Rüstungsprojekte der französischen Streitkräfte

Rafale F4
Foto: DVIDS

Frankreich will bis 2030 413,3 Milliarden Euro für seine Streitkräfte ausgeben. Unter anderem soll mit diesem Geld auch jede Menge neue Ausrüstung beschafft werden. Was genau? Das schauen wir uns in diesem Beitrag an.

Armée de terre

Anfang letzten Jahres hat Nexter den Auftrag erhalten, 50 Leclerc-Kampfpanzer auf den XLR-Stand zu modernisieren. Insgesamt sollen bis 2029 200 Kampfpanzer und 18 Bergepanzer im Rahmen des Scorpion-Programms auf den XLR-Stand gebracht werden.

Ab 2040/2045 ist dann aber auch für die kampfwertgesteigerten Leclerc Schluss und soll dann durch das Main Ground Combat System ersetzt werden. Dieses wird aktuell unter Federführung von KNDS zusammen mit Deutschland entwickelt.

Doch der beste Kampfpanzer bringt dir nichts, wenn du den Feind nicht rechtzeitig aufklären kannst. Daher läuft aktuell bereits die Auslieferung von bis zu 300 Spähpanzern des Typs Jaguar. 60 Stück wurden von Nexter bereits ausgeliefert. Bis 2030 soll das Vorhaben abgeschlossen sein.

Als Ersatz für die VAB-Transportpanzer soll das Heer bis zu 1.872 VBMR Griffon in verschiedenen Varianten erhalten. 575 wurden von Nexter bereits ausgeliefert. Die restlichen sollen bis 2030 folgen.

Ergänzt werden die Griffons durch den VBMR Serval. Dabei handelt es sich um ein 4×4 Mehrzweckfahrzeug. Über 100 Stück wurden von Nexter bereits ausgeliefert. Bis 2030 sollen knapp 1.000 Serval geliefert werden. Bisher wurden allerdings nur 784 Stück bestellt. Die Kosten für die zweite Tranche mit 420 Fahrzeugen belaufen sich auf 500 Mio. Euro. Der Gesamtbedarf des Heeres liegt wohl bei 2.038 Serval.

Kommen wir zur Artillerie. Hier sollen unter anderem die aktuell in Nutzung befindlichen Panzerhaubitzen des Typs AMX-30 und die Radhaubitzen des Typs CAESAR 6×6 durch 109 CAESAR 6×6 Mark 2 ersetzt werden. Das Auftragsvolumen beläuft sich auf rund 350 Mio. Euro und die Auslieferung soll ab 2026 starten.

Auch die Raketenartillerie soll erneuert werden. Die 13 aktuell in Nutzung befindlichen M270 MLRS sollen durch ein neues Raketenartilleriesystem ersetzt werden. Bis 2030 sollen 13 Stück und bis 2035 weitere 13 Raketenwerfer beschafft werden, insgesamt also 26. Diese sollen unter anderem in der Lage sein, Ziele in bis zu 500 km Entfernung zu bekämpfen. Da man das amerikanische HIMARS-System vor Kurzem ausgeschlossen hat und scheinbar auch an PULS kein Interesse besteht, verfolgt Frankreich wohl eine Eigenentwicklung.

Kommen wir zu den Heeresfliegern. Die 42 der 67 Kampfhubschrauber Tiger sollen auf den Tiger MkIII-Stand modernisiert werden. Darüber hinaus gibt es eine Option auf 25 weitere, um die gesamte Tiger-Flotte des Heeres zu modernisieren. Ab 2029 sollen die Tiger MkIII ausgeliefert werden.

Vom NH90 Caiman hat das Heer bereits 58 Stück. 15 weitere sind bestellt und sollen durch Airbus Helicopters bis 2030 ausgeliefert werden.

Darüber hinaus wurden vor Kurzem 30 leichte Mehrzweckhubschrauber des Typs H160M bestellt, ebenfalls bei Airbus Helicopters. Davon sollen 21 ans Heer, 8 an die Marine und einer an die Luftwaffe gehen. Die Auslieferung ist ab 2027 geplant. Der Bedarf der französischen Streitkräfte liegt allerdings bei insgesamt 169 H160M. Davon 80 für das Heer, 49 für die Marine und 40 für die Luftwaffe.

Armée de l’air et de l’espace

Womit wir auch zur französischen Luftwaffe kommen. Diese soll ab 2027 für rund 5 Mrd. Euro 42 Rafale F4 Mehrzweckkampfflugzeuge erhalten. Nach Auslieferung dieser würden die Luft- und Weltraumstreitkräfte über insgesamt 134 Rafale verfügen. Diese sollen im Laufe des nächsten Jahrzehnts noch auf den F5-Stand modernisiert werden.

Ab 2040, spätestens 2050, sollen die Rafale dann jedoch sukzessive durch das Future Combat Air System ersetzt werden. Dieses zukünftige Luftkampfsystem wird aktuell zusammen mit Deutschland und Spanien entwickelt. Über die zu beschaffene Stückzahl gibt es noch keine Informationen.

Als Ersatz für die aktuell in Nutzung befindlichen MQ-9 Reaper-Drohnen sollen vier Systeme der Eurodrohne beschafft werden. Jedes System besteht aus drei Luftfahrzeugen, insgesamt also 12 Drohnen. Der Zulauf ist ab 2030 geplant.

Zur Verbesserung der Aufklärungsfähigkeiten will man sich allerdings nicht nur auf unbemannte Flugsysteme verlassen, sondern beschafft auch weiterhin bemannte Aufklärungsflugzeuge. So läuft aktuell die Beschaffung von zwei Falcon 8X Archange, die ab 2025 ausgeliefert werden sollen. Der Bedarf der Streitkräfte liegt allerdings bei drei Einheiten. Diese dienen der Signalaufklärung, auch SIGINT genannt.

