Die europäische Rüstungsorganisation OCCAR hat am 17. Oktober 2025 einen Großauftrag über 222 Radschützenpanzer vom Typ Schakal erteilt. Die Bestellung erfolgte nur zwei Tage nachdem der Haushaltsausschuss des Bundestags grünes Licht für die Beschaffung gegeben hatte. Von den insgesamt 222 Fahrzeugen gehen 150 an die Bundeswehr und 72 an die niederländischen Streitkräfte.
Vertragsdetails und Finanzierung
Der Vertrag mit der ARTEC GmbH, einem Gemeinschaftsunternehmen von Rheinmetall und KNDS Deutschland, wurde als 18. Änderungsvertrag zum bestehenden Boxer-Serienvertrag abgeschlossen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 3,4 Milliarden Euro und werden aus dem regulären Verteidigungshaushalt finanziert. Eine Vorauszahlung von rund 222 Millionen Euro soll die Vorbereitungen für die Serienfertigung unterstützen.
Neben den Fahrzeugen umfasst der Auftrag ein Logistikpaket mit Ersatzteilen, Ausbildungsmitteln und Sonderwerkzeugen. Zusätzliche Optionen wie Schutz gegen Panzerabwehrhandwaffen, Beschussdetektion und Drohnenabwehr sind ebenfalls vorgesehen. Der Vertrag enthält zudem eine Option auf bis zu 248 weitere Fahrzeuge – 200 für Deutschland und 48 für die Niederlande.
Lieferung und strategische Bedeutung
Die ersten Serienfahrzeuge sollen Ende 2027 an die Bundeswehr ausgeliefert werden, die Niederlande erhalten ihre ersten Systeme voraussichtlich Ende 2028. Die komplette Auslieferung ist bis 2031 geplant. Sollte die Zusatzoption gezogen werden, würde das Deutsche Heer über bis zu 350 SPz Schakal verfügen – ausreichend für fünf bis sechs Panzergrenadierbataillone mit einer Umlaufreserve von 40 Prozent.
Der Schakal wird das primäre Waffensystem der Panzergrenadierbataillone der neu aufgestellten „Mittleren Kräfte“ darstellen. Nach aktueller Planung sollen zwei Verbände samt Schul- und Übungsorganisation mit dem System ausgestattet werden. Fachleute erwarten weitere Beschaffungen, sobald die künftige Heeresstruktur finalisiert wurde.
Technische Innovation
Der Schakal kombiniert das bewährte Fahrmodul des GTK Boxer mit dem Turm des Schützenpanzers Puma. Als erstes Boxer-Fahrzeug der Bundeswehr basiert er auf dem Future Common Drive Module, das eine maximale Traglast von 40 Tonnen ermöglicht. Das neue Fahrmodul verfügt über verbesserte Reifen, ein modifiziertes Fahrwerk und eine 6-Punkt-Lagerung für Missionsmodule – bei gleichzeitiger Abwärtskompatibilität zu bestehenden Modulen.
Besonders flexibel zeigt sich das Antriebskonzept: Die Fahrmodule können sowohl den klassischen MTU-Dieselmotor mit 530 kW als auch die leistungsstärkere britische Variante mit 600 kW aufnehmen. Im Gefecht könnte sogar ein Triebwerkswechsel zwischen den verschiedenen Motortypen durchgeführt werden.
Bewaffnung und Schutzsysteme
Die Hauptbewaffnung besteht aus einer stabilisierten MK 30-2/ABM-Maschinenkanone im Kaliber 30 x 173 mm von Rheinmetall, die eine präzise Zielbekämpfung im Stand und während der Fahrt ermöglicht. Angesichts der wachsenden Drohnenbedrohung wurde der Turm weiterentwickelt, um effektiven Selbstschutz gegen Kleinstdrohnen zu bieten – diese Fähigkeit soll in den Serienfahrzeugen standardmäßig integriert sein.
Zur Panzerabwehr verfügt der Schakal über einen an der linken Turmseite montierten Werfer mit zwei MELLS-Panzerabwehrlenkflugkörpern (Spike LR/LR2). Ein koaxiales Maschinengewehr ergänzt die Bewaffnung.
Das Fahrzeug wird mit dem leistungsgesteigerten Selbstschutzsystem MUSS 2.0 sowie einem 360-Grad-Sichtsystem ausgestattet. Für Aufklärung und Beobachtung dient die Optronic Digital Waffenstation (WAO) mit hochauflösenden Infrarot- und Tageslichtsensoren, die stufenlos zoomen können und vollständig stabilisiert sind.
Kampfraum und Besatzung
Der Kampfraum bietet neben der dreiköpfigen Besatzung (Fahrer, Kommandant und Richtschütze) Platz für sechs voll ausgerüstete Grenadiere. Im Vergleich zum Puma ist der Kampfraum etwas schmaler, dafür aber höher konzipiert. Dies beseitigt die aus dem Puma bekannte Größeneinschränkung für die Besatzung.
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