Die Bundeswehr will ihre Feldbekleidung mittelfristig vollständig auf das Tarnmuster „Multitarn“ umstellen und damit das seit Anfang der 1990er-Jahre eingeführte Flecktarn ablösen. Bisher war Multitarn vor allem bei Spezialkräften im Einsatz. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums ist ab 2026 die querschnittliche Beschaffung persönlicher Ausrüstung im Multitarndruck vorgesehen; die flächendeckende Umrüstung der Truppe ist dem Vernehmen nach für 2028/2029 geplant, so berichtet es Hartpunkt. Mit der Einführung entfällt die bislang getrennte Ausstattung für unterschiedliche Klimazonen (Fünf- bzw. Dreifarbflecktarn).
Multitarn wurde vor rund zehn Jahren vom Wehrwissenschaftlichen Institut für Werk- und Betriebsstoffe (WIWeB) entwickelt. Ziel ist kein für jede Umgebung optimiertes Muster, sondern eine verlässliche Grundtarnung in möglichst vielen Einsatzszenarien. Studien des WIWeB befürworteten vor dem Hintergrund veränderter Vegetation die querschnittliche Einführung; in urban geprägten Lagen schneide Multitarn demnach besser ab als der 5-Farb-Tarndruck, auch wenn dieser im europäischen Mischwald weiterhin Vorteile haben kann. Die bisherige Sonderrolle der Spezialkräfte hatte Kritik ausgelöst, weil die abweichende Bekleidung Identifizierbarkeit begünstigen könne. Bereits Ende 2022 sprachen sich bevollmächtigte Vertreter der Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche für eine Einführung über alle Bereiche aus. Gegenpositionen gab es ebenfalls, etwa mit dem Hinweis, „Ganzjahreslösungen“ ersetzten spezialisierte Muster nicht in jeder Lage. Ein weiterer Vorteil der Umstellung: Als Eigenentwicklung liegen die Rechte am Muster beim Bund, was ein Vorgehen gegen unautorisierte Kopien erleichtert.
Parallel plant das Ministerium unter dem Projekt „Feld Ausstattung Soldat Erweiterte Reserve“ (FASER) die Bevorratung von Kampfbekleidung und individueller Schutzausstattung für 460.000 Soldatinnen und Soldaten zuzüglich 40 Prozent Umlaufreserve, so berichtet es Hartpunkt. Folglich dürfte die Beschaffung von rund 644.000 Sätzen Kampfbekleidung und Schutzausstattung bevorstehen. Dazu zählen u. a. Schutzhelme, Schutzwesten und ggf. Sprechsätze mit Gehörschutz. Die jüngst beschlossene Entkopplung von Personal-, Material- und Infrastrukturplanungen soll die Beschaffung beschleunigen. Laut Ministerium wird kurzfristig der Bestand an Kampfbekleidung spürbar erhöht und die langfristige Versorgung vertraglich abgesichert – einschließlich der mittelfristigen Umstellung auf Multitarn. Konkrete Zeit- und Kostenangaben hierfür stehen noch aus.
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