Verteidigungsminister Boris Pistorius richtet die Führung seines Hauses neu aus: Er will mit Dr. Jan Stöß einen dritten beamteten Staatssekretär schaffen und gleichzeitig den langjährigen Scholz-Berater Jens Plötner zum Staatssekretär für Rüstung und Innovation machen. Offiziell soll das zusätzliche Amt den gestiegenen Zeit- und Arbeitsdruck auffangen; Kritiker verweisen jedoch darauf, dass der Bundesrechnungshof erst Ende Mai erneut die »Kopflastigkeit« des Verteidigungsressorts beanstandet und »mehr Truppe, weniger Verwaltung« gefordert hat – ein dritter Spitzenposten gilt daher als Schritt in die entgegengesetzte Richtung.
Besonders umstritten ist Plötner. Als außen- und sicherheitspolitischer Chefberater von Olaf Scholz hatte er 2022 mit Äußerungen für Irritationen gesorgt, in denen er eine längerfristige Russland-Perspektive wichtiger nannte als symbolträchtige Waffenlieferungen an Kiew. Damals warf ihm unter anderem FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann »fatalen« Russland-Idealismus vor; CDU-Abgeordneter Roderich Kiesewetter kritisierte jüngst seine »zu zurückhaltende« Linie bei Waffenhilfen. Die Ernennung löst deshalb parteiübergreifend Zweifel aus, ob Plötner die dringend verlangte Beschaffungsbeschleunigung glaubwürdig verkörpern kann.
Stöß – bislang Leiter der Rechts- und Organisationsabteilung – bringt zwar interne Reformerfahrung mit, doch auch seine Beförderung nährt Bedenken: Anstatt die lange angekündigte Straffung der Leitungsebene umzusetzen, wächst der Verwaltungsaufbau weiter. Wie die Aufgaben künftig verteilt werden, will das Ministerium bis zum Sommer mit den beteiligten Gremien klären.
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