Generalleutnant Holger Neumann hat auf dem Fliegerhorst Wunstorf das Kommando über die Luftwaffe von Generalleutnant Ingo Gerhartz übernommen. Vor dem Hintergrund des anhaltenden russischen Angriffskriegs stellt Neumann klar, dass die Streitkräfte sich weiterhin vor allem auf Landes- und Bündnisverteidigung konzentrieren. Die Einsatzbereitschaft der Flugzeuge sei bereits gestiegen; nun rückt der klassische Auftrag der Luftstreitkräfte, Luftüberlegenheit zu erlangen und den Zugang zum Weltraum zu sichern, wieder in den Mittelpunkt.
Mehrere Modernisierungsprojekte sollen diese Ausrichtung unterstützen. Ab Mitte der Dekade erhält die Luftwaffe die F-35, die sowohl die deutsche nukleare Teilhabe gewährleistet als auch neue Möglichkeiten der vernetzten Luftkriegsführung eröffnet. Die CH-47F „Chinook“ ersetzt schrittweise die betagte CH-53-Flotte, und die bodengebundene Luftverteidigung wird durch IRIS-T SLM und das israelische Arrow-System ergänzt, das eine Lücke bei der Abwehr ballistischer Raketen schließt. Parallel baut das Weltraumkommando ein neues Lagezentrum auf, um Erdorbit-Aktivitäten stärker zu überwachen. Infrastrukturarbeiten an Standorten wie Holzdorf und Büchel schaffen Raum für die neuen Systeme.
Mit dem Fokus auf „Kriegstüchtigkeit“ ändern sich auch Ausbildung und Alltag der Soldatinnen und Soldaten: Grundfertigkeiten, Wachdienste und das sichere Beherrschen von medizinischem Notfallmaterial rücken stärker in den Vordergrund. Zugleich stellen sich viele vor die Frage, wie sich erhöhte Einsatzbereitschaft auf Familienleben und private Verpflichtungen auswirkt. Neumann betont, diesen Mentalitätswandel fortzuführen und die Truppe auf mögliche Extremsituationen vorzubereiten, damit sie ihren Eid zur Verteidigung von Recht und Freiheit einlösen kann.
Holger Neumann, geboren am 10. September 1968 in Ulm, leistete 1988 Grundwehrdienst bei den Fallschirmjägern und wechselte 1989 in die Offizierlaufbahn der Luftwaffe. Nach der Ausbildung zum Kampfpiloten in den USA flog er ab 1993 Tornado-Jets beim damaligen Jagdbombergeschwader 34 in Memmingen. 2001 schloss er den Generalstabslehrgang ab und übernahm anschließend verschiedene Führungsaufgaben in der Luftwaffe, im Bundesverteidigungsministerium und bei der NATO.
Ab 2013 war er auf den Eurofighter umgeschult; insgesamt absolvierte er mehr als 2.800 Flugstunden. 2014 nahm er am ISAF-Einsatz in Afghanistan teil, 2015 wurde er Kommodore des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 in Neuburg. Es folgten weitere Dienstposten im Verteidigungsministerium und im Kommando Luftwaffe, bevor er 2024 Kommandeur der Fliegenden Verbände im Luftwaffentruppenkommando in Köln wurde. Seit dem 27. Mai 2025 ist Holger Neumann Inspekteur der Luftwaffe.
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