Die Zukunft des SPz Puma – 2. Los & Konfigurationsstand S1

Die Zukunft des SPz Puma - 2. Los & Konfigurationsstand S1
SPz Puma | Foto: KNDS

Im Jahr 2022 berichteten die Medien über den Ausfall von 18 Puma-Schützenpanzern der überarbeiteten VJTF-Version. Das war nicht das erste Mal, dass das Fahrzeug für Schlagzeilen sorgte. Von Anfang an gab es Kontroversen rund um den Puma – insbesondere hinsichtlich Produktion, Kosten und Lieferterminen. Dennoch gilt der Puma als einer der modernsten und bestgeschützten Schützenpanzer der Welt.

Historie und Entwicklung

Schon Anfang der 1990er-Jahre gab es Überlegungen, den Marder – der seit den 1970er-Jahren bei der Bundeswehr im Einsatz ist – durch einen neuen Schützenpanzer zu ersetzen. Zunächst stand die Idee eines „Marder 2“ im Fokus der Entwicklung. Mit den zunehmenden Auslandseinsätzen der Bundeswehr wurde die Fähigkeit zum Lufttransport durch den A400M zu einer zentralen Anforderung. Eine Fähigkeit, die der Marder-2-Prototyp nie hätte erfüllen können.

2002 wurde schließlich ein Entwicklungsvertrag für einen luftverladbaren Schützenpanzer mit ca. 31 t maximalem Gewicht geschlossen. Die Ausführung übernahm die Projekt System & Management GmbH (PSM) – ein 50/50-Joint-Venture von Krauss-Maffei Wegmann (heute KNDS) und der Rheinmetall Landsysteme GmbH. Die Vorgaben waren ambitioniert: Schutz auf Kampfpanzer-Niveau (insbesondere frontal) und Mobilität auf dem Niveau des Leopard 2, um im Gefecht Seite an Seite operieren zu können. 2004 bestellte die Bundeswehr fünf Vorserienmodelle mit einer Option auf 405 weitere Fahrzeuge. Diese Option wurde jedoch erst 2009 genehmigt und umfasste ein Auftragsvolumen von 3,1 Milliarden Euro. PSM sollte einen Gesamtsystemdemonstrator (GSD) bis Ende 2005 liefern sowie drei Teilsystemdemonstratoren für die Bereiche Bewaffnung, Mobilität und Schutz. Die ersten 16 Serienfahrzeuge wurden im Jahr 2015 an das Panzergrenadierbataillon 33 in Neustadt am Rübenberge ausgeliefert. Es folgten die Panzergrenadierbataillone 92, 112, 122 und schließlich 212 als letztes Bataillon. Insgesamt wurden im Rahmen dieses ersten Loses 350 Puma-Schützenpanzer geliefert, darunter 13 Fahrschulpanzer. Bis 2017 hatten sich die Gesamtkosten nahezu verdoppelt – für die volle Einsatzreife, mit der frühestens 2030 gerechnet wurde, waren rund 5,99 Milliarden Euro eingeplant. Die Auslieferung aller Fahrzeuge zog sich bis 2021 hin – rund zehn Jahre länger als zunächst geplant. Zwischenzeitlich musste die Nutzungsdauer des Marders verlängert werden, um Fähigkeitslücken zu vermeiden.

SPz Puma ƒ Foto: KNDS

Die Anfangsphase war geprägt von Kinderkrankheiten und technischen Problemen. In einer ersten taktischen Einsatzprüfung 2014 bis 2015 wurden zahlreiche Mängel festgestellt – darunter häufige Turmausfälle, instabile Datenübertragungen, geringe Sprachqualität der Funkgeräte und unzuverlässige Lagebilddarstellungen auf den Infanterie-Tablets. Diese Tablets sind Teil des Systems Panzergrenadier, welches den Puma mit dem „Infanterist der Zukunft – Erweitertes System“ (IdZ-ES) verbindet, das neben einem Battle-Management-System auch Kleidung, persönliche Computer und moderne Funkgeräte umfasst.

