„Tempo statt Perfektion“: Experten fordern Neustart der deutschen Verteidigungswirtschaft

„Tempo statt Perfektion“: Experten fordern Neustart der deutschen Verteidigungswirtschaft
HX-2 in der Resilienzfabrik | Foto: Helsing

Der Beraterkreis des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie für den Hochlauf der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie hat am 5. November 2025 ein wegweisendes Strategiepapier vorgelegt, das eine grundlegende Neuausrichtung der deutschen Verteidigungswirtschaft fordert. Das Gremium unter Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche besteht aus vier hochkarätigen Experten: dem Ökonomen Moritz Schularick (Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft), dem Manager René Obermann, dem Politikwissenschaftler Nico Lange (Senior Fellow bei der Münchner Sicherheitskonferenz) und Generalleutnant a.D. Joachim von Sandrart.

Zentrale Kritik und Ausgangslage

Die Berater zeichnen ein kritisches Bild der bisherigen Verteidigungsstrategie und stellen fest: „Der Ansatz, alles so zu machen wie immer, nur mit viel mehr Geld, ist gescheitert“. Deutschland und Europa seien im technologischen Wettlauf zurückgefallen, was nicht nur die Sicherheit gefährde, sondern auch ganze Wertschöpfungsketten bedrohe. Angesichts der veränderten sicherheitspolitischen Bedrohungslage kommt dem raschen Hochlauf der deutschen und europäischen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie eine herausragende Bedeutung zu.

Kernforderungen der Strategie

Zehn-Jahres-Investitionsplan

Das Strategiepapier fordert einen langfristigen Verteidigungsinvestitionsplan für die Bundeswehr. Dieser soll der Industrie Planungssicherheit geben und als Signal dienen, um in Forschung, Entwicklung und den Produktionsaufbau zu investieren. Die Ministerin unterstützt diesen Ansatz ausdrücklich und betont, dass wirtschaftliche Stärke auch über sicherheitspolitische Stärke entscheide.

Verbindliche Technologie-Quote

Eine der zentralen Empfehlungen ist die Einführung einer verbindlichen Technologie-Quote: Ab 2026 soll ein Zehntel des Beschaffungsbudgets für neue Technologien wie Drohnen, Software und Künstliche Intelligenz reserviert werden. Diese Quote soll bis 2030 schrittweise auf 30 Prozent ansteigen. Der Fokus liegt dabei auf Zukunftstechnologien in den Bereichen Hochtechnologie, Raumfahrt, KI, Robotik und Satellitenkommunikation.

Neue Beschaffungsprinzipien

Das Papier fordert eine radikale Beschleunigung bei der Beschaffung nach dem Grundsatz „Tempo geht vor Perfektion“. In der modernen Kriegsführung gewinne derjenige, der seine Streitkräfte am schnellsten mit Technologie versorgen könne. Zusätzlich soll das Prinzip „Beschaffen, auch um zu exportieren“ zum neuen Standard werden, um durch höhere Stückzahlen Kosten zu senken und die industrielle Basis zu stärken.

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