Eurosatory 2024 – neue Kampfpanzer, Flakpanzer, Minenräumpanzer und Raketenwerfer vorgestellt

Eurosatory 2024 - neue Kampfpanzer, Flakpanzer, Minenräumpanzer und Raketenwerfer vorgestellt
Foto: Rheinmetall AG

Vier neue Kampfpanzer, zwei neue Flugabwehrkanonenpanzer, zwei neue Minenräumpanzer und ein neues Raketenartilleriesystem. Das waren für mich die Highlights der diesjährigen Eurosatory in Paris.

Kampfpanzer

Auf der Eurosatory 2024 haben KNDS und Rheinmetall gleich vier neue Kampfpanzermodelle vorgestellt. KNDS stellte den Leopard 2 A-RC 3.0, den Leclerc Evolution und den EMBT ADT 140 vor. Rheinmetall hat eine neue Version des Panther KF51 mit unbemanntem Turm.

Sowohl der Leopard 2 A-RC 3.0 als auch der Leclerc Evolution können als Zwischen- oder Brückenlösung zum Main Ground Combat System angesehen werden. Bei beiden Kampfpanzermodellen handelt es sich nach wie vor um Prototypen, die nicht serienreif sind, allerdings dürfte die Serienreife bis 2030 erreichbar sein. Insbesondere die Bundeswehr sucht nach einer Brückenlösung für ihre Kampfpanzerflotte, um die Lücke zwischen dem Leopard 2 A8 und dem MGCS zu überbrücken. Solch eine Brückenlösung soll ab 2030 zulaufen und voraussichtlich für mindestens 25 Jahre im Dienst bleiben, bis dann das MGCS übernimmt. Sofern es jemals dazu kommt. Die Chancen stehen nämlich nicht schlecht, dass die Brückenlösung mal wieder zur Dauerlösung wird. Da die Franzosen ihre Leclerc Kampfpanzer aktuell bereits auf den XLR-Stand modernisieren, dürfte eine Beschaffung des Leclerc Evolution durch die französischen Streitkräfte recht unwahrscheinlich sein. Vielmehr dürfte der Leclerc Evolution an die Vereinigten Arabischen Emirate und Jordanien gerichtet sein, die ihre Kampfpanzer demnächst modernisieren oder ersetzen müssten.

Leopard 2 A-RC 3.0 / Foto: Maik Geiermann

Der EMBT ADT 140 ist definitiv nur ein Demonstrator oder Showcar, der die Richtung anzeigt, wo beim MGCS die Reise hingeht. Er wird, sehr wahrscheinlich so wie er auf der Eurosatory präsentiert wurde, niemals in Serie gebaut werden. Dazu ist er auch gar nicht gedacht. Sondern es ist vielmehr ein Konzept von KNDS für das Main Ground Combat System, eher gesagt für die bemannte Plattform mit Bordkanone und Ladeautomat.

EMBT ADT 140 / Foto: Maik Geiermann

In eine ähnliche Richtung dürfte der Panther KF51 mit unbemanntem Turm gehen. Auch wenn er definitiv nicht im Rahmen von MGCS entwickelt wurde und wird. Sondern vielmehr als Konkurrenzprodukt oder Gegenentwurf anzusehen ist. Der Panther KF51 wurde von Rheinmetall ja bereits 2022 auf der Eurosatory vorgestellt. Nun ist man dieses Jahr einen Schritt weitergegangen und hat statt eines bemannten Turmes einen unbemannten Turm entwickelt und vorgestellt. Rheinmetall wurde darüber hinaus von Ungarn beauftragt, den Panther weiterzuentwickeln. Wo die Reise mit dem Kampfpanzermodell aber letztendlich hingeht, bleibt noch abzuwarten. Eine Beschaffung durch die Bundeswehr ist zumindest, solange das MGCS weiterläuft, so gut wie ausgeschlossen.

KF51-U / Foto: Rheinmetall AG

Mein Videobeitrag zur Thematik:

Flugabwehrkanonenpanzer

Das zweite Highlight der Eurosatory 2024 waren für mich die verschiedenen Flugabwehrkanonenpanzer, die Rheinmetall vorgestellt hat. Insgesamt drei verschiedene Varianten, um genau zu sein. Zum einen den bereits bekannten Skyranger 30 A3 auf Basis des GTK Boxer, welcher auch von der Bundeswehr im Rahmen des Luftverteidigungssystems Nah- und Nächstbereichsschutz beschafft wird. Zweitens wurde der Skyranger 30 erstmals auf Basis des Lynx KF41 vorgestellt. Diese Version beschafft Ungarn für seine Streitkräfte. Drittens wurde ein Skyranger 35-Turm auf Basis eines Leopard 2 Fahrgestells vorgestellt. Auch dies gab es bisher noch nicht öffentlich zu sehen. Während der Skyranger 30 A3 auf Basis des GTK Boxer sicherlich ein ideales System für die neuen Mittleren Kräfte des Heeres ist. Dürfte ein Kettenfahrzeug, welches bereits durch die Bundeswehr genutzt wird, wie zum Beispiel der Leopard 2, sicherlich eine gute Ergänzung für Schwere Kräfte sein. Da der Boxer nicht in der Lage ist, den gepanzerten Kampftruppen in jedem Gelände zu folgen. Was diese wiederum ohne Flugabwehrschutz dastehen lassen würde. Was, wie wir jeden Tag in der Ukraine beobachten können, eine ganz schlechte Idee ist. Die Beschaffung des Skyranger-Systems auf Basis eines Kettenfahrzeuges für die Bundeswehr dürfte aufgrund der knappen Haushaltsmittel jedoch leider so gut wie ausgeschlossen sein.

