D-LBO unter Druck: Bundeswehr ringt mit Technikproblemen und Verzögerungen

D-LBO unter Druck: Bundeswehr ringt mit Technikproblemen und Verzögerungen
Foto: Rohde & Schwarz

Die Bundeswehr kommt bei der Digitalisierung ihrer Landstreitkräfte langsamer voran als geplant. Verteidigungsminister Boris Pistorius traf sich daher am 3. Dezember 2025 im Berliner Bendlerblock mit Vertretern von sechs beteiligten Rüstungsunternehmen, um Probleme und Gegenmaßnahmen zu besprechen. Anschließend wurden die Ergebnisse auf einer Pressekonferenz vorgestellt.

Großprojekt D-LBO unter Zeitdruck

Kern der Digitalisierung ist das Programm Digitalisierung landbasierter Operationen (D-LBO). Bis Ende 2027 sollen im ersten Schritt mehr als 10.000 Gefechts- und Unterstützungsfahrzeuge der 10. Panzerdivision für vernetzte Gefechtsführung ertüchtigt werden. Hintergrund ist das Ziel, künftig zusammen mit NATO-Partnern Multi-Domain-Operationen in Echtzeit führen zu können. Deutschland hat gegenüber der NATO zugesagt, den fest eingeplanten Großverband bis 2027 digital aufzurüsten.

Das Programm hat ein Volumen von rund 11,5 Milliarden Euro und wird gemeinsam mit mehreren Rüstungsunternehmen umgesetzt. Pistorius sprach von einem Technologiesprung von etwa 40 Jahren für das Heer.

Technische Probleme und Verzögerungen

Ein jüngster Test habe gezeigt, dass es zwar Fortschritte gebe, aber weiterhin erhebliche Defizite bestünden, so Pistorius. Bei der Führungsfunk-Kommunikation seien viele Probleme behoben worden. Weiterhin kritisch seien jedoch:

  • instabile Datenübertragung bei hoher Systemauslastung
  • Schwierigkeiten im Zusammenspiel einzelner Softwarekomponenten
  • unzureichende Funkreichweite

Hinzu kommt, dass die Industrie die Musterintegration vieler Fahrzeugtypen nicht rechtzeitig abgeschlossen hat. Dadurch verschiebt sich auch der Zeitplan für die Serienintegration.

Anpassung des Umrüstplans und Mischbetrieb

Als Reaktion wird die Reihenfolge der Umrüstung geändert: Zunächst sollen Fahrzeuge mit geringerer Einsatzrelevanz digitalisiert werden. Dies soll Zeit schaffen, um bei zentralen Waffensystemen technische Probleme zu lösen. Der Start der regulären Serienintegration ist weiterhin für Anfang 2026 vorgesehen.

Damit gewinnt der Mischbetrieb – also das gleichzeitige Führen analoger und digitalisierter Fahrzeuge – an Bedeutung. Pistorius bezeichnete ihn als Priorität, räumte aber ein, dass es auch dort noch Probleme bei der Sprachübertragung gibt.

Zur Steuerung des Projekts wird im Verteidigungsministerium eine eigene Stabsstelle eingerichtet. Zudem sollen Projektkontrolle im Beschaffungsamt verstärkt und ein Koordinator nach Munster entsandt werden, wo die Umrüstung der Fahrzeuge erfolgt.

Ziel bleibt: 10. Panzerdivision bis 2027 digital

Vertreter der Industrie hätten zugesichert, dass die Digitalisierung der 10. Panzerdivision bis 2027 weiterhin erreichbar sei, betonte Pistorius. An diesem Ziel halte man fest, die offenen Punkte müssten nun enger abgestimmt und schrittweise abgearbeitet werden.

Abschließend stellte der Minister klar, dass es keine verantwortbare Alternative zur Digitalisierung der Landstreitkräfte gebe. Nur so könne die Bundeswehr im Verbund mit den Bündnispartnern sicher und interoperabel kommunizieren.

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