Die genannten Probleme schränkten die Gefechtstauglichkeit des Systems zunächst stark ein. Mangels vergleichbarer Alternativen war die Bundeswehr gezwungen, diese Mängel im laufenden Betrieb zu beheben.

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Technische Daten

Der Schützenpanzer Puma verfügt über eine Besatzung von drei Soldaten – Fahrer, Kommandant und Richtschütze – sowie zusätzlich über Platz für sechs Grenadiere im hinteren Kampfraum. Der Fahrer sitzt im vorderen, abgetrennten Bereich des Fahrzeugs, während Kommandant und Richtschütze im mittleren Bereich untergebracht sind und direkten Zugang zum Kampfraum haben. Der Schützentrupp besteht aus einem Truppführer, einem Nahbereichssicherer mit Unterlaufgranatwerfer, einem MG-Schützen, einem optionalen zweiten MG-Schützen sowie zwei Panzerfaustschützen. Standardmäßig ist das G36A3 die persönliche Waffe der Grenadiere. Als Maschinengewehr wird das MG4 genutzt, das auch im Turm verbaut ist.

Der Puma misst 3,6 Meter in der Höhe, 4 Meter in der Breite und 7,6 Meter in der Länge, womit er etwas größer als der Marder ist. Als Hauptbewaffnung dient die vollstabilisierte 30-mm-Bordkanone MK 30-2/ABM, die im unbemannten Turm montiert ist. Sie kann sowohl Wuchtgeschosse (KE DM33) als auch programmierbare Airburst-Geschosse (KETF DM21) verschießen. Die effektive Reichweite liegt bei rund 3.000 Metern. Dank ihrer Hunter-Killer-Fähigkeit kann der Richtschütze ein Ziel bekämpfen, während der Kommandant bereits ein neues Ziel auswählt. Die Feuerkadenz beträgt 200 Schuss pro Minute. Die Munition wird automatisch anhand der gemessenen Mündungsgeschwindigkeit programmiert und lässt sich per Knopfdruck wechseln.

Als koaxiales Maschinengewehr dient – wie erwähnt – ein MG4 im Kaliber 5,56 mm – eine ungewöhnliche Wahl, da NATO-Fahrzeuge meist 7,62-mm-MGs verwenden. Diese bieten zwar höhere Durchschlagskraft, doch das leichtere Kaliber ermöglicht einen größeren Munitionsvorrat von 2.000 Schuss im Turm und vereinfacht die Logistik, da nur eine Handwaffenmunition mitgeführt werden muss.

SPz Puma | Foto: KNDS

Für die Bekämpfung gepanzerter Ziele ist der Puma mit dem MELLS-System (Spike-LR) ausgestattet. Zwei Startgeräte am Turm ermöglichen den Einsatz von Panzerabwehrlenkwaffen mit einer Reichweite von bis zu 4 Kilometern. Zusätzlich verfügt der Puma über eine 76-mm-Sprengkörperwurfanlage am Heck zur schnellen Nebelerzeugung, etwa zum Schutz vor Lenkflugkörpern oder zur Sichtverdeckung.

Das modulare Panzerungskonzept des Pumas ist in zwei Hauptstufen unterteilt. In Stufe A – der flugverladbaren Konfiguration – bietet der Puma Schutz gegen 14,5-mm-Geschosse, 30-mm-Frontbeschuss, Artilleriesplitter sowie 10-kg-Minen (STANAG 4569 Level 4a/b). In Stufe C erhält der Puma zusätzliche Verbund- und reaktive Zusatzpanzerung (AMAP + ERA), was den Schutz auf das Niveau moderner Gefechtsfahrzeuge anhebt, einschließlich Schutz vor RPGs und Streumunition. Der hintere Bereich ist zusätzlich mit einem RPG-Gitter ausgestattet. Die Idee: Der Puma kann in Stufe A per Luft verlegt werden, während die Zusatzpanzerung separat transportiert und vor Ort montiert wird. In der Realität wurde dieses Szenario bisher jedoch kaum praktisch umgesetzt, da die Montage sehr zeitaufwendig ist. Im Übungsbetrieb werden meist Panzerungssimulatoren anstelle der Reaktivpanzerung verwendet.