Skyranger 35 / Foto: Rheinmetall AG

Minenräumpanzer

Das dritte Highlight der Eurosatory 2024 waren für mich die beiden neuen Minenräumpanzer, die von Rheinmetall und der Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft vorgestellt wurden. Und das aus zwei Gründen: Zum einen ist bereits seit Längerem bekannt, dass die Bundeswehr ein Nachfolgesystem für ihre Minenräumpanzer vom Typ Keiler sucht. Zum anderen zeigt der Krieg in der Ukraine, wie wichtig diese Fähigkeit im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung ist. Deshalb hat Rheinmetall den Keiler Next Generation vorgestellt, der auf dem Fahrgestell des Pionierpanzers Kodiak basiert. Ausgestattet ist der neue Minenräumpanzer mit einem Minenpflug, einem raketengestützten Minenräumschnursystem, einem magnetischen Signaturduplikator und einem Fahrspurmarkierungssystem. Auf lockerem Untergrund soll der Keiler Next Generation mit dem Minenpfluch eine Minenräumgeschwindigkeit von bis zu 250 Metern pro Minute ermöglichen. Auf festem Untergrund kommt das raketengestützte Minenräumschnursystem zum Einsatz. Das System soll in der Lage sein, innerhalb von Minuten eine 160 Meter lange und neun Meter breite Schneise in Minenfelder und Sperren zu schlagen. Zum Selbstschutz verfügt der Keiler NG noch über eine ferngesteuerte Waffenstation vom Typ Natter mit einem schweren Maschinengewehr im Kaliber .50 und über das Schnellnebelsystem ROSY. Zukünftig sind noch die Integration eines aktiven Schutzsystems und die Möglichkeit zur Fernsteuerung des gesamten Minenräumpanzers geplant. Laut Rheinmetall könnte die bereits erfolgte Nachweisführung des Pionierpanzers Kodiak die Einführung des Keiler NG beschleunigen.

Die Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft hat ebenfalls einen neuen Minenräumpanzer vorgestellt, und zwar auf Basis des WiSENT 2. Dieser ist mit einem Minenräumpflug, einer Minenräumschnur und einem Fahrspurmarkierungssystem ausgestattet. Da der WiSENT 2 jedoch bisher nicht in der Bundeswehr eingeführt ist, der Kodiak jedoch aktuell als neuer Pionierpanzer zuläuft, dürfte der Keiler Next Generation der wahrscheinlichere Kandidat sein.

Keiler NG / Foto: Rheinmetall AG

Raketenartillerie

Das vierte und letzte Highlight der Eurosatory 2024 war für mich die Vorstellung des Raketenartilleriesystems GMARS. GMARS steht für Global Mobile Artillery Rocket Systems und wurde von Rheinmetall und Lockheed Martin gemeinsam entwickelt. Dabei handelt es sich um ein hochmobiles, allwetterfähiges und rund um die Uhr einsetzbares Raketenartilleriesystem auf Basis des bewährten HX-Lkw von Rheinmetall mit einem aus zwei sogenannten Pods bestehenden Mehrfachraketenwerfer sowie einer Feuerleitanlage. GMARS kann also doppelt so viel Munition aufnehmen wie das bereits im Einsatz befindliche HIMARS-System. Rheinmetall zielt mit diesem System natürlich auf das Vorhaben „Zukünftiges Systemen des Indirekten Feuers große Reichweite – Raketenwaffensystem“, welches die Artillerie ergänzen und langfristig ersetzen soll. Eigentlich galt der PULS vom israelischen Rüstungskonzern Elbit Systems lange als Favorit, allerdings kommt es aktuell zu Verzögerungen bei der Beschaffung. Einer der Hauptgründe dafür ist wohl, dass PULS derzeit nicht in der Lage ist, die im Bestand der Bundeswehr befindlichen GMLRS-Raketen zu verschießen. Es müssten also komplett neue Raketen für das PULS-System beschafft werden. Das GMARS-System von Rheinmetall und Lockheed Martin wiederum ist in der Lage, besagte Raketen zu verschießen. Was natürlich ein klarer Vorteil ist. Laut Rheinmetall verfügt das System bereits über einen hohen technologischen Reifegrad. Und wäre nach zwölf bis achtzehn Monaten ab Bestellung lieferbar. Hier gilt es also abzuwarten, für welches System sich die Bundeswehr letztendlich entscheidet.

GMARS / Foto: Rheinmetall AG
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