Deep Precision Strike Missile: Absichtserklärung soll demnächst unterzeichnet werden

Deep Precision Strike Missile: Absichtserklärung soll demnächst unterzeichnet werden
Foto: Clemens Speer

Bereits im April hatte Verteidigungsminister Boris Pistorius angekündigt, zusammen mit Frankreich die Entwicklung einer weiterreichenden Abstandswaffe zu untersuchen. Am 24. Juni erklärte er in einer Pressekonferenz in Paris, dass er weitere Partner für dieses Vorhaben gewinnen möchte. Ziel ist es, bis zum bevorstehenden NATO-Gipfel in Washington eine Gruppe europäischer Staaten zu versammeln, die gemeinsam die Fähigkeitslücke bei Abstandswaffen großer Reichweite schließen wollen. In Washington soll eine Absichtserklärung unterzeichnet werden.

Frankreich schlägt vor, die Missile de Croisière Naval (MdCN) als Basis für die neue Waffe zu nutzen, wie Verteidigungsminister Sebastien Lecornu andeutete. Polen zeigt ebenfalls Interesse. Der Hersteller MBDA präsentierte auf der Messe Eurosatory ein Modell und schlug vor, die MdCN auch als Boden-Boden-Variante zu entwickeln, montiert auf Lkw. Dies würde die Waffe schwerer zu entdecken machen und eine ständige Bedrohung darstellen. MBDA plant, vier Flugkörper pro Lkw zu installieren, mit einem Command-and-Control-Fahrzeug als Feuereinheit. Die Reichweite soll über 500 km betragen. Der fast 1.400 kg schwere Marschflugkörper hat einen 250-kg-Gefechtskopf und wurde in Europa entwickelt, ohne US-Komponenten, die dem ITAR-Exportkontrollregime unterliegen. Die Anpassung für die Boden-Boden-Anwendung sei laut MBDA schnell möglich. Auch wenn die Produktion derzeit nicht läuft, seien die Produktionsanlagen bereit.

Ob Pistorius die MdCN als Basis für den neuen Flugkörper nutzen will, ist unklar. Er betonte lediglich, dass die Fähigkeitslücke bei Abstandswaffen mittel- bis langfristig geschlossen werden soll. Interessant ist, dass das BMVg kurz davor steht, über 600 Millionen Euro in die Entwicklung des Seeziellenkflugkörpers Tyrfing zu investieren. Diese Waffe soll ab 2035 von deutschen Fregatten eingesetzt werden können und eine Reichweite von bis zu 1.000 km haben. Darüber hinaus laufen aktuell Tests, die norwegische Naval Strike Missile in das Raketenartilleriesystem PULS zu integrieren. Auch für die 3SM Tyrfing wäre eine ähnliche Anwendung denkbar, allerdings halt erst ab Mitte des nächsten Jahrzehnts und damit sehr wahrscheinlich zu spät für das Vorhaben „Deep Precision Strike Missile“.

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