Die Kraftstofftanks sind im Fahrwerksbereich untergebracht, um das Risiko von Explosionen zu minimieren. Die von der Wanne entkoppelten Sitze mit 4-Punkt-Gurten schützen die Besatzung bei Minen- und IED-Detonationen. Ein integriertes ABC-Schutzsystem sowie eine automatische Brandlöschanlage (DeuGen-N) mit einer Reaktionszeit von rund 150 Millisekunden sorgen für zusätzliche Sicherheit im Fahrer- und Kampfraum.

Zur aktiven Bedrohungsabwehr nutzt der Puma das MUSS – ein multifunktionales Selbstschutzsystem, das als Soft-Kill-System (APS) konzipiert ist. Es erkennt anfliegende Lenkflugkörper sowie Laserzielbeleuchtungen über UV- und Laserwarner. Daraufhin aktiviert es Infrarot-Jammer sowie mehrspektrale Nebelmittel (RiWA) zur Vernebelung und Störung. Das System bietet eine 360°-Abdeckung und kann bis zu vier Bedrohungen gleichzeitig abwehren. Darüber hinaus besitzt der Puma zur Reduzierung seiner Infrarotsignatur eine spezielle Lackierung und eine gezielte Abgasführung.

Bei der Optronik verfügt der Kommandant über das Rundblickperiskop PERI RTWL mit integriertem Wärmebildgerät. Der Richtschütze nutzt die Waffenanlagen-Optronik (WAO), um Ziele präzise zu erfassen und zu verfolgen. Für Einsätze in urbanen Gebieten oder bei Stabilisierungsmissionen ist zudem eine Lautsprecheranlage installiert worden, um Kommunikation mit Zivilpersonen zu ermöglichen.

Angetrieben wird der Puma von einem MTU-Dieselmotor der Serie 892 mit 11 Litern Hubraum und einer Leistung von 1.088 PS. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 70 km/h auf der Straße, die Reichweite liegt bei etwa 550 km. Das Fahrzeug bewältigt Steigungen von über 60 %, seitliche Neigungen bis 30 %, Gräben von rund 2,5 Metern sowie Wattiefen von bis zu 1,2 Metern.

VJTF und S1

Im Rahmen der ersten Einsatzprüfung im Jahr 2020 offenbarte der Schützenpanzer Puma erneut gravierende Mängel. Daraufhin wurden 40 Fahrzeuge in enger Zusammenarbeit zwischen der Bundeswehr, dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) sowie der Industrie modernisiert. Ziel war es, die Voraussetzungen für den Einsatz im Rahmen der NATO Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) 2023 zu schaffen. Zu diesem Zeitpunkt plante die Bundeswehr mit 250 einsatzbereiten Puma-Fahrzeugen für die NATO-Verpflichtungen. Die modernisierte Variante verfügte über neue Optiken, eine fest eingebaute Panzerabwehrwaffe, verbesserte Schutzsysteme und ein aktualisiertes Monitorsystem für die Sicht nach außen.

Ende 2022 erlebte das VJTF-Projekt einen Rückschlag: Bereits wenige Tage nach der Übergabe an die Truppe fielen alle 18 für die Übung bereitgestellten Fahrzeuge aus. Hauptursachen waren Ausfälle in der Turmsteuerung und Elektrik, sodass kein einziges Fahrzeug mehr fahrbereit war. Laut Aussage der Brigadeführung waren die Fahrzeuge nicht übermäßig beansprucht worden, was die Dramatik des Ausfalls unterstrich. Medien erinnerten an frühere Übungen, bei denen Instandsetzungen durch die Industrie teils Monate dauerten. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht reagierte umgehend und stoppte zunächst die Beschaffung weiterer Fahrzeuge. Bis Januar 2023 konnten allerdings 17 der 18 defekten Fahrzeuge wieder einsatzbereit gemacht werden. Ein wesentlicher Faktor für die Ausfälle war die mangelnde Vertrautheit der Soldaten mit den frisch überholten Pumas, die erst wenige Tage vor Übungsbeginn übergeben worden waren. Dennoch wurde der Puma nicht zur VJTF 2023 zugelassen.

