D-LBO: Ein weiteres Milliardenprojekt in der Krise

D-LBO: Ein weiteres Milliardenprojekt in der Krise
Foto: PIZ Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung

Die Bundeswehr steht vor erheblichen Schwierigkeiten bei der Modernisierung ihrer Informations- und Kommunikationssysteme. Wie der Spiegel berichtet, wurde im Mai ein Praxistest des neuen Digitalfunksystems abgebrochen und die Technik als nicht einsatzfähig eingestuft. Damit befinden sich drei milliardenschwere Großprojekte der Bundeswehr in einer ernstzunehmenden Krise.

Hintergrund des Projekts

Das Vorhaben „Digitalisierung Landbasierte Operationen“ (D-LBO) soll die veraltete, unverschlüsselte Funktechnik der Bundeswehr ersetzen. Geplant ist ein modernes System aus verschlüsseltem Sprechfunk und schneller Datenübertragung, das zunächst die Kampfeinheiten vernetzen soll.

Aufgetretene Probleme

Bei Tests auf dem Truppenübungsplatz Munster zeigten sich gravierende Mängel:

  • Die Bedienoberfläche der Funkgeräte von Rohde & Schwarz erwies sich als zu komplex für den praktischen Einsatz
  • Soldaten konnten Funkkreise nur mühsam aufbauen
  • Grundlegende Funktionen wie der schnelle Fahrzeugwechsel eines Kommandeurs scheiterten
  • Selbst einfache Sprechverbindungen waren teilweise instabil

Zusätzlich bereitet die Integration der neuen Technik in bestehende Fahrzeuge große Schwierigkeiten. Von über 200 verschiedenen Fahrzeugtypen ist der Einbau bisher nur bei etwa 30 problemlos gelungen.

Zeitliche und politische Dimension

Bis Ende 2027 soll eine komplette Heeresdivision ausgerüstet sein. Dieser Zeitplan gerät nun ins Wanken. Besonders brisant: Trotz der festgestellten Mängel werden die Systeme bereits in Fahrzeuge der Panzerbrigade 37 eingebaut, wodurch deren Einsatzbereitschaft gefährdet wird.

Minister Boris Pistorius erfuhr nach eigenen Angaben erst kürzlich von den Problemen, obwohl der Test im Mai stattfand. Noch am 10. September hatte er im Bundestag erklärt, das Projekt liege im Zeitplan. Oppositionspolitiker fordern nun Transparenz und kritisieren die verzögerte Information des Parlaments.

Ein weiterer Test ist für November geplant. Scheitert dieser erneut, müssten umfassende Planungsänderungen vorgenommen werden.

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