Die U.S. Navy verfügt aktuell über elf Flugzeugträger. Davon gehören zehn Nimitz-Klasse an, welche zwischen 1975 und 2009 in Dienst gestellt wurden. Und ein Träger gehört der neuen Gerald-R.-Ford-Klasse an, die die Nimitz-Klasse nach und nach ersetzen soll. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf das Ford Class Aircraft Carrier Program, die technischen Details der neuen Flugzeugträger, die zukünftige Zusammensetzung der Carrier Air Wings und Carrier Strike Groups sowie auf die Bedrohungen für Flugzeugträger.
Das Ford-Class Aircraft Carrier Program
Die Entwicklung der Ford-Klasse begann vor über zwei Jahrzehnten. Ziel ist eine neue Klasse von Super Trägern, die die Nimitz-Klasse nach 50 Jahren Dienstzeit ersetzen soll. Im November 2009 erfolgte die Kiellegung des ersten Schiffs der neuen Flugzeugträger-Klasse, genannt USS Gerald R. Ford. Vier Jahre später im November 2013 fand dann der Stapellauf statt. Im Mai 2017 wurde die USS Gerald R. Ford dann, mit zwei Jahren Verzögerung, an die U.S. Navy ausgeliefert. Sie ersetzt die USS Enterprise, die 2017 nach über fünf Jahrzehnten außer Dienst gestellt wurde. Die Kosten für die USS Gerald R. Ford belaufen sich auf 13,3 Milliarden US-Dollar. Ursprünglich wurde mit 6,4 Milliarden US-Dollar geplant, also mal mehr als verdoppelt. Doch selbst nach der Auslieferung im Jahr 2017, war der Flugzeugträger noch nicht einsatzbereit. Es mussten unzählige Tests durchgeführt und Probleme behoben werden, bis der neue Träger am 2. Mai 2023 zu seinem ersten richtigen Einsatz auslaufen konnte.
Die Kiellegung des zweiten Trägers der Ford-Klasse, die USS John F. Kennedy, erfolgte im August 2015. Ebenfalls vier Jahre später, im Jahr 2019, fand dann der Stapellauf statt. Die Auslieferung an die U.S. Navy soll im Juli 2025 erfolgen. Sie soll die USS Nimitz nach ziemlich genau 50 Dienstjahren ersetzen. Die Kosten für den zweiten Flugzeugträger belaufen sich auf 12,9 Milliarden US-Dollar.
Der dritte und vierte Träger wurden zusammen beschafft, in einem sogenannten Two-Ship Block Buy, was die Kosten zumindest etwas reduzieren soll. Die Kiellegung des dritten Trägers, die USS Enterprise, erfolgte im August 2022. Die Auslieferung soll im September 2029 erfolgen. Ursprünglich war dieses Mal für März 2028 geplant, also auch hier knackige 18 Monate Verzögerung. Die Kosten für die USS Enterprise belaufen sich dann, trotz Two-Ship Block Buy, auf 13,7 Milliarden US-Dollar. Der vierte Träger die USS Doris Miller soll im Februar 2032 ausgeliefert werden und ganze 14 Milliarden US-Dollar kosten.
Auch bei der Beschaffung des fünften und sechsten Flugzeugträgers denkt man über einen Two-Ship Block Buy nach, beschlossen ist das allerdings noch nicht. Bekannt ist nur, dass die Beschaffung des fünften Trägers im Fiskaljahr 2028 erfolgen soll.
Insgesamt sollen bis 2058 zehn Flugzeugträger der Gerald-R.-Ford-Klasse beschafft werden, um die zehn Träger der Nimitz-Klasse eins zu eins zu ersetzen. Die U.S. Navy ist allerdings per Gesetz dazu verpflichtet, immer mindestens 11 Flugzeugträger in Dienst zu haben. Wobei man am liebsten sogar 12 Stück hätte. Angesichts der enormen Kosten wird es dazu allerdings wohl nicht kommen. Im Gegenteil gibt es aktuell Überlegungen, nur sechs Flugzeugträger der Ford-Klasse zu beschaffen und stattdessen mehrere kleinere, nicht nuklear angetriebene Flugzeugträger zu erwerben. Das ist allerdings kein konkreter Plan, sondern aktuell lediglich eine Diskussion in den USA.