Darüber hinaus läuft bereits die Auslieferung von sieben Aufklärungsflugzeugen des Typs King Air 350. Seit 2020 wurden bereits zwei Stück ausgeliefert. Die restlichen fünf Flugzeuge sollen bis 2030 folgen.

Kommen wir zu den Transportflugzeugen. Hier läuft weiterhin die Auslieferung des A400M. Seit 2013 wurden bereits 20 Flugzeuge ausgeliefert, weitere 30 sind bestellt.

Als Ergänzung für den A400M und als Ersatz für die C-130 Hercules-Flotte wird aktuell zusammen mit Deutschland, Italien, Spanien und Schweden an einem neuen taktischen Transportflugzeug gearbeitet. Das Vorhaben trägt den Namen Future Medium-Size Tactical Cargo, kurz FMTC, und soll ab 2040 zur Verfügung stehen.

Neben den bereits angesprochenen H160M Hubschraubern erhalten die Luft- und Weltraumstreitkräfte auch noch weitere H225M. Aktuell verfügen sie bereits über 13 dieser Mehrzweckhubschrauber. Ab 2024 sollen weitere acht Stück geliefert werden.

Marine nationale

Kommen wir zur französischen Marine. Diese soll 2038 einen neuen Flugzeugträger erhalten, als Ersatz für den aktuell in Nutzung befindlichen Träger Charles de Gaulle. Der Bedarf der Marine liegt zwar eigentlich bei zwei Flugzeugträgern, aber bei geschätzten Kosten von 10 Mrd. Euro für nur einen PA-NG, ist das leider nicht drin.

Als Ergänzung für die acht Fregatten der Fremm-Klasse erhält die Marine fünf kleinere FDI-Fregatten. Der mit der Naval Group geschlossene Vertrag hat ein Volumen von ca. 3,3 Mrd. Euro, was einem Stückpreis von 659 Mio. Euro entspricht. Die Auslieferung soll dieses Jahr beginnen und 2030 abgeschlossen sein.

Als Ersatz für die sechs Fregatten der Floreal-Klasse sollen ab 2030 sechs European Patrol Corvettes beschafft werden. Diese werden aktuell zusammen mit Italien, Spanien, Griechenland und Rumänien entwickelt. Bei der französischen Marine sollen sie vor allem als Offshore Patrol Vessel dienen und die französischen Überseeterritorien schützen.

Als Ersatz für die sechs Offshore Patrol Vessel des Type A69 Avisos wurden zehn neue Offshore Patrol Vessel bei der Naval Group bestellt. Die Kosten belaufen sich auf rund. 1 Mrd. Euro und die Auslieferung soll nächstes Jahr beginnen. Bis 2030 sollen alle zehn Einheiten ausgeliefert sein.

Als Ersatz für die Patrouillenboote der P400-Klasse laufen seit letztem Jahr sechs Offshore Patrol Vessel des Typs POM zu. Eine Einheit wurde bereits ausgeliefert, die restlichen fünf sollen bis 2026 folgen.

Als Ersatz für die Minenjagdboote der Eridan-Klasse sollen bis 2035 sechs Minenabwehreinheiten der City-Klasse beschafft werden. Die Beschaffung erfolgt in Kooperation mit den Niederlanden und Belgien, die ebenfalls jeweils sechs dieser Schiffe beschaffen. Die Kosten belaufen sich auf ca. 1 Mrd. Euro. Die sechs Minenabwehreinheiten werden übrigens im Rahmen des SLAM-F-Programms beschafft. Dieses umfasst darüber hinaus noch acht unbemannte Minenabwehrsysteme, fünf Taucherunterstützungsschiffe sowie ein Minenkampfdatenbetriebssystem.

Als Ersatz für die atomar angetriebenen Jagd-U-Boote der Rubis-Klasse läuft bereits die Auslieferung von sechs Atom-U-Booten der Suffren-Klasse. Die ersten beiden Einheiten wurden bereits seit 2022 ausgeliefert und die restlichen vier sollen bis 2029 folgen. Die Kosten für dieses Vorhaben belaufen sich auf ca. 10 Mrd. Euro.

Auch die strategischen Atom-U-Boote der Le Triomphant-Klasse sollen durch eine Nachfolge-Klasse ersetzt werden. Ab 2035 sollen vier U-Boote des Typs SNLE 3G für rund 40 Mrd. Euro beschafft werden. Diese sollen dann die nukleare Abschreckungsfähigkeit Frankreichs bis 2090 sicherstellen.

Als Ersatz für die Durance-Klasse erhält die Marine für 1,7 Mrd. Euro vier neue Versorgungsschiffe des Typs BRF. Die erste Einheit wurde Anfang dieses Jahres ausgeliefert. Die restlichen drei sollen bis 2030 folgen.

Als Ersatz für die drei E-2C Hawkeyes erhält die Marine ab 2028 drei neue E-2D Hawkeyes für 354 Mio. US-Dollar. Bei der E-2D Hawkeyes handelt es sich übrigens um ein AWACS-Flugzeug von Northrop Grumman, welches speziell für den Einsatz auf Flugzeugträgern entwickelt wurde.

Zu guter Letzt die Future Cruise/Anti-Ship Weapon. Dabei handelt es sich, wie der Name schon erahnen lässt, um einen zukünftigen Marsch- und Seezielflugkörper. Dieser wird aktuell von MBDA entwickelt und soll ab 2030 die Seezielflugkörper des Typs Exocet und die Marschflugkörper des Typs SCALP der französischen Marine ersetzen.

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