.

Erkenntnisse aus Ukraine-Konflikt

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine zeigt die Verwundbarkeit klassischer Militärflughäfen. Regelmäßige Angriffe mit Marschflugkörpern auf feste Einrichtungen zwingen die ukrainischen Streitkräfte zu improvisierter Flexibilität. Moderne Präzisionswaffen verschärfen diese Problematik zusätzlich.

Grenzen der Dezentralisierung

Das Konzept hat auch Nachteile: Verteilte Einheiten sind schwächer geschützt als große Stützpunkte, die Logistik wird komplexer, und zivile Flughäfen verfügen nicht über militärische Schutzeinrichtungen wie Bunker oder Luftverteidigungssysteme. Die Übung soll zeigen, ob die Vorteile diese Nachteile kompensieren können.

Politische Dimension

Die Übung signalisiert verstärkte Verteidigungsbereitschaft und zivil-militärische Zusammenarbeit. Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen unterstützen die Durchführung. Nach der ersten öffentlichkeitswirksamen Übung „Hannover Shield 2023“ wird das Konzept nun überregional erprobt und soll künftig häufiger stattfinden.

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