Mein Videobeitrag zur Thematik:
Technische Daten
Die Flugzeugträger der Gerald-R.-Ford-Klasse sind 333 Meter lang, 40,8 Meter breit und haben einen Tiefgang von 12 Metern sowie eine Verdrängung von rund 100.000 Tonnen. Trotz dieser riesigen Ausmaße verfügen die Träger über gewisse Stealth-Eigenschaften. Damit soll die Aufklärung durch gegnerische Radare erschwert werden. Wobei klar ist, dass hier lediglich die Reichweite, auf der die Schiffe aufgeklärt werden können, reduziert wurde und die Flugzeugträger jetzt nicht unsichtbar für das feindliche Radar sind. Angetrieben werden die Träger der Ford-Klasse durch zwei Kernreaktoren des Typs Bechtel A1B. Jeder dieser Reaktoren erzeugt 300 Megawatt. Das Dreifache im Vergleich zu den Reaktoren der Nimitz-Klasse. Angeblich erzeugen die beiden Reaktoren der Ford-Klasse doppelt so viel Energie, wie die Schiffe überhaupt verbrauchen. Das ist allerdings Absicht, um in Zukunft energieintensive Technologien, wie zum Beispiel Hochenergielaserwaffen, integrieren zu können. Neben dem Vorteil, dass Kernreaktoren schlichtweg mehr Leistung erzeugen können als konventionelle Antriebssysteme, bietet solch ein Antrieb noch zwei weitere Vorteile. Zum einen können nuklear angetriebene Flugzeugträger mehr Treibstoff für die eingeschifften Luftfahrzeuge mitführen. Und zum anderen ist ihre Reichweite dadurch quasi unbegrenzt und das auch bei maximaler Geschwindigkeit. Diese liegt übrigens bei über 30 Knoten, wobei Experten davon ausgehen, dass die Träger sehr wahrscheinlich wesentlich schneller sind. Doch irgendwann müssen auch die Kernreaktoren wieder mit neuen Brennstäben aufgefüllt werden, und zwar nach circa 20 bis 25 Jahren. Kommen wir zur Besatzung. Diese besteht aus der Stammcrew und dem Personal des Carrier Air Wings. Die Stammcrew umfasst rund 2.500 bis 2.700 Soldaten. Hinzu kommen noch 2.500 Soldaten des Carrier Air Wings. Also das Flugpersonal. Im Vergleich zur Nimitz-Klasse sind das pro Träger 500 bis 900 Besatzungsmitglieder weniger.
Womit wir zur Bewaffnung der neuen Superträger kommen. Diese besteht lediglich aus defensiven Systemen, um den Träger vor Bedrohungen zu schützen. Für den Mittelbereich verfügen die Flugzeugträger über 2 Werfer für die Evolved Sea Sparrow Missile, kurz ESSM. Die ESSM verfügt über eine Reichweite von rund 50 Kilometer und dient vor allem der Abwehr von Seezielflugkörpern. Sollten doch mal Seezielflugkörper oder andere Bedrohungen durchkommen, verfügen die Träger noch über zwei Nächstbereichsverteidigungssysteme. Zum einen über zwei RAM-Werfer mit je 21 Abwehrlenkflugkörpern. Diese verfügen über eine Reichweite von etwa 10 Kilometern. Und zu guter Letzt noch zwei Phalanx-Systeme, mit einer maximalen Kampfentfernung von 5 Kilometern. All die genannten Systeme sind aber wirklich die absolut letzte Verteidigungslinie, sollten die Kreuzer und Zerstörer der Carrier Strike Group nicht in der Lage sein, die anfliegenden Bedrohungen vorher mit ihren weitreichenden Abwehrlenkflugkörpern abzufangen.
Der Hauptsensor der neuen Flugzeugträger ist ein sogenanntes dual-band radar, kurz DBR. Dabei handelt es sich um ein modernes active electronically scanned array Radar welches sowohl im X-Band als auch im S-Band operieren kann. Es dient vor allem der Luftraumüberwachung und ist unter anderem in der Lage, die ESSM-Lenkflugkörper ins Ziel zu führen.