Puma VJTF | Foto: KNDS

Auf Grundlage dieser Erfahrungen wurde entschieden, künftig alle Puma – mit Ausnahme der Fahrschulversionen – auf einen einheitlichen Standard namens S1 umzurüsten. Der Puma S1 basiert technisch auf der VJTF-Version, enthält jedoch eine Reihe zusätzlicher Modernisierungen. Dazu zählen die Integration eines Werfers für zwei Panzerabwehrlenkflugkörper MELLS, die Vorrüstung zur Aufnahme der Turmunabhängigen Sekundärwaffenanlage (TSWA), eine neue digitale, streitkräftegemeinsame und verbundfähige Funkgeräteausstattung, eine neue Bordverständigungsanlage SOTAS IP6R, ein neues, explosionssicheres GPS-Navigationssystem ERGER II sowie ein 360-Grad-Rundum- und Fahrersichtsystem.

Zur Umsetzung dieses Modernisierungsvorhabens hat das BAAINBw mit der PSM Projekt System & Management GmbH am 28. Juni 2021 einen Rahmenvertrag zur konsolidierten Nachrüstung des Schützenpanzers Puma geschlossen. Der Vertrag beinhaltet die Modernisierung von bis zu 297 Puma auf den sogenannten S1-Konfigurationsstand. Aufgrund knapper Haushaltsmittel wurde 2021 jedoch nur die Modernisierung von 154 Schützenpanzern für eine Milliarde Euro beauftragt. Diese sollen bis 2026 zur Verfügung stehen. Am 19. April 2023 folgte dann auch der Auftrag, die restlichen 143 Puma auf den S1-Konfigurationsstand zu modernisieren. Dafür sind weitere 850,5 Millionen Euro vonnöten, die aus dem Sondervermögen Bundeswehr finanziert werden. Bis 2029 sollen dann alle Puma des ersten Loses modernisiert sein – abgesehen von 13 Fahrschulpanzern und 40 Puma im VJTF-2023-Stand. Ab 2029 sollen auch diese 40 Puma auf den S1-Stand gebracht werden.

SPz Puma | Foto: KNDS

Puma 2. Los

Im Jahr 2023 hat das BAAINBw einen Rahmenvertrag für ein zweites Los des Schützenpanzers Puma abgeschlossen. Darin enthalten ist eine Festbeauftragung von zunächst 50 Fahrzeugen samt Ersatzteilen, Werkzeugen und Simulatoren für etwa 1,5 Milliarden Euro. Optional können weitere 179 Puma bestellt werden, sodass insgesamt bis zu 229 Schützenpanzer beschafft werden können. Der Gesamtauftragswert beläuft sich auf rund 4,77 Milliarden Euro (Preisstand Dezember 2021). Zur Deckung des derzeit bekannten Bedarfs müssten mindestens 111 SPz Puma im Rahmen des zweiten Loses beschafft werden, einschließlich der Fahrschulpanzer.

Ohne eine weitere Bestellung müsste die Produktionslinie spätestens 2027 oder 2028 geschlossen werden. Die im Haushaltsplan verankerten Verpflichtungsermächtigungen lassen jedoch darauf schließen, dass die Produktion fortgeführt wird. Durch die geplante Ausrüstung zweier Panzergrenadierbataillone mit einem radbeweglichen Schützenpanzer auf Basis des GTK Boxer wurde die Zahl der geplanten Puma zunächst reduziert. Jedoch ist im Zuge des beschlossenen Aufwuchses des Heeres und neuer NATO-Planungsziele langfristig mit der Beschaffung von 350 bis 600 weiteren Puma zu rechnen, um insgesamt bis zu 14 Panzergrenadierbataillone auszustatten und eine Umlaufreserve von 40 % zu etablieren.

