Deutschland vertieft militärische Zusammenarbeit im Nordatlantik

Deutschland vertieft militärische Zusammenarbeit im Nordatlantik
U212A | Foto: Bundeswehr / Marcus Mohr

Deutschland, Kanada und Norwegen haben am 20. Oktober 2025 in Ottawa ihre Pläne für eine intensivierte Militärkooperation vorgestellt. Verteidigungsminister Boris Pistorius traf sich mit seinen Amtskollegen David McGuinty und Tore O. Sandvik, um die Zusammenarbeit zur Sicherung des Nordatlantiks auszubauen. Die Gespräche fanden im Rahmen einer mehrtägigen Reise statt, die Pistorius zuvor nach Island geführt hatte.

Maritime Sicherheitspartnerschaft nimmt Formen an

Deutschland, Kanada, Norwegen und Dänemark bauen eine maritime Sicherheitspartnerschaft für den Nordatlantik auf. Die Initiative zielt auf die Erstellung eines gemeinsamen Lagebildes, U-Boot-Bekämpfung, die Sicherung der Seewege und den Schutz kritischer Unterwasserinfrastruktur ab. Durch den Austausch von Seeaufklärungsdaten sowie gemeinsame Ausbildungen und Manöver soll die Reaktionsfähigkeit der NATO gegen Bedrohungen im hohen Norden verbessert werden.

Die Luftwaffen und Marinen der beteiligten Länder planen gemeinsame Operationen mit U-Booten, Fregatten und dem bald verfügbaren Seefernaufklärer P-8A Poseidon. Pistorius betonte am 21. Oktober zusammen mit seinem norwegischen Amtskollegen Sandvik, dass gemeinsame Übungen die Allianz stärker machten. Die Partnerschaft erhöhe die NATO-Präsenz in nordatlantischen und arktischen Gewässern.

U-Boot-Kooperation als Kernelement

Ein zentrales Thema der Gespräche war die mögliche Vertiefung der Zusammenarbeit im Bereich der U-Boote. Deutschland und Norwegen entwickeln gemeinsam die U-Boot-Klasse 212 CD, die mit Brennstoffzellenantrieb, verbesserter Sensortechnik, größerer Reichweite und verringerter Schallsignatur ausgestattet ist. Beide Länder koordinieren Beschaffung, Ausbildung, Wartung und Logistik, was die Interoperabilität erhöht und Kosten senkt.

Deutschland und Norwegen werden jeweils sechs dieser Boote beschaffen, die unter anderem für die Unterstützung von Spezialkräften, den Schutz kritischer Infrastruktur und die U-Boot-Jagd geeignet sind. Das Projekt stärkt die Verteidigungsfähigkeiten der NATO insbesondere zum Schutz der GIUK-Lücke zwischen Grönland, Island und Großbritannien, die für die logistische Verbindung mit den USA und Kanada wichtig ist.

Kanada plant die Beschaffung zwölf neuer U-Boote und könnte von einem Anschluss an die Rüstungskooperation profitieren. Pistorius bezeichnete die Vorteile als offensichtlich und verwies auf die weltweit modernsten konventionellen U-Boote. Sandvik unterstrich, dass Norwegen ein stolzer Partner des Projekts sei. Mit Blick auf die Nähe zur russischen Nordmeerflotte betonte er: „Wir sind die Augen und Ohren im Norden.“

Engagement an der NATO-Ostflanke

Deutschland und Kanada arbeiten auch an der NATO-Ostflanke eng zusammen. Deutschland führt die multinationale Battlegroup in Litauen und baut dort eine Kampfbrigade auf. Kanada führt die Battlegroup in Lettland und plant ebenfalls den Ausbau seines Engagements. Pistorius begrüßte die kanadischen Pläne, die Militärpräsenz in Lettland bis 2026 zu verstärken.

Beide Länder koordinieren ihre Aktivitäten im 3+3-Format, in dem die Rahmennationen Deutschland, Kanada und Großbritannien ihre militärischen Aktivitäten mit den baltischen Gastgebernationen Litauen, Lettland und Estland abstimmen. Pistorius erklärte bei seinem dritten Besuch in Ottawa, die transatlantische Bindung sei stark. Zudem hob er Kanadas Einsatz bei der Ausbildung ukrainischer Soldaten und der Finanzierung von IRIS-T-Luftverteidigungssystemen hervor.

Island als strategischer Knotenpunkt

Vor seinem Kanada-Besuch hatte Pistorius Island besucht, wo ebenfalls die Stärkung der NATO-Verteidigungsfähigkeiten im Nordatlantik im Mittelpunkt stand. Obwohl Island über keine eigenen Streitkräfte verfügt, bietet das Land aufgrund seiner geostrategischen Lage wichtige Möglichkeiten zur Überwachung der Seewege. Deutschland möchte die isländische Hafeninfrastruktur künftig stärker nutzen und erwägt die zeitweilige Stationierung von P-8A Poseidon. Pistorius und die isländische Außenministerin Thorgerdur Katrín Gunnarsdóttir unterzeichneten dazu eine Absichtserklärung.

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