Nachfolge TPz Fuchs – der zukünftige Transportpanzer der Bundeswehr

Patria 6x6
Foto: Patria

Der 6×6-Transportpanzer „Fuchs“ ist seit mehr als vier Jahrzehnten bei der Bundeswehr im Einsatz und soll nach Erreichen seines Nutzungsdauerende schrittweise durch einen neuen Transportpanzer ersetzt werden. Aktuell sind noch über 800 der ursprünglich mehr als 1.400 für die Bundeswehr produzierten Fahrzeuge in über 20 verschiedenen Ausführungen im Einsatz. Als mögliche Nachfolger gelten der Patria 6×6, Fuchs Evolution und Pandur Evolution. Laut Vizeadmiral Carsten Stawitzki, der im BMVg für die Abteilung Ausrüstung verantwortlich ist und kürzlich dem Fachmagazin „Europäische Sicherheit & Technik“ ein Interview gab, wird erwartet, dass die ersten TPz Fuchs 2025 ausgemustert werden. Bis zum Ende der 2030er-Jahre werden selbst die modernsten Varianten so veraltet sein, dass eine wirtschaftliche Nutzung nicht mehr sinnvoll erscheint. Experten gehen davon aus, dass ein Teil der Fuchs-Flotte durch andere, bereits in der Bundeswehr vorhandene Fahrzeugtypen, wie etwa der GTK Boxer oder der Eagle V 6×6, ersetzt werden könnte. Der Großteil der Fuchs-Flotte dürfte jedoch durch einen neuen 6×6-Transportpanzer ersetzt werden. Die Hauptanforderungen für den Nachfolger des TPz Fuchs sind laut dem parlamentarischen Staatssekretär Thomas Hitschler eine hohe Erfüllungsquote der gestellten Forderungen und Marktverfügbarkeit. Zudem sollte das neue Fahrzeug in das bestehende logistische System der Bundeswehr integrierbar sein und auch für Instandsetzungen im Kontext der Landes- und Bündnisverteidigung, eventuell auch außerhalb Deutschlands, geeignet sein. Aktuell sind noch drei Kandidaten im Rennen. Der Patria 6×6 vom finnischen Rüstungskonzern Patria. Der Fuchs Evolution von Rheinmetall und der Pandur Evolution von GDELS. Als Favorit gilt der Patria 6×6, der über das Common Armoured Vehicle-System-Programm, welches von Finnland geleitet wird, beschafft werden könnte. Diesem Programm war Deutschland bereits im April letzten Jahres beigetreten. Im Anschluss wurde der Patria 6×6 einer Reifegradanalyse unterzogen, die er auch erfolgreich abgeschlossen hat. Allerdings hat dann wohl politischer Druck dazu geführt, dass die Bundeswehr auch den Fuchs und Pandur Evolution einer Reifegradanalyse unterzogen hat. Was wiederum für Verzögerungen gesorgt hat. Ursprünglich war geplant, die Entscheidung zum Nachfolger des TPz Fuchs bereits Ende letzten Jahres bekannt zu geben. Nun wird es wohl erst im Laufe dieses Jahres was. Der Favorit hat sich derweil übrigens nicht geändert. Die Bundeswehr will weiterhin den Patria 6×6 beschaffen. Das ist auch der Industrie nicht entgangen, und so hat Patria im Februar dieses Jahres bekannt gegeben, dass es sich mit den beiden deutschen Rüstungsunternehmen Defence Service Logistics GmbH und der Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft mbH zusammengeschlossen hat. Um der Bundeswehr die Entwicklung, Produktion und Wartung des Patria 6×6 anzubieten.

https://youtu.be/b3w0SBlfxfI

Patria 6×6

Der Patria 6×6 basiert auf dem Patria XA, auch als Sisu bei den finnischen Streitkräften bezeichnet. Im Vergleich zu seinem Vorgänger verfügt der Patria 6×6 über eine Einzelradaufhängung, einen leistungsstärkeren Scania-LkW-Motor mit 400 PS und modernere Elektronik. Das zulässige Gesamtgewicht beträgt 24 Tonnen. Das Leergewicht liegt bei 16 bis 18 Tonnen, abhängig von der Variante. Mit einer Länge von 7,5 Metern, einer Breite von 2,9 Metern und einer Höhe von 2,5 Metern ist er etwas größer als seine beiden Konkurrenten. Standardmäßig verfügt der Patria 6×6 über die Schutzklasse STANAG 4569 Level 2 Ballistisch und Minen/IED. Optional kann das Schutzniveau jedoch auf Level 4 erhöht werden. Eine Brand-Unterdrüchungsanlage sowie eine optionale ABC-Schutzbelüftung erhöhen den Schutz für die Besatzung weiter. Die Besatzung besteht aus zwei Personen und es können bis zu zehn Infanteristen mitgeführt werden.