Bevor wir zum Carrier Air Wing kommen, möchte ich noch auf zwei wesentliche Erneuerung der Ford-Klasse eingehen, das electromagnetic aircraft launch system und die Advanced Weapons Elevators. Das electromagnetic aircraft launch system, kurz EMALS, ersetzt die alten dampfgetriebenen Flugzeugkatapulte des Typs C-13. Das EMALS bringt dabei viele Vorteile mit sich. Zum einen verfügt es über weniger als 100 bewegliche Teile, was den Wartungsaufwand und Personalbedarf für den Betrieb massiv reduziert. Zum anderen belastet es aber auch die damit startenden Luftfahrzeuge und Piloten weniger, was insbesondere die Lebensdauer der Luftfahrzeuge verlängert. Darüber hinaus ist es leichter und verbraucht weniger Platz. Und, und das ist wahrscheinlich der wichtigste Vorteil, es kann Flugzeuge schneller in die Luft bringen. So sind die Flugzeugträger der Ford-Klasse in der Lage, pro Tag im Durchschnitt 160 Flugzeuge starten und landen zu lassen. In der Spitze sollen sogar bis zu 220 Flugzeuge pro Tag starten und landen können. Zum Vergleich, die Nimtz-Klasse konnte im Durchschnitt 140 Sorties pro Tag durchführen. Damit sollen die Träger auch in hochintensiven Gefechten bestehen können. Dafür ist das EMALS aber auch nicht gerade günstig. Allein die Entwicklung hat eine Milliarde US-Dollar gekostet. Die Installation auf der USS Gerald R. Ford weitere 670 Millionen. Und damit das doppelte wie ursprünglich geplant. Die enormen Kosten sind allerdings nicht das einzige Problem. So ist das EMALS auf der USS Gerald R. Ford nicht mit der F-35C kompatibel. Dieses Problem wird jetzt beim zweiten Träger der Ford-Klasse, der USS John F. Kennedy, für 300 Millionen US-Dollar behoben. Immerhin soll das System über die 50-Jährige Nutzungsdauer 4 Milliarden US-Dollar pro Träger einsparen.
Kommen wir zu den Advanced Weapons Elevators. Dabei handelt es sich um gesonderte Aufzüge, um die Munition für die Luftfahrzeuge aus dem Inneren der Flugzeugträger in die Hangars oder auf das Flugdeck zu schaffen, wo die Kampfflugzeuge dann aufmunitioniert werden. Dieses System hat den Vorteil, dass die Munition nicht mehr durch die Hangars und mit den für die Luftfahrzeuge vorgesehenen Aufzügen transportiert werden müssen. Das erhöht nicht nur die Sicherheit, sondern beschleunigt auch die Abläufe.
Die Nutzungsdauer der Flugzeugträger der Gerald-R.-Ford-Klasse soll 50 Jahre betragen, womit zumindest ein oder zwei Träger der Klasse bis ins nächste Jahrhundert im Dienste der U.S. Navy sein dürfte.
Der Carrier Air Wing
Die Flugzeugträger der Gerald-R.-Ford-Klasse sind in der Lage, bis zu 90 Luftfahrzeuge mitzuführen. Schauen wir uns deren Zusammensetzung mal etwas genauer an. Ein Carrier Air Wing verfügt in der Regel über vier Fighter Attack Squadrons. Zukünftig soll eines dieser Fighter Attack Squadrons über 16 F-35C Lightning II verfügen. Aktuell verfügt die U.S. Navy über rund 30 F-35C, weitere 204 sind bestellt. Die restlichen drei Fighter Attack Squadrons sollen über insgesamt 28 F/A-18E oder F Super Hornets verfügen. Die F/A-18 Super Hornets sollen in den 2030er Jahren durch ein Kampfflugzeug der sechsten Generation, welches im Rahmen des Next Generation Air Dominance-Programms entwickelt wird, ersetzt werden. Neben den vier Fighter Attack Squadrons soll so ein Carrier Air Wing auch noch aus je einem Electronic Attack Squadron, Carrier Airborne Early Warning Squadron, Unmanned Aerial Refueling Squadron, Helicopter Sea Combat Squadron, Helicopter Maritime Strike Squadron und einem Attached Fleet Logistics Support Detachment bestehen. Das Electronic Attack Squadron verfügt über fünf bis sieben EA-18G Growler. Diese dienen der elektronischen Kampfführung und sollen die feindliche Flugabwehr unterdrücken. Das Carrier Airborne Early Warning Squadron verfügt über fünf E-2D Advanced Hawkeyes. Das Unmanned Aerial Refueling Squadron soll über fünf bis neun MQ-25 Stingray Tankdrohnen verfügen. Die beiden Helikopter Squadrons verfügen insgesamt über sechs bis zehn MH-60 Seahawks, die vor allem der U-Boot-Jagd und dem SAR-Dienst dienen. Zu guter Letzt das Attached Fleet Logistics Support Detachment. Dieses verfügt über drei CMV-22B Osprey.
