Die Bundesregierung hat entschieden, bis auf Weiteres keine Waffen mehr an Israel zu liefern. Das geht aus einer Pressemitteilung vom 8. August 2025 hervor. Begründet wird diese Entscheidung mit dem „noch härteren militärischen Vorgehen der israelischen Armee im Gazastreifen“, welches in der Nacht vom siebten auf den achten August vom israelischen Sicherheitskabinett beschlossen wurde.
Wenn gleich die Entscheidung der Bundesregierung aus humanitären und moralischen Gründen verständlich sein mag, so birgt sie gleichzeitig möglicherweise auch unvorhersehbare Konsequenzen für Deutschland. Die Frage „Was ist, wenn Israel nachzieht und seinerseits keine Waffen mehr an Deutschland liefert?“, scheint sich zumindest niemand gestellt zu haben. Denn Deutschland ist tatsächlich abhängiger von israelischen Waffenlieferungen als Israel von deutschen. Darüber hinaus spielen die Waffen, die Deutschland nach Israel geliefert hat (bspw. Korvetten und U-Boote), im aktuellen Gaza-Konflikt sowieso kaum eine Rolle.
Deutschland hingegen ist bei einigen wichtigen Beschaffungsvorhaben zur Aufrüstung der Bundeswehr auf Waffenlieferungen aus Israel angewiesen. Sollten diese ausbleiben, würde dies die deutsche Aufrüstung teils empfindlich treffen. Das wahrscheinlich wichtigste Rüstungsprojekt in Kooperation mit Israel ist die Beschaffung des Raketenabwehrsystems Arrow. Israel könnte dessen Lieferung problemlos verzögern oder gar stoppen, allein mit dem Hinweis auf den hohen Verbrauch von Abwehrlenkflugkörpern im Krieg gegen den Iran.
Darüber hinaus gibt es weitere Projekte, bei denen Deutschland auf Israel angewiesen ist. Bei den Drohnen des Typs German Heron TP (GHTP) beispielsweise. Deutschland hat fünf dieser Fluggeräte von Israel geleast und würde darüber hinaus gerne drei weitere leasen, bis voraussichtlich ab 2030 die in Entwicklung befindliche Eurodrohne übernehmen soll. Ohne Israel geht bei Ausbildung und Betrieb dieses Waffensystems gar nichts.
Auch im Bereich der Raketenartillerie ist man auf die Kooperation mit Israel angewiesen. So beschafft Deutschland als Ersatz für die an die Ukraine abgegebenen MARS-II-Mehrfachraketenwerfer fünf PULS vom israelischen Rüstungskonzern Elbit Systems. Darüber hinaus plant Deutschland die Beschaffung von bis zu 300 weiteren dieser Raketenartilleriesysteme. Wie wichtig Raketenartillerie in modernen Kriegen ist, kann man durch einen Blick auf den Krieg in der Ukraine leicht erahnen. Sollte Israel die Lieferung der PULS an Deutschland stoppen, würde der Wiederaufbau der Artilleriefähigkeiten des Deutschen Heeres zumindest empfindlich verzögert werden.
Dies sind nur drei Beispiele, um zu verdeutlichen, wie kurzsichtig die Entscheidung der Bundesregierung in diesem Fall war. Die Liste an Vorhaben, bei denen Deutschland von Israel abhängig ist, ist lang (DIRCM, Soldatenfunk, BlueWhales u. v. m.) und ein Stopp der Lieferungen seitens Israel an Deutschland würde Deutschland empfindlicher treffen als der nun verkündete Stopp der Bundesregierung gegenüber Israel!
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