Fortschritt im F127 Programm

Fortschritt im F127 Programm
Quelle: thyssenkrupp Marine Systems

Am Mittwoch, den 18.12., billigte der Haushaltsausschuss des deutschen Bundestages in der letzten Sitzung im Jahr 2024 eine Beschaffungsvorlage in Höhe von 44.5 Mio. €, die es dem BAAINBw ermöglicht, Verhandlungen mit dem U.S. Program Office aufzunehmen, um die zur Realisierung von F127 nötigen US-Unterstützungsleistungen zu vereinbaren. So werden 37 Mio. € aufgewendet, um die Befassung des Program Office mit F127 zu finanzieren. Die restlichen Finanzmittel werden für nationale Machbarkeitsstudien und Unterstützungsleistungen aufgewendet. Dadurch konnte die Realisierung des Projekts vorangetrieben werden und eine Verzögerung aufgrund der vorläufigen Haushaltsführung, die ab dem 1.1.2025 eine zeitnahe parlamentarische Befassung erschwert hätte, vermieden werden.

Zeitplan

Das BAAINBw visiert aktuell eine Fertigstellung der Leistungsbeschreibung, auf deren Basis das Vertragswerk finalisiert werden soll, für Ende des zweiten Quartals 2025 an. Dem soll die Auswahlentscheidung bezüglich des Waffensystems F127 durch den Generalinspekteur der Bundeswehr noch im selben Quartal folgen. Anschließend soll der Letter of Request zur Beschaffung von US-Komponenten gestellt werden. Die eigentliche Beschaffung soll dann im Haushaltsjahr 2026 in den Bundestag eingebracht und seitens des Haushaltsausschusses genehmigt werden. Aktuellen Planungen zufolge kann ab Mitte 2026 mit der Letter of Acceptance durch das Program Office gerechnet werden, mit dem die US-Administration ein Angebot unterbreitet, zu welchen Konditionen die Deutsche Marine US-Systeme, wie AEGIS oder das AN/SPY6(v)1 Multifunktionsradar, beziehen kann.

FüWES

Im Rahmen der Auswahlentscheidung durch den Generalinspekteur soll final entschieden werden, welches FüWES bei F127 Verwendung finden wird. Aktuell verfolgt die Deutsche Marine den Ansatz, neben dem US-amerikanischen AEGIS ein zweites FüWES zum Einsatz zu bringen. Dabei scheint es auf das CMS330 von Lockheed Martin Canada herauszulaufen.

Das CMS330 soll mittels des von Lockheed Martin Canada zu entwickelnden German Tactical Interface mit AEGIS integriert werden. Die Deutsche Marine plant, CMS330 für anti-submarine warfare (ASW) und electronic warfare (EW) zu nutzen. Anti-air warfare (AAW) und anti-surface warfare (ASuW) sollen hingegen mittels AEGIS abgedeckt werden. Das Einrüsten von zwei verschiedenen FüWES bringt möglicherweise aber auch mehrere Schwierigkeiten mit sich. Da bei AEGIS ein unkontrollierbarer Informationsabfluss stattfindet, der sich nicht auf die im CMS330 integrierten Systeme erstrecken soll, besteht die Möglichkeit, dass die Marine nach den aktuellen Vorschriften zur IT-Sicherheit (s. InfoSichhK) zwei getrennte Combat Information Center (CIC) betreiben muss. Gemäß dem 2-Insel-Prinzip der Deutschen Marine müsste jeweils noch ein Ersatz zur Verfügung stehen. Damit ist die Einrüstung von zwei verschiedenen FüWES nicht nur kostspielig, sondern auch personalaufwändig. Des Weiteren besteht das Risiko, dass es aufgrund der räumlichen Trennung zu Missverständnissen kommen kann, die im Seegefecht potenziell tödlich sein können. Insbesondere die Bereiche EW und AAW räumlich voneinander zu trennen, dürfte die bisherigen Einsatzdoktrinen vor erhebliche Herausforderungen stellen. Daher gilt es dem Vernehmen nach aktuell als wahrscheinlich, dass die entsprechenden Vorschriften zu Gunsten der operativen Nutzung etwas geschliffen werden und sich eine Lösung mit nur einem CIC und getrennten Rechnerräumen durchsetzen wird.

Trotzdem stellt sich die berechtigte Frage, ob die rüstungspolitischen Vorteile und die Ambitionen der Deutschen Marine, ein Standard-FüWES einzuführen, die operativen und finanziellen Nachteile aufwiegen. Schließlich wäre es auch problemlos möglich, nur auf das US-amerikanische AEGIS zu setzen und die Ambitionen auf ein zweites FüWES zurückzustellen. Mit einem Verzicht auf ein zweites FüWES könnten außerdem Integrationsrisiken minimiert werden, was die Wahrscheinlichkeit etwaiger Verzögerungen analog K130 reduzieren würde.