Fuchs Evolution

Sollte es entgegen aller Erwartungen doch nicht zur Beschaffung des Patria 6×6 kommen, dürfte der Fuchs Evolution von Rheinmetall wohl die wahrscheinlichste Alternative darstellen. Schließlich wurde dieser explizit als Fuchs-Nachfolger entwickelt. Im Vergleich zum aktuell in Nutzung befindlichen Fuchs verfügt der Fuchs Evolution über eine digitale Fahrzeugelektrik, ein 360-Grad-Sichtsystem, ein neues Triebwerk, Verteilergetriebe, Bremsanlage und ein verbessertes Lenksystem. Mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 24,5 Tonnen und einem Leergewicht von 21,5 Tonnen ist der Fuchs Evolution etwas schwerer als der Patria 6 × 6. Die Länge beträgt 6,95 Meter, die Breite 3 Meter und die Höhe 2,56 Meter. Der 6-Zylinder-Vielstoffverbrennungsmotor leistet 455 PS und 2.200 Newtonmeter. Abgesehen davon, dass der Fuchs Evolution über einen ballistischen Schutz sowie Schutz vor Minen und IEDs verfügt, gibt es bisher keine Aussagen zur exakten Schutzklasse des Transportpanzers. Entkoppelte Sitze, eine Brand-Unterdrückungsanlage und eine ABC-Schutzbelüftung erhöhen den Schutz der Besatzung weiter. Diese bestehen ebenfalls aus zwei Personen, jedoch können nur acht Infanteristen mitgeführt werden. Zwei weniger als beim Patria 6×6.

Pandur Evolution

Die dritte, letzte und zugleich unwahrscheinlichste Option ist die Pandur-Evolution von GDELS. Abgesehen vom Namen hat dieser jedoch nichts mehr mit dem ursprünglichen Pandur gemein. Alles wurde von GDELS komplett neu entwickelt, um die Anforderungen des Bundesheeres an einen 6×6-Transportpanzer zu erfüllen. Seit 2019 wird die Pandur-Evolution in das Bundesheer eingeführt. Auch die U.S. Army hat den Pandur Evo für ihre Spezialkräfte bestellt. Der Pandur Evolution ist mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 19 Tonnen und einem Leergewicht von 14,5 Tonnen ein ganzes Stück leichter als die anderen beiden Transportpanzer. Die Länge beträgt 6,70 Meter, die Breite 2,6 Meter und die Höhe 2,2 Meter. Der 6-Zylinder-Dieselmotor liefert ebenfalls 455 PS. Dank dessen erreicht das Fahrzeug Höchstgeschwindigkeiten von 82 km/h im Gelände und 118 km/h auf der Straße. Die Schutzklasse ist STANAG 4569. Level 3 ballistisch und höher als Level 3 beim Minenschutz. Entkoppelte Sitze, eine Brand-Unterdrückungsanlage und eine ABC-Schutzbelüftung erhöhen den Schutz der Besatzung weiter. Diese bestehen ebenfalls aus zwei Personen, jedoch kann auch die Pandur-Evolution nur acht Infanteristen mitführen. Also auch zwei weniger als der Patria 6×6.

Fazit

Ein Nachfolger für den TPz-Fuchs ist längst überfällig. Bereits in den Auslandseinsätzen der letzten beiden Jahrzehnte wurde deutlich, dass das Schutzniveau der alten Füchse nicht mehr ausreicht. Und spätestens seit dem Ukraine-Krieg ist klar, dass künftige Transportpanzer wesentlich besser geschützt sein müssen, um auf dem modernen Gefechtsfeld zu bestehen. Der Patria 6×6 ist da in meinen Augen nicht nur die wahrscheinlichste Option, sondern auch die beste. Denn er ist marktverfügbar, erprobt und erfüllt die Anforderungen der Bundeswehr. Was will man mehr? Produktion in Deutschland vielleicht? Kein Problem: Auch das wird wohl möglich sein, dank der jüngst eingegangenen Partnerschaft von Patria mit der Defence Service Logistics GmbH und der Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft mbH. Alles in allem also wahrscheinlich die beste und schnellste Lösung für die Truppe. 

Total
0
Shares
Related Posts
Total
0
Share