Bundeswehr will 12.000 Kamikazedrohnen beschaffen

Bundeswehr will 12.000 Kamikazedrohnen beschaffen
HX-2 in der Resilienzfabrik | Foto: Helsing

Die Bundeswehr beschleunigt ihre Beschaffung von unbemannten Systemen: Gleich drei deutsche Unternehmen sollen in Kürze Großaufträge für sogenannte Loitering Munition erhalten. Wie die Financial Times am 29. Oktober berichtete, werden neben den erwarteten Defence-Tech-Startups Helsing und Stark Defense auch der Rüstungsriese Rheinmetall mit der Produktion dieser Kamikazedrohnen beauftragt.

Milliardenschwere Beschaffung nimmt Gestalt an

Jedes der drei Unternehmen soll nach Informationen der Financial Times einen Vertrag über rund 300 Millionen Euro erhalten. Insgesamt ist die Produktion von etwa 12.000 Loitering Munitions geplant – ein bedeutender Schritt für die Bundeswehr, die bisher über keine nennenswerten Bestände dieser Waffensysteme verfügte.

Bei den zu beschaffenden Systemen handelt es sich um die Virtus-Drohne von Stark Defense, die HX-2 von Helsing sowie die kürzlich vorgestellte FV-104 von Rheinmetall. Alle drei Unternehmen haben ihre Produktionskapazitäten in den vergangenen Monaten massiv ausgebaut, um den steigenden Bedarf bedienen zu können.

Flexibles Beschaffungsmodell nach Ukraine-Vorbild

Besonders innovativ ist das geplante Liefermodell: Nur ein Teil der bestellten Drohnen soll direkt an die Truppe ausgeliefert werden. Der Großteil bleibt zunächst bei den Herstellern, um kontinuierlich mit Software- und Hardware-Updates auf den neuesten Stand gebracht zu werden – ein Ansatz, der sich im Ukraine-Krieg bewährt hat. Dort betragen die Innovationszyklen teilweise nur wenige Wochen, weshalb eine klassische Lagerhaltung nicht zielführend wäre.

Neue Ära der Kriegsführung

Bereits im April 2025 hatte das Verteidigungsministerium den Einstieg in die Beschaffung von Loitering Munition angekündigt. Generalinspekteur Carsten Breuer bezeichnete Drohnen damals als „Gamechanger“ der modernen Kriegsführung – vergleichbar mit der Einführung von Maschinengewehren oder Panzern vor einem Jahrhundert.

Die teilautonomen Systeme können über längere Zeit in einem Einsatzgebiet verweilen, Ziele aufklären und nach menschlicher Freigabe präzise bekämpfen. Künstliche Intelligenz unterstützt dabei bei der Zielerfassung und Navigation, die finale Entscheidung über den Waffeneinsatz bleibt jedoch beim Menschen.​

Erste Nutzer und parlamentarische Hürden

Als erste Einheit soll die neue Panzerbrigade 45 in Litauen, die sich derzeit noch im Aufbau befindet, mit der Loitering Munition ausgestattet werden. Noch in diesem Jahr sollen erste scharfe Schießübungen mit den Systemen stattfinden.

Die geplanten Verträge müssen allerdings noch vom Haushaltsausschuss des Bundestages freigegeben werden, da sie die 25-Millionen-Euro-Grenze deutlich überschreiten. Weder das Verteidigungsministerium noch die beteiligten Unternehmen wollten die Planung bislang offiziell bestätigen.

Rheinmetalls überraschender Coup

Überraschend ist vor allem die Beteiligung von Rheinmetall, das ursprünglich nicht zu den favorisierten Anbietern zählte. Laut einem von der Financial Times zitierten Branchenmanager habe der Düsseldorfer Konzern „überraschend einen Weg gefunden“, an diesem lukrativen Geschäft teilzuhaben. Rheinmetall hatte erst kürzlich seine Produktionskapazitäten für Kampfdrohnen deutlich hochgefahren.

Mit WhatsApp immer bestens informiert!

Abonniere unseren WhatsApp-Kanal, um Neuigkeiten direkt aufs Handy zu erhalten. Einfach unten auf den Button klicken und dem Kanal beitreten:

Total
0
Shares
Related Posts
Total
0
Share