Die Carrier Strike Group
So ein Milliarden schwerer Flugzeugträger ist natürlich nicht alleine auf den Weltmeeren unterwegs, sondern wird durch Kreuzer, Zerstörer, U-Boote und Versorgungsschiffe begleitet. In der Regel setzt sich so eine Carrier Strike Group auf einem Flugzeugträger mit Carrier Air Wing, ein bis zwei Kreuzern der Ticonderoga-Klasse, zwei bis drei Zerstörern der Arleigh-Burke, ein bis zwei Jagd-U-Booten und einem Versorgungsschiff zusammen. Die Kreuzer der Ticonderoga-Klasse werden allerdings bereits schrittweise außer Dienst gestellt. Ihnen nachfolgen wird der DDG(X) oder auch Next-Generation Guided-Missile Destroyer genannt. Dieser soll neben der Ticonderoga-Klasse auch die Flight I und II der Arleigh-Burke-Klasse ersetzen. Die Indienststellung ist ab 2032 geplant. Auch im Bereich der Jagd-U-Boote gibt es Erneuerungen. So werden die Boote der Los Angeles Klasse aktuell durch die Virginia Klasse ersetzt. Insgesamt 66 dieser neuen Jagd-U-Boote sollen beschafft werden.
Neue Bedrohungen
Wie bereits erwähnt, gibt es aktuell Überlegungen nur sechs statt zehn Flugzeugträger der Gerald-R.-Ford-Klasse zu beschaffen. Das liegt vor allem daran, dass es zunehmende Bedenken hinsichtlich der Überlebensfähigkeit solch großer Träger in einem Peer-Level-Konflikt gibt. Insbesondere China hat in den letzten Jahren massiv in sogenannte Carrier Killer investiert. Besonders hervorzuheben sind dabei die ballistische Anti-Schiffs-Rakete des Typs DF-21D und das Hypersonic Glide Vehicle vom Typ DF-17. Bei der DF-21D handelt es sich um eine ballistische Rakete mittlerer Reichweite mit einer geschätzten Reichweite von 1.450 bis 1.550 km und einem 600 Kilogramm schweren Gefechtskopf. Sie wurde speziell für den Einsatz gegen Flugzeugträger entwickelt. Das Problem: Die F/A-18 Super Hornets verfügen nur über einen Einsatzradius von rund 800 Kilometern. Und selbst der Einsatzradius der neueren F-35C beträgt lediglich ca. 1.100 Kilometer. Bedeutet, die Träger müssten sich in Reichweite der chinesischen DF-21D begeben, um ihre Kampfflugzeuge effektiv einsetzen zu können. Insbesondere deshalb sollen die Carrier Air Wings wieder über ein Aerial Refueling Squadron mit Tankdrohnen verfügen, um die Reichweite der eigenen Kampfflugzeuge zu erhöhen. Wenig verwunderlich, dass eine der Hauptforderungen für den Nachfolger der Super Hornets ein deutlich größerer Einsatzradius ist. Ein Blick auf die DF-17, verdeutlicht das Problem nochmals. Dieses Waffensystem verfügt nämlich über eine geschätzte Reichweite von 1.800 bis 2.500 Kilometern und eine Geschwindigkeit von mindestens Mach 5. Das dürfte selbst für das fortschrittliche Aegis-System in Kombination mit den modernsten Abwehr-Lenkflugkörper der U.S. Navy eine große Herausforderung sein. In sogenannten War Games gehen selbst die USA davon aus, im Falle einer militärischen Auseinandersetzung mit China mindestens zwei ihrer Flugzeugträger zu verlieren. Es bleibt also abzuwarten, ob die USA wirklich zehn dieser milliardenschweren Flugzeugträger beschaffen werden.