Bundeswehr muss auf bis 260.000 Soldaten anwachsen

Bundeswehr soll auf 250.000 bis 260.000 Soldaten anwachsen
Foto: Bundeswehr/Marco Dorow

Beim NATO-Gipfel Ende Juni in Den Haag werden die 32 Staats- und Regierungschefs über die neuen NATO-Fähigkeitsziele entscheiden – mit weitreichenden Konsequenzen für die nationalen Verteidigungsausgaben und Streitkräfteumfänge. Insbesondere auf Drängen der USA steht eine Anhebung des NATO-Ziels für nationale Verteidigungsausgaben von bisher zwei auf künftig fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf der Agenda.

Nach Informationen der WELT AM SONNTAG wird für Deutschland ab 2030 eine Zielgröße von 240 000 bis 260 000 Soldaten diskutiert – bis zu 80 000 mehr, als die Bundeswehr aktuell hat. Schon das aktuelle Ziel von 203 000 Soldaten bis 2031 verfehlt die Truppe deutlich: Der Personalbestand stagniert bei etwa 183 000, jährlich verlieren Heer, Marine und Luftwaffe 4000 bis 5000 Soldaten, weil bis zu 30 Prozent der Neueinstellungen innerhalb der ersten sechs Monate abbrechen.

Gründe sind ein rauer Umgangston in der Ausbildung, häufige Versetzungen fern der Heimat, mangelnde Karriereperspektiven sowie hausgemachte Reibungsverluste – etwa wenn Teilstreitkräfte Bewerber ablehnen, die ihre Grundausbildung bei einer anderen Teilstreitkraft absolviert haben. Das Verteidigungsministerium verweist auf Maßnahmen wie besseres Erwartungsmanagement, regionale Einplanungen und attraktivere Infrastruktur, doch intern heißt es, das System sei stärker auf Bestandspflege als auf echte Nachwuchsgewinnung ausgerichtet.

Sollte die Zielgröße angehoben werden, dürfte zwar die Debatte um eine Reaktivierung der Wehrpflicht wieder aufflammen, doch fehlt ihr politischer Rückhalt und sie löst das Fachkräfteproblem nicht. Viele Personalplaner plädieren stattdessen für höhere Bezahlung, durchlässigere Laufbahnen und flexiblere Beförderungen – Ideen, die aus ihrer Sicht bislang vor allem an mangelnder Entschlusskraft im Ministerium scheitern.

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