CIC der USS John S. McCain
Quelle: U.S. Navy; Petty Officer 2nd Class Markus Castaneda

Sensorik

Nach heutigem Stand scheinen das AN/SPY6(v)1 von RTX, das unter anderem auf den Arleigh Burke Flight III Zerstörern der US-Marine Verwendung findet, oder ein AN/SPY7 von Lockheed Martin für F127 in Frage zu kommen. Dabei stellt das AN/SPY6(v)1 aufgrund seiner signifikant höheren Leistungsfähigkeit und der Interoperabilität mit der US-Marine, dem Vernehmen nach die klar favorisierte Lösung der Deutschen Marine dar. Ob F127 zukünftig mit dem Multifunktionsradar von RTX ausgestattet wird, hängt allerdings davon ab, ob das U.S. Program Office eine deutsche Beteiligung an den Entwicklungskosten einfordert. Neben dem noch zu bestimmenden AN/SPY will die Marine ein weiteres X-Band Radar einrüsten. Hierbei kommen dem Vernehmen nach das Future X-Band Radar (FXR) der US-Marine oder das Spexer-2000 von Hensoldt zum Einsatz. Hensoldts TRS-4D kommt für F127 nicht mehr in Frage, nachdem es aus dem FXR-Programm ausgeschieden ist und die Marine eine deutsche AEGIS-Integration ablehnt. Falls man sich für eine Einrüstung des Spexer-2000 entscheiden sollte, wird man dieses in das CMS330 integrieren, um damit eine Fähigkeit zur Drohnenabwehr abzubilden. Es ist des Weiteren geplant, das MK 99 von RTX und das EOS500 von Saab zur Feuerleitung der zukünftigen Waffensysteme einzusetzen. Ebenfalls wird voraussichtlich das AN/SPQ-9B Oberflächensuchradar zum Einsatz kommen.

Im Bereich der ASW-Sensorik soll F127 aktuellen Planungen zufolge mit einem hull-mounted sonar und einem passiven Schleppsonar ausgestattet werden. Hierbei gelten Atlas Elektronik oder Elbit Systems als aussichtsreiche Kandidaten. Des Weiteren kommt dem Vernehmen nach Elbits Aqua Marine als EW-Suite in Frage. Dies begründet sich darin, dass die Deutsche Marine das US-amerikanische SEWIP als zu kostspielig erachtet, während das KORA 40 von Rohde&Schwarz als zu leistungsschwach angesehen wird.

USS Jack H. Lucas (DDG-125); Erste Einheit der Flight III Konfiguration
Quelle: U.S. Navy

Abmessungen

Aufgrund des gestiegenen Forderungsniveaus ist F127 auf inzwischen 11.500 Tonnen Verdrängung angewachsen, was auf das Hinzufügen von zwei zusätzlichen Abteilungen zurückzuführen ist. Dementsprechend ist auch ein Längenzuwachs bei den Schiffen der Klasse 127 zu beobachten. Möglicherweise wird außerdem der zweite VLS-Block hinter der zweiten Insel platziert, da die beiden Inseln näher aneinander gerückt werden sollen.

F127 wird voraussichtlich mit einem vollwertigen Hubschrauberhangar und einem sogenannten Flexhangar ausgestattet, der das Mitführen eines zweiten Hubschraubers ermöglicht. Dazu kommen Stellplätze für vier ISO20 Container, die eine gewisse Modularität ermöglichen.

Fazit

F127 stellt angesichts des näherkommenden Nutzungsdauerendes der Fregatten der Klasse 124 eine hohe Priorität für die Deutsche Marine dar. Der vergangene Einsatz der Fregatte Hessen im Roten Meer unterstreicht hierbei den Bedarf an einer Nachfolge, um auch zukünftig zur Verbandsflugabwehr befähigt zu sein. Daher ist nur folgerichtig, dass der Haushaltsausschuss die Anschubfinanzierung freigegeben hat, um eine Verzögerung des Projektes zu vermeiden. Nun gilt es, die Beschaffung von mindestens sechs Fregatten F127 inklusive entsprechender Munitionsvorräte zu realisieren.

Anmerkung des Autors: Der Beitrag bezieht sich auf das Vorgehen bei einer Realisierung von F127 in Kooperation mit den USA. Falls F127 ohne US-Systeme wie AEGIS oder AN/SPY6(v)1 realisiert werden sollte, wird das Projekt erheblich zurückgeworfen.

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