NATO-General fordert schnelle Schließung der Fähigkeitslücken

NATO-General fordert schnelle Schließung der Fähigkeitslücken
Typhon-Raketensystem | Foto: DVIDS

General Markus Laubenthal, Stabschef des Supreme Headquarters Allied Powers Europe (SHAPE), stellte auf der RÜ.NET 2025 in Koblenz zehn konkrete Forderungen zur Stärkung der NATO-Verteidigungsfähigkeiten. Der deutsche General betonte dabei die Notwendigkeit fundamentaler Veränderungen in Beschaffung und Rüstung.

In seiner Keynote zu „Perspektiven & Szenarien für die NATO im Lichte geopolitischer Entwicklungen“ skizzierte Laubenthal einen Katalog von Maßnahmen, die aus seiner Sicht für die Bündnisverteidigung unerlässlich sind.

Tempo statt Perfektion

An erster Stelle seiner Forderungen steht die schnelle Schließung von Fähigkeitslücken. „Es brauche Zyklen von Monaten, nicht Jahrzehnten“, erklärte der General. Die Orientierung müsse sich am operativen Bedarf ausrichten, einschließlich der Bedarfsmeldungen der einzelnen NATO-Staaten.

Besonders deutlich wurde Laubenthal bei der Orientierung an den „Realitäten des Krieges“. Dies bedeute unter anderem, dass „im Kriege hat nur das einfache Erfolg“ und erfordere eine ausreichende Bevorratung von Großgeräten.

Interoperabilität als Schlüsselfaktor

Ein zentraler Punkt seiner Ausführungen war die Interoperabilität zwischen den Bündnispartnern. „Es sollte keine Unterschiede zwischen schwedischen und deutschen Kampfpanzern geben“, forderte der General. Nationale Besonderheiten könne man sich heute nicht mehr leisten.

Als Vorbild für die rasche Integration neuer Technologien nannte Laubenthal die Ukraine. Deren Vorgehensweise bei Test- und Anpassverfahren in enger Zusammenarbeit mit der Truppe zeige, wie sich Betriebsanpassungen beschleunigen lassen. Jede Teilstreitkraft brauche deshalb ihr eigenes „Battle Lab“.

Industrielle Basis muss skalieren

Bei den industriellen Fähigkeiten forderte der NATO-General eine Erweiterung der Produktionskapazitäten: „Wir brauchen eine industrielle Basis die in der Lage ist, schnell zu skalieren.“ Gleichzeitig mahnte er Verlässlichkeit in Planung und Lieferung an, sah aber auch die Wünsche der Militärs kritisch: „Wir Militärs müssen uns auf das Wesentliche und zeitlich Machbare konzentrieren.“

Die Vernetzung innerhalb der Rüstungsindustrie müsse durch Clusterbildung und verstärkte Zusammenarbeit zwischen Unternehmen gefördert werden. Von der Industrie forderte Laubenthal eine erhöhte Risikobereitschaft: Sie müsse sich bewegen, statt auf lange Planungshorizonte und Verträge zu setzen.

Drei Säulen der Sicherheit

Abschließend betonte General Laubenthal, dass die Sicherheit des Bündnisses auf drei Säulen stehe: politische Geschlossenheit, militärische Glaubwürdigkeit und industrielle Fähigkeiten. Nur wenn alle drei Bereiche funktionieren, könne die NATO ihren Auftrag erfüllen.

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