Neben der Serienbeschaffung sind auch verschiedene Weiterentwicklungsprojekte im Rahmen des Puma-Programms vorgesehen. Dazu zählt unter anderem die Turmunabhängige Sekundärwaffenanlage (TSWA). Diese Anlage kann sowohl letale (bis 400 m) als auch nicht-letale (bis 50 m) 40-mm-Granaten verschießen. Die Kosten zur Ausstattung des ersten Loses des SPz Puma werden auf rund 554 Millionen Euro geschätzt. Ein weiteres Projekt ist die sogenannte Tarn-Thermo-Ausstattung (TTA), für die das BAAINBw einen Teilnahmewettbewerb in den Varianten SPz VJTF und S1 gestartet hat. Der Bedarf liegt bei 522 Tarnsätzen. Ziel ist es, die thermische Signatur der Fahrzeuge deutlich zu reduzieren.

Auch in die Ausbildung und Simulation wird erheblich investiert. Mit dem System AGDUS (Ausbildungsgerät Duellsimulator) und EWES (Elektronische Waffen- und Effektsimulation) werden realitätsnahe Übungsszenarien ohne Manövermunition ermöglicht. Die entsprechenden Verträge wurden 2018 (AGDUS) und 2022 (EWES) abgeschlossen. Sie umfassen Musterintegration, Qualifizierung und Serienoptionen mit einem Gesamtvolumen von rund 109 Millionen Euro (AGDUS) und 22 Millionen Euro (EWES). Bis 2026 sollen insgesamt 258 Fahrzeuge mit diesen Systemen ausgestattet werden.

Hinzu kommt das AGSP (Ausbildungsgerät Schützenpanzer), ein Simulator zur Schieß- und Gefechtsausbildung im Puma. Ein Nachweismuster wurde 2022 beauftragt. Nach erfolgreichem Abschluss der bis Ende 2024 geplanten Qualifizierung sollen neun weitere Systeme beschafft werden. Der Mittelbedarf wird auf rund 125 Millionen Euro geschätzt.

Insgesamt zeigt sich, dass der Puma trotz aller Rückschläge als Kernsystem der Panzergrenadiertruppe weiterentwickelt und mit umfassender Infrastruktur hinterlegt wird. Die Umstellung auf den S1-Standard, die finanzielle Absicherung der Folgeprojekte und die Einbindung moderner Ausbildungs- und Simulationssysteme sollen sicherstellen, dass der Puma mittelfristig die Anforderungen an ein modernes Schützenpanzer-System im Rahmen der NATO und der Landesverteidigung erfüllt.

Fazit

Der Puma ist ohne Frage ein sehr teures Gefechtsfahrzeug – sowohl in der Anschaffung als auch im Unterhalt. Schätzungen zufolge liegt der Stückpreis, inklusive Entwicklungskosten und umfangreicher Nachrüstpakete, bei rund 17 Millionen Euro. Damit ist der Puma deutlich teurer als viele internationale Konkurrenzprodukte. Allerdings erfüllt er auch spezifische und teils einzigartige Anforderungen der Bundeswehr. Besonders hervorzuheben ist sein hohes Schutzniveau, das im internationalen Vergleich führend ist – und das bei einem vergleichsweise niedrigen Gewicht sowie der Möglichkeit zur Luftverlegung.

Der Schützenpanzer Puma, insbesondere in der Ausführung des ersten Loses, hat innerhalb der Truppe für erhebliche Irritationen gesorgt. Die Ursache liegt nicht nur in der technischen Umsetzung, sondern auch in einer Vielzahl an Entscheidungen während der Entwicklungsphase. Ein Beispiel sind die Sicherheitsgurte des Puma: Diese lassen sich nicht nutzen, solange die Soldaten Gefechtsausrüstung tragen. Darüber hinaus besitzt das Fahrzeug eine reguläre zivile Straßenzulassung, was es erforderlich macht, dass es mit Reflektoren ausgestattet ist. Diese müssen vor jeder Gefechtsübung mühsam per Hand mit Panzerband abgedeckt werden, um den taktischen Tarnstandard zu erfüllen.

