Wehrwissenschaftliche Forschung 2024: Strategische Neuausrichtung im Zeichen von Innovation und Sicherheit

Wehrwissenschaftliche Forschung 2024: Strategische Neuausrichtung im Zeichen von Innovation und Sicherheit
BlueWhale | Foto: Swadim

Der Jahresbericht 2024 zur wehrwissenschaftlichen Forschung des Bundesministeriums der Verteidigung beschreibt die strategische Neuausrichtung Deutschlands in Forschung und Innovation angesichts weltpolitischer Spannungen und technologischer Herausforderungen. Er legt dar, wie wissenschaftliche Erkenntnisse und technologische Entwicklungen systematisch in die Fähigkeiten der Bundeswehr überführt werden sollen.

Neuer sicherheitspolitischer Rahmen

Bundeskanzler Friedrich Merz betont in seiner Regierungserklärung vom Mai 2025 die Notwendigkeit, Verteidigungsfähigkeit und Abschreckung zu stärken. Mit der nationalen Sicherheits- und Verteidigungsindustriestrategie (SVI) setze die Bundesregierung auf technologische Führungsfähigkeit, um militärische Effektivität und Schutz der Truppen sicherzustellen. Der Bericht versteht sich als Beitrag zu dieser Zielsetzung.

Struktur und Ausrichtung der Forschung

Die wehrwissenschaftliche Forschung gliedert sich in vier Hauptbereiche: Wehrtechnische Forschung, Wehrmedizin und Militärpsychologie, Sozial- und Militärgeschichtsforschung sowie Geowissenschaften. 2024 wurde der Aspekt „Innovation“ erstmals als eigener Schwerpunkt aufgenommen. Ein zentrales Ziel ist die Verkürzung von Innovationszyklen, um neue Technologien – etwa in Künstlicher Intelligenz, Quantentechnologien oder unbemannten Systemen – schneller in die Truppe einzubringen.

Zivil-militärische Kooperation und internationale Vernetzung

Der Bericht hebt die zunehmende Verzahnung von ziviler und militärischer Forschung hervor, beispielsweise in Zusammenarbeit mit der Fraunhofer-Gesellschaft, dem DLR und Universitäten. Programme wie der NATO‑Accelerator DIANA fördern Dual-Use-Innovationen und stärken technologisches Know-how in Europa. Auch nationale Initiativen wie der „Palladion Accelerator“ an der Universität der Bundeswehr München sollen militärische Innovationsprozesse beschleunigen.

Technologische Schwerpunkte 2024

Mehrere Forschungsprojekte verdeutlichen die Bandbreite aktueller Entwicklungen:

  • Das unbemannte Unterwasserfahrzeug „Blue Whale“ erprobt neue Aufklärungsfähigkeiten im Seeraum.
  • Hochenergielaser und reaktive Materialien werden für kostengünstige, präzise Wirkungssysteme getestet.
  • KI‑gestützte Drohnenerkennung und hybride Intelligenz sollen Entscheidungsprozesse im Gefecht verbessern.
  • Neue medizinische Forschung untersucht Bakteriophagen‑Therapien, Antidote gegen chemische Kampfstoffe und Stressreaktionen von Soldaten.
  • Sozialwissenschaftliche Projekte analysieren hybride Kriegsführung und psychologische Belastungen nach Auslandseinsätzen.
  • Geowissenschaftliche Arbeiten optimieren Wettermodelle und IT-gestützte Lageprognosen.

Organisatorische Innovation und Digitalisierung

Die Bundeswehr schafft neue Strukturen, um Innovation zu bündeln: Ein eigenes Innovationszentrum soll künftige Projekte koordinieren. Projekte wie der „Territorial Hub“ und das „Enterprise Architekturmanagement“ vernetzen militärische und zivile Akteure digital, um Führungsfähigkeit, Datensicherheit und Entscheidungsprozesse zu stärken. Das Konzept des „Wargaming“ wird zudem als Planungs- und Lernmethode in die Ausbildung integriert.

Bedeutung für die Gesamtverteidigung

Der Bericht zeigt, dass die wehrwissenschaftliche Forschung zunehmend vernetzt denkt – zwischen Disziplinen, Institutionen und internationalen Partnern. Sie soll nicht nur zur technologischen Überlegenheit, sondern auch zur gesamtstaatlichen Resilienz beitragen. Damit versteht sich die Forschung als integraler Bestandteil moderner Sicherheits- und Verteidigungspolitik in einer zunehmend komplexen Welt.

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Der Jahresbericht 2024 zum nachlesen:

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