Die moderne reaktive Panzerung erhöht zwar den Schutz, macht aber zugleich Stauraumlösungen wie beim Vorgänger Marder unmöglich, sodass das Gepäck der Besatzung separat transportiert werden muss. Auch einsatztaktisch gibt es erhebliche Einschränkungen. So muss die Luke des hinteren Kampfraums während des Feuerkampfes geschlossen bleiben, um den vollen Wirkradius der 30-mm-Kanone nutzen zu können. Damit entfällt der Kampf über die Bordwand teilweise. Die zur Verbesserung der Rundumsicht installierten Beobachtungsspiegel für die Besatzung sind in der Praxis kaum nutzbar und leisten keinen wirklichen Beitrag zur Lagewahrnehmung.

Besonders kritisch ist die Abhängigkeit der Truppe von der Industrie, wenn es um Wartung und Instandsetzung geht. Aufgrund der komplexen Elektronik und vertraglicher Bindungen kann die Truppe viele Reparaturen nicht eigenständig durchführen. Kleinste elektronische Störungen können dabei den Panzer vorübergehend außer Betrieb setzen. Die Verantwortung für diese Mängel liegt nicht allein bei der Industrie. Auch die Bundeswehr selbst hat durch eine Vielzahl von Sonderwünschen und die Weigerung, pragmatische Ausnahmeregelungen zuzulassen, zur Komplexität und Ineffizienz beigetragen. Der Wille, jedes Detail in Standardverfahren zu pressen, hat die Umsetzung eines praktikablen und robusten Systems behindert.

Aus der Panzergrenadiertruppe ist wiederholt zu hören, dass der Puma ein hervorragendes Fahrzeug sei – zumindest dann, wenn er funktioniere. Sollte es gelingen, die anhaltenden technischen Probleme und Kinderkrankheiten der S1-Version nachhaltig zu beheben, besitzt der Puma durchaus das Potenzial, zu einem der leistungsfähigsten Schützenpanzer seiner Klasse zu werden. Wie viele Fahrzeuge letztlich beschafft werden, hängt stark von der konkreten Ausgestaltung der neuen Heeresstruktur ab, insbesondere der geplanten Brigaden und der sogenannten Rad-Grenadiere, für die bisher lediglich zwei Bataillone vorgesehen sind.

Immer wieder kursieren Gerüchte, der Schützenpanzer Lynx könnte zukünftig als viertes System neben Marder, Puma und dem geplanten Rad-Schützenpanzer in die Panzergrenadiertruppe eingeführt werden. Diese Spekulationen halten sich hartnäckig, sind jedoch aus heutiger Sicht als unrealistisch zu bewerten. Zwar bewirbt Rheinmetall den Lynx als Plattform mit etwa 80 bis 90 Prozent der Leistungsfähigkeit des Puma für nur 60 bis 70 Prozent der Kosten. Dennoch bleibt der Puma das eingeführte System der Bundeswehr – mit entsprechender Ausbildung, Doktrin, Führungsmitteln und dem „Infanterist der Zukunft – Erweitertes System“ (IdZ-ES), das auf ihn abgestimmt ist. Zu diesem Schluss kam das BMVg bereits im Jahr 2023, als es in seiner Bewertung festhielt, dass die Einführung einer neuen, gleichwertigen Plattform als unrealistisch einzuschätzen sei. Die Einführung eines weiteren Schützenpanzers würde nicht nur den Ausbildungsaufwand in der Panzergrenadiertruppe erheblich erhöhen, sondern auch die Zusammenarbeit und den Personaltausch zwischen Bataillonen weiter erschweren. Damit dürfte der SPz Puma auf absehbare Zeit das Hauptwaffensystem der Panzergrenadiertruppe bleiben.

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